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Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 24. Mai 2005, 09:50
von Pimpinella
Gartenbücher haben wir ja wohl alle, aber in welchen Büchern spielen Gärten und Gärtner eine Rolle? Bisher habe ich nicht so drauf geachtet, aber je mehr ich gärtnere, desto mehr interessiert mich das Thema. Die ersten, die mir einfallen, sind die untergangsgeweihten Amateur-GaLaBauer in Goethes Wahlverwandschaften und Jane Austens Mansfield Park, ziemlich zeitgleichen Büchern, in denen die jeweiligen Parks eine große symbolische Rolle für die Handlung spielen. Phantastisch ist das Kapitel in Mansfield Park, wo sich die diversen Liebespaare im Dickicht verlieren, über Zäune und Hahas klettern, während der bedauernswerte Hausherr (angestachelt vom Don Juan der Geschichte) umherirrt und überlegt, welche großen Bäume er alle fällen lassen will, um den Park zu "verbessern".Sehr bewegend ist auch die Rolle, die die Gärtner in Thomas Bernhards fulminantem Roman Auslöschung spielen, in dem der Protagonist Franz-Josef Murau nach dem Tod seiner halben Familie auf das elterliche Schloss Wolfsegg zurückkehrt, um mit der Nazi-und generellen Vergangenheit, mit Österreich und der Welt im allgemeinen (das ist die Wahrheit!) Schluss zu machen. Zitat:[size=0]Wenn ich ins Gärtnerhaus hinüberging, ging ich zum Volk, hatte ich zu Gambetti gesagt, und das Volk liebte ich. .... Genauso, wie ihre Pflanzen, behandelten sie auch mich, wenn ich zu ihnen gekommen war, liebevoll. Sie hatten für meine Bedrängnisse und Nöte Verständnis, genau das Verständnis, das dir Jäger mir gegenüber niemals gehabt haben, sie hatten nur immer ihre herrschaftlichen Sprüche für mich parat, glaubten, mri als ganz kleines Kind schon nur ihre anzüglichen Witze erzählen zu müssen, mich mit über ihren Köpfen geschwenkten Schnapsflaschen aufheitern zu können, wo sie mich durch diese abstoßende Art ihres Auftretens nur noch unsicherer und trauriger machten, als ich schon war, im Gegensatz zu den Gärtnern, die mich, ohne viel Wörter, verstanden und mir in jedem Fall helfen konnten. ... Zu den Gärtnern ging ich, wenn ich unglücklicher, als erträglich war, wenn ich in höchste Not gewesen bin, hatte ich zu Gambetti gesagt, nicht zu den Jägern. In Wolfsegg hatten sich immer zwei Lager gegenübergestanden, die der Jäger und die der Gärtner. [/size]
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 24. Mai 2005, 10:36
von Hortulanus
Ein literarisch bedeutsamer Gärtner kommt ja wohl in "Lady Chatterley`s Lover" von Lawrence vor
.Ansonsten spielen Gärten oder Gärtner immer wieder eine Rolle, aber momentan will mir nicht einfallen, wo diese prägend sein soll. Allenfalls in dem modernen Roman "Die Rosenzüchterin" von Ch. Link. Und dann noch in der Trivialliteratur der bonbonrosafarbenen Pilcher.
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 24. Mai 2005, 11:12
von amrita
aber in welchen Büchern spielen Gärten und Gärtner eine Rolle?
