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Überdüngter Boden, was nun? (Gelesen 26837 mal)
Moderator: Conni
Überdüngter Boden, was nun?
Meine Vorgänger im Kleingarten hatten es mit der Düngung zu gut gemeint, habe ich jetzt durch eine Bodenuntersuchung erfahren. Vor allem Phosphat und auch Magnesium sind sehr hoch. Kalium eher niedrig, Stickstoff wird nicht gemessen, weil er sich schnell rauswäscht.Nun ist mein Boden auch sandig und ich hätte gerne die Struktur verbessert und den Bodelebewesen auch mit ordentlich Kompost auf dei Sprünge geholfen. Allerdings enthält gerade Kompost auch viel Phosphat.Hat jemand eine Idee für mich, was ich sonst an organischen Maßnahmen machen kann (Mulchen mit Grasschnitt schadet bestimmt nicht, oder? Und sonst?)
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind (Karl Valentin)
Re:Überdüngter Boden, was nun?
Hallo,da habe ich gerade ein Untersuchung aus Erfurt gelesen. Grasmulch bringt große Nährstoffmengen, auch von Stickstoff. Eine schädliche Überdüngung mit Magnesium und Phosphor wird es unter normalen Verhältnissen wohl kaum geben. Ich schaue mal in einem Buch nach, wodurch sich Phosphorüberschuss bemerkbar macht.Viele GrüßePeter
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re:Überdüngter Boden, was nun?
Zuviel Phosphor erschwert den Pflanzen wohl die Aufnahme von Eisen und führt zu Chlorosen. Vor allem bei kalkhaltigen Böden, und ich habe dort auch einen hohen PH-Wert.
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind (Karl Valentin)
Re: Überdüngter Boden, was nun?
Ich würde jede Menge Starkzehrer anpflanzen, Kohl, Sonnenblumen, Kartoffeln, zumindest im Gemüsebeet. Bei Stauden und Gehölzen einfach längere Zeit nicht mehr düngen, oder nur mit Rasenschnitt mulchen, bis die Katastrophe abgebaut ist.
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
Re:Überdüngter Boden, was nun?
Wie wäre es, wenn Du die Bodenstruktur mit Rindenmulch oder Torf, vielleicht auch Niedermoortorf aus Meliorationsmaßnahmen (Grabenberäumung) verbesserst. Diese Materialien senken zudem den zu hohen pH-Wert. Mulch aus Grasschnitt setzt sich schnell um und führt nicht zu einer anhaltenden Strukturverbesserung. Grüße Blumenfee
Re:Überdüngter Boden, was nun?
Ist zwar verpönt aber bei sandigen Böden die überdüngt sind könnte Torf helfen.Da der praktisch keine Nährstoffe enthält kann man damit den Nährstoffanteil im Boden senken.Ist halt die Frage ob man Torf im Garten verwenden will.
Re:Überdüngter Boden, was nun?
Phosphor kann durch Kalk und Eisen immobilisiert werden.Kalk hast Du, sagst Du, genug, noch mehr Kalk wird den Boden wohl zu alkalisch machen. Möglicherweise kann maßvolles "Düngen" mit Eisensulfat etwas Phosphor binden und gleichzeitig den pH.Wert etwas senken. Natürlich schadet das auch den Pflanzen, wäre daher nur mit einer Brache sinnvoll.In der Praxis ist zu viel Phosphor kaum schädlich, man düngt dann halt, wenn notwendig, mit phosphorfreien Düngemitteln.Mit Starkzehrern kriegt man zu viel Kali heraus, auch brauchen die eher Stickstoff. Außerdem müßtest Du die Pflanzen dann außerhalb entsorgen, über den Kompost kämen die Nährstoffe ja wieder in den Boden zurück.
- Daniel - reloaded
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Re:Überdüngter Boden, was nun?
