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Wildbienen und Wespen 2022 (Gelesen 36264 mal)

Tiere beobachten, schützen und erkennen

Moderator: partisanengärtner

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LissArd
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

LissArd » Antwort #465 am:

lerchenzorn hat geschrieben: 10. Aug 2022, 21:41
Die Holzbienen ehen das mit der Blütenfarbe nicht so eng. Die Vorliebe für Blau wird vor allem bei der Dolchwespe beobachtet, so viel ich weiß.
Ja, das mag generell so sein. Dennoch ist es hier jedes Jahr so, dass die Holzbienen fast ausschließlich die blauen Blüten anfliegen. Sind die im späten Frühjahr verblüht verschwinden die Holzbienen stets den Sommer über und lassen sich erst wieder blicken, wenn es im August wieder etwas Blaues gibt. Keine Ahnung warum das so ist. Vielleicht habe ich einfach nicht genug andersfarbige Auswahl, die ihnen liegt.
»Im übrigen bin ich, nicht ungern, der Sklave meines Gartens. Es macht mich sehr müd und ist etwas zuviel, aber in alledem, was die Menschen heut tun, fühlen, denken und schwatzen, ist es das Klügste und Wohltuendste, was man tun kann.« – H. Hesse
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oile
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

oile » Antwort #466 am:

Im Hausgarten gehen die Holzbienen zur Zeit an Prunkwinden, an Saponaria officinalis, Hostablüten. Im Zweitgarten ist gerade Phlox der große Renner.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

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Chica
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

Chica » Antwort #467 am:

lerchenzorn hat geschrieben: 10. Aug 2022, 21:41
Kann es sein, dass Wildbienen sich ihr Nahrungsspektrum in neu besiedelten Gebieten erst allmählich erschließen? In den ersten Jahren habe ich sie ausschließlich an Lathyrus latifolius gesehen. Etwas später gingen sie dann auch an Großblütigen Ziest und wenige andere Blüten. Am Phlox waren sie in diesem Jahr und haben die Röhren ausnahmslos von der Seite angestochen, wie auch beim Ziest. In die Löwenmäulchen auf dem Balkon haben wir sie in diesem Jahr zum ersten Mal kriechen sehen, frontal, wie es sich gehört. Heute nun erstmals auch an Kokardenblumen.
[/quote]

Ich denke man muss hier wie bei allen Wildbienen strikt zwischen Pollen- und/oder Nektarerwerb unterscheiden. Da Xylocopa violacea eine sehr lange Lebenszeit als Imago hat, die Weibchen fast bis zu 12 Monate :o, ist sie natürlich gezwungen über das ganze Jahr Nektarquellen zum Überleben aufzutun. Wahrscheinlich kommt da so gut wie alles was blüht in Frage. Als Pollenquellen zur Fortpflanzung sind bisher in D nach Westrich nachgewiesen:

"Actinidiaceae
Kiwi (Actinidia sinensis)

Asteraceae
Nickende Distel (Carduus nutans)

Boraginaceae
Gewöhnlicher Natterkopf (Echium vulgare)
Gewöhnlicher Beinwell (Symphytum officinale)

Caprifoliaceae
Echtes Geißblatt (Lonicera caprifolium)

Convolvulaceae
Ackerwinde (Convolvulus arvensis)

Fabaceae
Luzerne (Medicago sativa)
Breitblättrige Platterbse (Staudenwicke) (Lathyrus latifolius)
Glyzinie (Wisteria sinensis)
Blasenstrauch (Colutea arborensis)
Besenginster (Cytisus scoparius)
Binsenginster (Spartium junceum)

Lamiaceae
Rote Taubnessel (Lamium purpureum)
Weiße Taubnessel (Lamium album)
Garten-Salbei (Salvia officinalis)
Aufrechter Ziest (Stachys recta)
Deutscher Ziest (Stachys germanica)
Strauchiges Brandkraut (Phlomis fruticosa)

Paulowniaceae
Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa)

Papaveraceae
Klatschmohn (Papaver rhoeas)
Bastard-Mohn (Papaver hybridum)
Orient-Mohn (Papaver orientale)

Plantaginaceae
Großes Löwenmaul (Antirrhinum majus)

Sapindaceae
Ahorn (Acer spec.)
Roßkastanie (Aesculus hippocastanum)

Malvaceae
Stockrose (Althaea rosea)"

Außerdem ist mit dem Vorkommen von Xylocopa valga in D zu rechnen.


[quote author=LissArd link=topic=70117.msg3912500#msg3912500 date=1660159937]
Seit wieder Blaues im Garten blüht, sind auch die blauen Holzbienen zurück und tummeln sich zu Dutzenden an Echinops und Eryngium. Es ist schon fast unheimlich, so viele sind es. Oft pro Blüte mehr Holzbienen als die Blüte überhaupt tragen kann, und die Viecher sind ja alles andere als klein. Als ich nach der Arbeit wässern kam, zählte ich 12 Holzbienen auf gerade einmal 5 Echinops-Blüten, der Wahnsinn ist das… leider halten sie selten lange genug still für ein Foto, sind immer in Bewegung und deutlich schreckhafter als Hummeln und andere Bienen.


Schick bitte gern zu mir was Dir zu viel ist :D. Ich habe hier ausreichend Nistmöglichkeiten geschaffen, Pollenfutter gepflanzt. Diese Tiere sind faszinierend.
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oile
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

oile » Antwort #468 am:

Kurz gesagt: Holzbienen nehmen so gut wie alles. ;D ;D
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Chica
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

Chica » Antwort #469 am:

Sie sind polylektisch aber so umfangreich finde ich die Liste der Pollenpflanzen jetzt doch nicht :o.
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lerchenzorn
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

lerchenzorn » Antwort #470 am:

Sie wird auf der Kokardenblume sicher "nur" zum Nektar saugen gewesen sein. Ich meinte oben, dass es dennoch auffällig ist, dass sich auch das Spektrum der zur Nektaraufnahme genutzten Pflanzen zu entwickeln scheint.

Dumme Frage: wie erkennst Du, dass ein Tier auch Pollen sammelt und nicht allein Nektar schlürft?
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Chica
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

Chica » Antwort #471 am:

Hatten wir das schon einmal, rasterelektronenmikroskopische Untersuchung der Pollenladung im Nest oder aus der Sammeleinrichtung am Tier, Bauchbürste, Pollenhöschen, Beinbehaarung, ein Wildbienenbiologe wie Hr. Dr. kann das auch am Sammelverhalten erkennen, ich nicht. Auf alle Fälle hilft schon einmal die Unterscheidung in Männlein und Weiblein. Das ist bei Xylocopa violacea auch einfach. Lies mal die verlinkte Seite zum Sammelverhalten, die ist echt aufschlussreich. Die Holzbiene sammelt vom Rücken und Kopf und transportiert durch Verschlucken ???, müsste ich noch einmal nachlesen.

Es kann schon sein, dass die Tiere sich mit dem Vorrücken in nördlichere Gefilde neue Nektarquellen erschließen, könnte ich mir vorstellen. Wenn sie für die Fortpflanzung dann neue Pollenquellen erschließen haben wir einen Evolutionssprung wie beim Segelfalter und Prunus serotina 😎.
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

oile » Antwort #472 am:

Evolution? Ich würde eher sagen: Adaptation.
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Chica
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

Chica » Antwort #473 am:

Keine Ahnung, leider bin ich kein Biologe - habe ich mir für das nächste Leben fest vorgenommen! Jedenfalls wäre das ein Entwicklungssprung.

Ich habe noch einmal nachgelesen lerchenzorn, im Artportrait ist sogar ein Video in dem man sieht wie ein Weibchen den geernteten Pollen von der Körperoberseite mit Hilfe der Mittelbeine in die Schienenbürste der Hinterbeine umlagert. Wenn man genau weiß von welcher Pflanze dieser Pollen geerntet wurde...

Auch auf wildbienen.de ist die Art und ihr "Brutverhalten" detailliert beschrieben. Die Viecherli sind sooo spannend :D 8)!
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

Chica » Antwort #474 am:

Das schwarze Tier auf der roten Kokardenblume ist jedenfalls optisch der Hit übrigens :D.
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

lerchenzorn » Antwort #475 am:

Danke chica, vielleicht lese ich mich da noch einmal ein.

oile hat geschrieben: 11. Aug 2022, 09:32
Evolution? Ich würde eher sagen: Adaptation.


Vielleicht noch nicht einmal das. Es dürfte ja erst einmal um das bloße Verhalten von Einzeltieren gehen. Wobei es bei der Holzbiene durch sich im Flug überschneidende Generationen sogar etwas wie "Erfahrungsweitergabe" (durch Abgucken) geben könnte.

In der Evolution allenfalls ein adaptives "Sprüngchen".
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Chica
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

Chica » Antwort #476 am:

Egal ob Sprung oder Sprüngchen, die schnelle Anpassung einer Insektenart an neue „Futterpflanzen“ kann darüber entscheiden ob sie ausstirbt oder weiterlebt.
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Inachis
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

Inachis » Antwort #477 am:

Ich wünsche mir sehr, dass bald auch eine große blaue Holzbiene in unseren neuen Garten einzieht! Bin schon fleißig am planen für Pollenpflanzen und schönes Totholz. Aber erstmal Umzugschaos im Haus beseitigen.
Ich finde Holzbienen auch so interessant, vielen Dank für die interessanten Infos und links!
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oile
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

oile » Antwort #478 am:

Chica hat geschrieben: 11. Aug 2022, 10:36
die schnelle Anpassung einer Insektenart an neue „Futterpflanzen“ kann darüber entscheiden ob sie ausstirbt oder weiterlebt.

Vorteil der polylektischen eben.
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Cryptomeria
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Re: Wildbienen und Wespen 2022

Cryptomeria » Antwort #479 am:

Leider habe ich hier ganz im Norden in Angeln ( zumindest in meinem Umfeld ) noch keine X. violacea sichten können. Bei diesen temps hoffe ich, dass es nicht mehr so lange dauert.
VG Wolfgang
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