Etwas weiter gefasst fällt mir dazu auf Anhieb "Die Rosenkreuzung" von Nicholas Jose ein: Ein britischer Gelehrter, dessen Traum und mittlerweile Lebensinhalt es geworden ist, eine schwarze Rose zu züchten, und seine Tochter stranden im 17. Jahrhundert auf einer Insel im indischen Ozean. Dort finden sie einen alten chinesischen Eunuchen und dessen Schützling, den impotenten Kaiserspross Taizao vor, die eine gelbe Rose aus dem Orient mitführen. Das anfängliche Misstrauen legt sich, als der Gelehrte und der Eunuch über die Rosenzucht ihre Seelenverwandtschaft entdecken. Die Vereingigung/Kreuzung der beiden Rosen steht in diesem Buch für die Annäherung der beiden Kulturen und deren Protagonisten.Über die literarische Qualität des Buches kann man durchaus unterschiedlicher Auffassung sein...Liebe Grüßeamrita
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 24. Mai 2005, 11:22
von Hortulanus
und mit einem kleinen Augenzwinkern: Nero Wolfe, der übergewichtige, aber geniale Detektiv in den Krimis von Rex Stout. Orchideenzüchter (im Dachgarten)und Biertrinker mit ausgeprägter Passion.
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 24. Mai 2005, 12:15
von Pimpinella
Ein literarisch bedeutsamer Gärtner kommt ja wohl in "Lady Chatterley`s Lover" von Lawrence vor
So weit ich mich erinnere, war Mellors aber der Gamekeeper, also Wildhüter, also tendenziell eher einer von den Jägern.Virginia Woolf's
Orlando ist ja eine Hommage an eine der größten Gärtnerinnen aller Zeiten, Vita Sackville-West (die Woolf's Geliebte war), aber ich erinnere mich nicht mehr, ob der Garten in dem Roman irgendeine Rolle spielt, oder ob sie zu der Zeit überhaupt schon Gärtnerin war.Und dann gibt es noch den Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland...
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 24. Mai 2005, 13:28
von Hortulanus
Gut, gut, wenn du es so genau nimmst... :PDann nehmen wir eben eine Geschichte aus dem Decamerone. Die, wo da der junge Gärtner in dem Nonnenkloster ...usw. usf. Etwas seriöser der Mönch von Heisterbach.Und dann ist da noch die Geschichte mit dieser Monokultur im nachbarlichen Garten, nach der es einer Schwangeren gelüstet. Der Ehemann wird zur widerrechtlichen Ernte überredet (Mundraub?) mit katastrophalen Folgen. Unrecht gedeiht eben nicht (oder nur sehr selten).
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 24. Mai 2005, 20:55
von Pimpinella
Oder: lege dich nie mit einem Gärtner an!Samwise Gamgee ist natürlich auch ein großer Gärtner, dessen Gärtnerhaftigkeit auch tatsächlich eine Rolle spielt.Und da wir schon bei solchen Büchern sind - man bedenke, dass die Zauberschüler auf Hogwarts jede Woche eine Doppelstunde Herbology haben und ganz schön ranmüssen.
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 25. Mai 2005, 10:39
von Hortulanus
Eine der anrührendsten Gartengeschichten stammt von Oscar Wilde: "The Selfish Giant".Und dann wurde bislang ein wichtiges "Buch" vergessen: die Bibel mit ihrer Schöpfungsgeschichte und dem Garten Eden"Dann legte Gott im Osten, in der Landschaft Eden, einen Garten an. Er ließ aus der Erde alle Arten von Bäumen wachsen. Es waren prächtige Bäume und ihre Früchte schmeckten gut. Dorthin brachte Gott den Menschen, den er gemacht hatte. In der Mitte des Gartens wuchsen zwei besondere Bäume: der Baum des Lebens, dessen Früchte Unsterblichkeit schenken, und der Baum der Erkenntnis, dessen Früchte das Wissen verleihen, was für den Menschen gut und was für ihn schlecht ist. In Eden entspringt ein Strom. Er bewässert den Garten und teilt sich dann in vier Ströme. Der erste heißt Pischon; er fließt rund um das Land Hawila, wo es Gold gibt. Das Gold dieses Landes ist ganz rein, außerdem gibt es dort kostbares Harz und den Edelstein Karneol. Der zweite Strom heißt Gihon; er fließt rund um das Land Kusch. Der dritte Strom, der Tigris, fließt östlich von Assur. Der vierte Strom ist der Eufrat. Gott, der Herr, brachte also den Menschen in den Garten Eden. Er übertrug ihm die Aufgabe, den Garten zu pflegen und zu schützen. Weiter sagte er zu ihm: »Du darfst von allen Bäumen des Gartens essen, nur nicht vom Baum der Erkenntnis. Sonst musst du sterben.""
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 25. Mai 2005, 10:45
von riesenweib
...Weiter sagte er zu ihm: »Du darfst von allen Bäumen des Gartens essen, nur nicht vom Baum der Erkenntnis. Sonst musst du sterben.""
wir hätten also ewig leben dürfen? hmm
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 25. Mai 2005, 10:55
von Hortulanus
wir hätten also ewig leben dürfen? hmm
Ich schon
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 25. Mai 2005, 11:05
von riesenweib
zurück zum thema
, wollte grade schuldbewusst mein post ergänzen um:gärtnerisch hochinteressante passagen sind in Adalbert Stifters's roman
Nachsommer zu lesen, wenn der gutshof eines der protagonisten geschildert wird. interessante rosenkultivierungstechniken, z.b. wie erzeuge ich eine von oben bis unten in rosen gekleidete hauswand. handelt mitte 19 jhdt.lg, brigitte
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 25. Mai 2005, 12:59
von Hortulanus
Erinnere mich nicht mehr ganz genau, aber spielen nicht auch in Patrick Süßkinds "Das Parfüm" Gärten und Pflanzen (als Duftlieferanten) eine große Rolle?
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 25. Mai 2005, 13:31
von riesenweib
ja, die parfumstädte wie Grasse kommen sicher vor, und welche pflanzen kultiviert werden.
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 25. Mai 2005, 13:53
von Ismene
Oh ja, Hortu und Brigitte in "Das Parfüm" werden die Duftpflanzen ausführlich beschrieben. Auch ein Grund das Buch mal wieder zu lesen. :)Mir fällt jetzt noch ein Schriftsteller ein, der auch immer ausführliche Pflanzenbeschreibungen einfließen lässt. In einem Buch beschreibt er einen besonderen Gärtner :seinen Vater, der Totengräber und Friedhofsgärtner ist.Maarten 't Hart in Gott fährt Fahrrad ."Ich ging am Jüdischen Friedhof vorbei und sah, dass das so seltene Glaskraut überall in den Rissen der Steine wucherte und sie hier und da völlig bedeckte. Der Jüdische Friedhof war von einer Hecke eingefasst. Auf dem abschüssigen Ufer des Grabens dahinter erhob sich mannshoch der Wiesenkerbel. (...)Ich rief meinen Vater an und fragte, ob ich am nächsten Tag kommen und Laub zusammenharken dürfte. Mein Vater verstand nicht, warum ich so eine einfache Arbeit machen wollte. (...)Während ich um mich herum die Herbstfarben leuchten sah und den Geruch von Moder und Humus einatmete und das ruhige, müde, goldne Sonnenlicht durch die Bäume schien, wusste ich , dass ich auch deshalb dort lief, weil das Sterben hier am einfachsten zu verarbeiten sein würde, hier, zwischen den Grabsteinen, die bis zu den untersten Buchstaben noch im Nebel standen. (..)Ich harkte die heruntergefallenen Blätter vorsichtig zusammen. Ich dachte: Ich sollte jetzt, heute, vorsichtig mit meinem Vater über seine Krankheit sprechen."
Re:Gärten und Gärtner in der Literatur
Verfasst: 25. Mai 2005, 14:13
von riesenweib
Ralf Lilienthal (ich hoffe ich hab den namen jetzt richtig im kopf) hat jeden monat im der Gartenpraxis ein essay, sehr oft über ein gärtnerndes buch...... und immer sind zitate drin, wie Ismenes. :)lg, brigitte