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Best of Fischköppe (Gelesen 15590 mal)
Moderator: Nina
Re:Best of Fischköppe
- SouthernBelle
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Re:Best of Fischköppe
Nein, der Drang war die Verwertung von wirklich allem, was beim Schlachten anfiel, hier eben Gruetze in Blut und Fett. Ich mag Gruetzwurst, aber nur ohne Rosinen! Mit in Butter gebratenen Zwiebelringe und Katoffelpurree, jawohl!Ohne Kuehlhaeuser und mit sehr selten zugefrorenen Seen (die Eis fuer einen Eiskeller liefern konnten) musste man nach dem Schlachten alles Aufessen oder irgendwie konservieren. Wer sich natuerlich Eis aus den Alpen herankarren lassen, konnte war besser dran...Grützwurst ist tatsächlich eine Geschmacksvergewaltigung. Ob diese Art von "Speise" ursprünglich die Mindestnahrung für Rudersklaven war?
Gruesse
Re:Best of Fischköppe
@CW,
grütze fällt ja nicht beim schlachten an, sondern wurde den würsten wohl zugefügt, um das ganze noch nahrhafter zu machen und dabei zu strecken. aus süddeutschland, wo die meisten bauern früher sicher ärmer waren als in norddeutschland, kenne ich solche, mit getreide gestreckten würste nicht....Nein, der Drang war die Verwertung von wirklich allem, was beim Schlachten anfiel...
Re:Best of Fischköppe
Danke. Das "v" hatte ich kurz im Kopf (Kopp?), konnte es dann aber doch nicht glauben. Und nun ist es tatsächlich wahr.Zu alten Leuten sind wir norddeutschen immer nett ;)Klugscheißermodus an: BremerhavenKlugscheißermodus aus.
Re:Best of Fischköppe
@Cornelia: So ist es (nein, so war es).Trocknen war in dem Klima eine zweifelhafte Angelegenheit, besser war Räuchern (=> Holsteiner Katenschinken, Bückling) oder Salzen (=> Pökelfleisch, Salzhering bzw. Matjes). Durch Zucker konservieren war nicht, da Zucker (wie fast überall in Europa) Luxusgut war.Böse Zungen behaupten allerdings, die Bauern hätten alles vom Schwein, was man essen könne, verhökert, und den Rest selbst gegessen... @Max: Grützwurst u. Ä. kenne ich aus Holstein nicht, scheint mir eher aus dem niedersächsischen und westfälischen Raum zu stammen.
Re:Best of Fischköppe
Das alleine kann m.E. die Erklärung nicht sein.Mit dem Nahrungsmangel und der Haltbarkeitsmachung haben auch andere Regionen Europas zu kämpfen gehabt, ohne so "eigenartige" Speisen hervorzubringen. Es muss wohl schon eine recht seltsame Genussverweigerung vorgelegen haben (Protestantismus?)
- SouthernBelle
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Re:Best of Fischköppe
Eher zum Binden...Gruetze war sowieso die Verwertung fuer allerlei Getreide, natuerlich nicht der vornehmen Weizen sondern Gerste, Buchweizen, Hafer- was eben zB in der Geest auf armen Boeden waechst,Brot kann man damit nicht so leicht backen, ausserdem ist backfaehiges Mehl schon ein Produkt mit viel Abfall bei der Herstellung! Wenn ich so recht ueberlege, frage ich mich allerdings, warum sich gerade die Gerichte der armen Leute und nicht die Highlights der paar reichen Gutbesitzer(Ostholstein), Kaufleute(Luebeck, Hamburg) und Viehzuechter(Westkueste) so stark ueberliefert haben. ..Moeweneier zum Gabelfruehstueck, Gaense, Enten, Stubenkuecken, Austern, Wild, Kuchen mit 12 Eiern...@CW,sondern wurde den würsten wohl zugefügt, um das ganze noch nahrhafter zu machen und dabei zu strecken.
Gruesse
Re:Best of Fischköppe
Genussverweigerung? Nein, das glaube ich nicht.Auch Protestantismus (Du meinst vermutlich so nach dem Motto "Du darfst alles tun, vorausgesetzt, es bringt Dir überhaupt keinen Spaß", hier in der Variante "Du darfst alles essen, was Du willst, vorausgesetzt, es schmeckt Dir überhaupt nicht!") scheidet wohl aus, zumindest als alleinige Ursache: Das schottische Nationalgericht ist Haggis (mit allerlei gefüllter Schafsmagen), und die waren bekanntlich katholisch (die Schotten, nicht die Schafsmägen).
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Re:Best of Fischköppe
Doch! Gibts in Kiel auf dem Wochenmarkt bei diversen Schlachtern, zB aus der Probstei..und meine Mutter aus Ostholstein kennt es aus ihrer Jugend.@Max: Grützwurst u. Ä. kenne ich aus Holstein nicht, scheint mir eher aus dem niedersächsischen und westfälischen Raum zu stammen.
Gruesse
Re:Best of Fischköppe
Dann muss die Genussfeindlichkeit klimatischen Ursprungs sein. Die Schotten haben außer dem Whisky absolut nichts hervorgebracht, was einen welschen Mund oder Magen erfreuen könnte.Auch südlich der Geest tut man sich schwer, Verständnis für den nördlichen Fra... aufzubringen. Die Krabbben sind ein unverdientes Geschenk der Natur. Dafür können die Nordlichter nichts.
Re:Best of Fischköppe
@ Cornelia: Das ist auf dem Kieler Wochenmarkt irgendwie an mir vorbeigegangen!Bei meinen Eltern und Großeltern gabs Grünkohl mit Schweinebacke und Kochwurst, Schwarzsauer, Birnen, Bohnen und Speck, Nudeln mit Speck und Backobst, Großer Hans, Fliederbeersuppe und andere lokale Küchenhighlights, aber keine Grützwurst (allerdings Graupensuppe und Buchweizengrütze).Auch bei den Schlachtern im Umkreis gab's das nicht, oder ich habe es komplett verdängt.Vielleicht auch kleinräumige Unterschiede zwischen der Probstei und dem Westensee/Bordesholmer Raum?
- SouthernBelle
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Re:Best of Fischköppe
Einspruch!Iss mal in Portugal auf dem Land, da gibts selbst in edelsten Pousadas Bauernkueche vom selben Schlag! (fett, schwer, alles zusammengehauen, einschlaegige Wuerste, winzige Fische mit allen Graeten drin). Und viel katholischer gehts nicht mehr.Man muss sich von heutigen Vorstellungen entfernen: es war Hochgenuss, sich nach einem Tagewerk knochenbrechender Arbeit in wiederlicher Nasskaelte mit Fettkalorien wieder aufzuwaermen.Und irgendwie vererbt sich dieses Gefuehl wohl, auch wenn das jeweilige Essen nicht mehr so recht zu den Lebensumstaenden passt.Das alleine kann m.E. die Erklärung nicht sein.Mit dem Nahrungsmangel und der Haltbarkeitsmachung haben auch andere Regionen Europas zu kämpfen gehabt, ohne so "eigenartige" Speisen hervorzubringen. Es muss wohl schon eine recht seltsame Genussverweigerung vorgelegen haben (Protestantismus?)
Gruesse
Re:Best of Fischköppe
@CW
zum binden braucht mannicht unbedingt getreide, zumal die von dir angegebenen getreidesorten nicht besonders bindig sind. in süddeutschland wurden zu diesem zweck u.a. durchgetriebene schwarten benutzt.eine rein nördliche sitte scheint die zugabe von getreide zu würsten aber nicht zu sein: auf den kanaren z.b. gibt es eine mit reis gefüllte blutwurst....Eher zum Binden...
Re:Best of Fischköppe
Da ich mich nicht durch die ganze Diskussion gehangelt hab: Wo endet geografisch (in südlicher Richtung) die Fischköpperegion?Sind lippischer Pickert und westfälische Zwiebelsoße noch Fischköppeeseen?Neulich erstand ich flohmarktig ein KOchbuch von Max Inzinger - kennt den noch jemand? War mal ein Fernsehkoch, aus der Zeit, als meine Eltern noch ein schwarzweiß - TV hatten. Gute deutsche Küche heißt das, es sollte mir als Kompensation für den halben Meter orientalischarabischindische Kochbücher dienen. Die aufgenommenen Rezepte scheinen durchweg fett und fad und arg fleischig, fast frei von Gewürzen, lediglich eine Kürbissuppe (die erste wirklich leckere) übernehme ich ins Repertoire. Aber man soll die nordeuropäische (?) Küche nicht anhand eines Fernsehkochkochbuchs bewerten - vor Jahren nahm ich an einem Schwedischen (wenn das Abgleiten von der Dt. Küste an die skandinavische hier genehm ist) Büffet teil und das war allerallerleckerst.Gartengrüße, Landfrau
Wenn ich etwas verstehe, bin ich frei davon.
Re:Best of Fischköppe
Aus Sicht der Süddeutschen sind wahrscheinlich alle nördlich von Hessen und dem Rheinland Fischköppe.Aus meiner Sicht eines Holsteiner Jung ist spätestens im Niedersächsischen Schluss, dafür gehören in östlicher Richtung mindestens die Mecklenburger dazu. Aus der dortigen Küche haben wir übrigens noch gar keine Beiträge.Meck-Poms vor...