Mooin :)Also ich hab noch nie solange meine Unterlagen gewälzt für eine Antwort hier wie bei dieser, könnte sehr ausführlich werden aber nicht erschrecken..... sollte ich etwas zu fachlich werden fragt nach, aber wozu gibts das schöne Fach Pflanzenernährung in der Meisterschule und im Studium, wenn nicht zum anwenden? ;)Also: Der hohe Phosphatgehalt im Boden wird dadurch verursacht, dass der Phosphatgehalt in den üblchen Düngern (und zwar auch den organischen Mehrnährstoffdüngern) meist deutlich über dem Bedarf der Pflanzen liegt. Darauf hat auch die Industrie mit phosphatreduzierten Düngern ragiert, z.B. Blaukorn mit dem Zusatz "Perfekt" auf der Packung. Der P-Gehalt von Kompost ist vor allem von seinen Ausgangsstoffen abhängig und kann von niedrig bis sehr hoch liegen.Der hohe P-Gehalt deines Bodens wird dir (besonders bei höheren ph-Werten) nicht besonders weh tun, da Phosphat im Boden in Calcium- und Eisenphosphaten festegelegt wird und es daher nur sehr selten zu Überschusssymptomen kommt. Je nach pH-Wert weder Calciumphosphate in Eisenphosphate umgefällt und umgekehrt. Außerdem ist der Optimalbereich für die P-Versorgung sehr weit was dazu führt, dass die Bodenanalyse zwar einen sehr hohen Wert angibt, es aber trotzdem nicht zu Schäden kommt. Optimal verfügbar für die Pflanze ist Phosphat übrigens bei pH-Werten um 6-6,5. Wenn du organisch düngen willst, kannst du das Problem einfach dadurch umgehen, dass du Stickstoff in Form von Hornspäne gibst und Kali mineralisch als Kalimagnesia(Patentkali) oder wegen des hohen Magnesiumgehaltes mit Kalisulfat (für den Kleingarten aber schwer zu kriegen...).Übrigens tust du mitdem hohen P-Gehalt auch der Umwelt nicht wirklich weh, da Phosphor im Boden sehr schwer beweglich ist und praktisch keine Auswaschung ins Grundwasser erfolgt. Übrigens liegt Phosphor im Verhältnis zum Stickstoff in sehr geringen Gehalten in der Pflanze vor (Stickstoff zu Phosphor 1:0,2-0,3). Und je stärker das Bodenleben ist, desto stärker wird Phosphor verfügbar.Mehr Sorgen würde ich mir um den hohen Magnesiumgehalt machen, da es die Aufnahme von Kalium beeinträchtigt. Es passiert tatsächlich, dass man bei hohen Magnesiumgehalten Kalimangel hat, obwohl der Boden ausreichend mit Kali versorgt ist. Die Pflanze nimmt dann bevorzugt Magnesium auf (nennt man übrigens Ionenknkurrenz). Deshalb solltest du auf eine optimale Kaliversorgung achten und dabei kein zusätzliches Magnesium zuführen (Kalisulfat). Das optimale Verhältnis von Kali zu Magnesium liegt übrigens bei 3:1 (z.B. 30mg Kali/100g Boden zu 10mg Magnesium/100g Boden).Was also tun?Mit Rasenschnitt würde ich (gerade bei sandigem Boden) nicht mulchen, das erhöht zwar unbestreitbar das Bodenleben, bringt aber durch die schnelle Umsetzung große Mengen Stickstoff in kurzer Zeit in den Boden der nur in den seltensten Fällen auch restlos von den Pflanzen genutzt werden kann (Auswaschung). Normaler Torf ist auch nicht des Rätsels Lösung. Er senkt zwar sicher den pH-Wert und wird den Boden lockern und "verdünnen", aber die Nährstoffspeicherfähigkeit ist eher gering und das Bodenleben aktiviert er auch nicht (Dauerhumus). Versuchen könntest du entweder Rindenmulch als Abdeckung, der senkt den pH-Wert und fördert das Bodenleben, bindet aber keine Nährstoffe und "frisst" Stickstoff bei der Umsetzung, oder Rindenhumus wobei du damit nur noch gering den pH-Wert senkst und Nährstoffe (leider auch zum Teil erheblichen Mengen Phosphat) zuführst. Wenn du Schwarztorf kriegen kannst und mit der Verwendung von Torf kein Problem hast, wäre die Alternative nicht schlecht.Zum Schluss ist auch Bentonit eine Gute Möglichkeit den Boden zu verbessern, er speichert Wasser, stbilisiert den pH-Wert und speichert Nährstoffe. Wenn du noch Urgesteinsmehl dazu gibst führst du deinem Boden auch geich noch wichtige Spurenelemente und Mineralien zu. Solltest du einen Garten- und Landschaftsgärtner oder einen Landhandel in deiner Nähe hast, versuch mal ob sie dir "Edasil" besorgen oder geben können. Ist exakt das gleiche wie Bentonit der Firma Neu****f, aber das doppelte kostet die Hälfte....Hat dir das irgendwie weitergeholfen oder hast du noch Fragen?LG Daniel
Was man über mich sagt(e):
Ich habe den Jargon eines Bauarbeiters, die Abgeklärtheit und Resolutheit einer Puffmutter und den Charme einer Drahtbürste...
(In Erinnerung an die Zeit im Wohnheim der Meisterschule)
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- Daniel - reloaded
- Beiträge: 2480
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Re:Überdüngter Boden, was nun?
