War doch zuletzt, als es um die letzte wirkliche Frage entsprechend dem Titel ging, und diese ganz konkret war, doch ganz humorvoll, sogar mit ;).
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Aber wenn die Diskussion von mindestens einer Seite basierend auf "gefühlten Wahrheiten/Tatsachen" geführt wird, die nur geringe Schnittmengen mit der Realität der Anwendung oder den Ergebnissen valider, wissenschaftlicher Studien haben, wozu gibt es dann eine Diskussion? Das frage ich mich eher.
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Ich finde, man kann schlecht Glyphosat vorwerfen, die Artenvielfalt zu schädigen, wenn man es nicht auch anderen Herbiziden oder anderen Methoden (Hacken, Abflammen) vorwirft, und dabei auch gleichzeitig anerkennt, das genau das ja das Ziel eines Herbizids ist: Die Artenvielfalt auf dem Acker zu Gunsten der Kulturpflanze(n) zu reduzieren.
Man baut ja auch keine Straßen für Autos, um Radfahren oder die Bahn zu fördern...
Aber in gewissen Fällen, kann trotzdem eine neue Straße, z.B. eine Umgehungsstraße um einen Ort, Radfahrern helfen. Nur so um ein weiteres Beispiel zu bringen.
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Es sollte mehr um die korrekte Anwendung gehen, und nur mit Bezug auf diese kann der Sinn oder Unsinn von Glyphosat in dem speziellen Kontext wirklich diskutiert werden. Die Verwendung hat Vor- und Nachteile, die Nichtverwendung aber auch. Und da sehe ich eher bei den "Anti-Glyphosatleuten", dass sie grundsätzlich nichts akzeptieren wollen, was zeigt, dass Glyphosat eventuell auch in gewissen Fällen sinnvoll sein kann (und auch von Naturschutzverbänden bis vor kurzem propagiert wurde, z.B. gegen die "invasiven Neophyten"). Und auch, dass sie scheinbar oft nicht genug Empathie haben, um sich vorstellen zu können, dass man einen Acker anders bewirtschaften muss, als ein kleines Gemüse- oder Staudenbeet. Auf dem Acker kann man schlecht von Hand jäten, dafür ist der einfach zu groß, um einen offensichtlichen Unterschied zu nennen.
Ich verwende kein Glyphosat und sehe für die meisten Privatgärtner auch nicht den großen Nutzen von Glyphosat (außer vielleicht um mal "Problempflanzen" wie einen Bambus oder so wieder loszuwerden), aber auf Äckern ist z.B. der hier oft erwähnte Erosionsschutz ein viel größeres, wichtigeres Thema als im 20m² Gemüsebeet. Und ich will nicht so arrogant sein, anderen vorzuschreiben, dass sie in ganz anderen Systemen, die Größenordnungen größer sind als mein Garten, genau zu genau den selben Entscheidungen kommen müssen, wie ich für meinen Garten.
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Ich finde es sehr schade und etwas erschreckend, wie wenige Leute es aushalten können, wenn ihrer Meinung widersprochen wird oder darauf hingewiesen wird, dass ihre Bewertung von Risiken im Widerspruch zu validen wissenschaftlichen Studien steht. Sie dürfen ja trotzdem ihrer Meinung sein, ganz unabhängig davon, ob andere ihre Meinung teilen. Gefühlt driftet das mir viel zu schnell in ein quasireligiöses Setting und der Jagd von "Rechtgläubigen" auf "Ketzer"/"Wüschtgläubige".
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Anwendungsfehler wie Abdrift ist natürlich niemals OK, aber das ist kein Problem vom Mittel, das ist das Problem in der speziellen Anwendung durch den Anwender. Aber bei einem Mittel wie Glyphosat sollten diese deutlich sichtbar sein und kein Fehlanwender wird viel Gelegenheiten zur Wiederholung haben, dafür werden die Nachbarn (oder die eigenen Verluste in Nachbarkulturen) schon sorgen.
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Auch die Amerikanische Praxis mit "Round-up Ready" Pflanzen und mehrfacher Glyphosatdusche ist meiner Meinung nach nichts, was wir in Europa nachmachen sollten.
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Eigentlich haben schon einige andere das, was ich hier lang geschrieben habe, schön kurz zusammengefasst:
Ruth66 hat geschrieben: ↑17. Nov 2023, 18:21Bei der Diskussion prallen Ideologie, Ignoranz und Wissenschaft aufeinander. Das kann nix werden.
[/quote]
AndreasR hat geschrieben: ↑17. Nov 2023, 19:43[quote author=ringelnatz link=topic=31295.msg4112863#msg4112863 date=1700244937]
Ich finde, du teilst hier eine wertvolle Einstellung. Nicht immer muss alles für jeden eindeutig sein. Ich finde es gerade heutzutage eine großartige Eigenschaft, es persönlich auszuhalten, sich nicht eindeutig zu positionieren. Das heißt nicht, dass man Offensichtliches leugnet, es heißt aber, dass man verstanden hat, dass es nicht nur einen möglichen Blickpunkt gibt.
Danke für diesen Absatz, besser hätte ich es auch nicht formulieren können. Es gibt eben kein schwarz und weiß, sondern viele Graustufen dazwischen, und niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen, daher gibt es auch nicht auf alles eine eindeutige Antwort. Stattdessen gilt es, sich die Argumente von allen Seiten anzuhören und sorgfältig abzuwägen. Auch in der Landwirtschaft gibt es nicht
den Königsweg, sondern letztendlich wird die Sache auf eine gesunde Mischung verschiedener Methoden herauslaufen.
Beim Glyphosat kann das dann z. B. heißen "So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig." Wie Veilchen-im-Moose schon sagt, als Hobby-Gärtner braucht man es vielleicht nicht, aber in der professionellen Landwirtschaft kann es, gezielt und mit den nötigen Wissen eingesetzt, sinnvoll sein. Völlig darauf zu verzichten wird sicher nicht das Insektensterben aufhalten oder allerlei Erkrankungen verhindern, da bedarf es schon einer ganzen Menge anderer Maßnahmen.
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