Noch ein Nachtrag: Könntest du mir mal das Ergebnis der Bodenanalyse mitteilen? Dann wird die Sache erstens sicherer und zweitens konkreter.....LG Daniel
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Re:Überdüngter Boden, was nun?
Danke Daniel für die ausführlichen Gedanken, die Du Dir machst. Kann ich gut brauchen .Also, hier kommen die Analysewerte. Es handelt sich um zwei Gärten, die unterschiedlich bewirtschaftet wurden und die ich habe zusammenlegen lassen. Sie haben auch z.T. unterschiedliche Werte.Garten 1:PH 7,1Phos. 46 (Einheit steht da nicht, Sollwert sei 15-25)Kali 12 (Soll 15-25)Magn. 35 (Soll 8-15)In Garten 1 sollen im kommenden Jahr vor allem Schwach- und Mittelzehrer angebaut werden, darunter viel Möhren, Beten und Bohnen.Garten 2:PH 7,4Phos. 19Kali 9Magn. 23In Garten zwei gibt es zwei Nutzungen. Eine Hälfte ist im letzten Herbst mit viel Rindermist vom Besitzer gedüngt worden, ich habe im Sommer Erdbeerbeete dort angelegt. Diese Hälfte habe ich nicht beproben lassen. Ich vermute aber, daß Phos. und Magn. dort höher sind als auf der beprobten Seite. Da Rindermist nicht übermäßig Kali enthält, muß ich wohl Kali und Stickstoff zuführen. Dachte da an Holzasche, die ich aus absolut sauberer Verbrennung bekommen kann und Hornspäne.Das anderen Beet in Garten 2 soll mit Starkzehrern belegt werden. Ich überlege, dort vor allem mit Kompost zu düngen, da mir der Boden dort auch sehr humusarm vorkommt. Ich kann Kompost auch gut beziehen vom Kompostwerk. Vermutlich muß ich im Laufe des Sommers dann noch mit Hornspänen o.ä. nachdüngen?Was Kalimagnesia angeht, da frage ich mich, ob ich damit nicht auch zuviel Magnesium aufbringe???Ich freue mich, Deine Meinung zu meinen Plänen zu lesen.
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind (Karl Valentin)
Re:Überdüngter Boden, was nun?
@daniel,
ist denn rasenschnitt tatsächlich so stickstoffhaltig?ps:überhöhter phosphorgehalt scheint bei bodenanalysen sehr oft gemessen zu werden.ich habe mal einen garten übernommen, der vorher viele jahre brachgelegen hatte. die bodenanalyse zeigte damals noch höhere phophatwerte als fridas garten... Rasenschnitt ... erhöht zwar unbestreitbar das Bodenleben, bringt aber durch die schnelle Umsetzung große Mengen Stickstoff in kurzer Zeit in den Boden...
Re:Überdüngter Boden, was nun?
Eindeutig ja. Neulich habe ich die Kurzfassung einer Studie über die Eignung von Mulchmaterialien im Bio-Anbau gelesen. Die schrieben, dass Rasenschnitt ein hervorragender Stickstoffdünger ist. Wenn also der Rosenkohl im Biogarten nicht recht wachsen will, mit Rasenschnitt mulchen.ist denn rasenschnitt tatsächlich so stickstoffhaltig?
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re:Überdüngter Boden, was nun?
Phosphor ist ein langanhaltender Hinweis auf menschliche Nutzung.Beispielsweise können mittelalterliche (und oft auch noch ältere) Wüstungen, von denen ansonsten keine Spur mehr vorhanden ist, durch erhöhten Phosphorgehalt im Boden lokalisiert werden.Schaden tut Phosphor kaum, außer durch Festlegung von Eisen, aber beim Düngen könnte man sich diesen Bestandteil ersparen - leider ist bei den Düngemittelpreisen oft keine Ersparnis drinnen...Nebenbei nochmals: "Urgestein" gibts schon lang nimmer, ein obsoleter Begriff, der sich halt wunderbar anhört. Leider sind grad da SEHR unterschiedliche Qualitäten möglich, von reinen Tonmineralienlieferanten bis zu Schwermetallquellen....
Re:Überdüngter Boden, was nun?
woher kommt denn der hohe stickstoffgehalt im rasenschnitt?durch vorherige überdüngung des rasens?
Re:Überdüngter Boden, was nun?
Hier ein Link:http://www.erato.fh-erfurt.de/ga/versuc ... Vermutlich hat Gras grundsätzlich einen hohen Stickstoffgehalt in der Pflanze. Wird mehr gedüngt, wächst das eben Gras schneller. Aber vielleicht weiß da jemand mehr drüber.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck