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Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 28. Mai 2005, 09:58
von Hortulanus
Stimme dir uneingeschränkt zu. Garten ist mehr als nur eine Ansammlung von Pflanzen.Von Novalis ist überliefert:"In einem Roman (der übrigens eine Ähnlichkeit mit einem englischen Garten hat) muss nur jedes Wort poetisch sein. Keine platte Natur etc."Was sagt uns das? Ein Öko-Grundstück, bei dem allein die Natur walten darf, ist weder ein Garten noch Inspiration für einen Roman. ;)

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 28. Mai 2005, 10:08
von riesenweib
Eichendorff ist immer wieder schön :); kannte nur die erste zeile des gedichtes...

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 28. Mai 2005, 10:12
von riesenweib
...Von Novalis ist überliefert:"In einem Roman (der übrigens eine Ähnlichkeit mit einem englischen Garten hat) muss nur jedes Wort poetisch sein. Keine platte Natur etc."Was sagt uns das? Ein Öko-Grundstück, bei dem allein die Natur walten darf, ist weder ein Garten noch Inspiration für einen Roman.
im sinne Novalis. gehört meineserachtens schon ergänzt. ;) nicht jede/n sprechen Novalis werke an, so englischgartlich sie auch sein mögen...lg, brigitte

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 28. Mai 2005, 12:12
von Hortulanus
„Die Engländer wenden vieles auf Landhäuser und besonders auf die dabei gelegenen Gärten. In allen Gegenden des Landes trifft man viele Landhäuser an, um London herum sind sie fast unzählig, doch sollen sie tiefer im Lande weit schöner und sehenswürdiger sein.Das Ausgezeichnete vor andern Ländern dabei ist, dass man nicht die Schönheit der Natur durch trockene Kunst vertreibet, sondern nur die Kunst dabei anwendet, um die Schönheit der Natur in ein gutes Licht zu setzen und behülflich zu sein, dass sie überall bleibt, was sie ist, und dass sie nicht, wie man es an so vielen Orten antrifft, durch unnötige und angehäufte Zierraten zernichtet und doch wenigstens verstellt und verringert wird. Hauptsächlich bestehn diese Gärten in einer anmutigen Abwechslung von Bosquets, freien grünen Plätzen, Wasserbehältern und mehrerlei Gattungen von Lusthäusern. Die vielen Gattungen ausländischer, besonders amerikanischer Holzarten, welche man da häufig antrifft, tragen ungemein viel dazu bei, ihre Bosquetter schön und angenehm zu machen.“(F.J. von Günderode „Schönheit der englischen Gärten“)Ein ganz eindeutiges Statement gegen den Gartenzwerg!

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 28. Mai 2005, 12:21
von riesenweib
OT also hinweg mit unserem gemeuchelten gnom und Deinem Smeagol in kinderjahren?!! OT endeBarbara Frischmuth bücher gehören auch in diesen thread (Fingerkraut und Feenhandschuh, Löwenmaul und Irisschwert lg, brigitte

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 28. Mai 2005, 22:01
von Hortulanus
Und immer wieder Goethe. Man kommt an ihm einfach nicht vorbei:Im Gegenwärtigen VergangnesRos' und Lilie morgentaulichBlüht im Garten meiner Nähe;Hintenan, bebuscht und traulich,Steigt der Felsen in die Höhe;Und mit hohem Wald umzogenUnd mit Ritterschloß gekrönet,Lenkt sich hin des Gipfels Bogen,Bis er sich dem Tal versöhnet.Und da duftet's wie vor Alters,Da wir noch von Liebe littenUnd die Saiten meines PsaltersMit dem Morgenstrahl sich stritten;Wo das Jagdlied aus den BüschenFülle runden Tons enthauchte,Anzufeuern, zu erfrischen,Wie's der Busen wollt und brauchte.Nun die Wälder ewig sprossen,So ermutigt euch mit diesen:Was ihr sonst für euch genossen,Läßt in andern sich genießen.Niemand wird uns dann beschreien,Daß wir's uns alleine gönnen;Nun in allen LebensreihenMüsset ihr genießen können.Und mit diesem Lied und WendungSind wir wieder bei Hafisen,Denn es ziemt, des Tags VollendungMit Genießern zu genießen.

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 29. Mai 2005, 07:17
von Hortulanus
„Gestern erhielt ich Deinen sehr lieben Brief...ich las ihn im Schatten meines Bosquets und blickte über das Blatt hinweg auf den Sonnenschein der in der Spanischen Kresse glühte und auf den grünen Rasen. Schon sehe ich im Geist das Dampfboot, das Dich herüberbringt und höre den Wagen vor meiner Thür halten, aus dem Du steigst. Sogleich führe ich Dich in den Garten, ich setze Dir frische Milch vor und Venidos oder Kirschen, wenn Du willst von allen Sorten. Aus der benachbarten Schule über die Baumwipfel tönt der Gesang der unschuldigen Kinder zu uns herüber, sie singen „Jesus meine Zuversicht und mein Heiland ist am Leben, dieses weiß ich, sollt’ ich nicht darum mich zufrieden geben“ .......sind wir doch viel bei Sonnenschein draußen, essen häufig Abends im Bosquet und müssen zuweilen, wenigstens ich das beschwitzte Hemd wechseln, wenn wir ins Bett steigen......Dieses Jahr sind die Kirschen ganz vorzüglich, groß und zuckersüß, doch mache ich mir nicht sonderlich viel daraus und tausche sie gerne gegen Eure Krebse ein....“Wilhelm von Kügelgen (1802-1867) in einem Brief an seinen Bruder, aus „Bürgerleben“ bei C.H. Beck

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 29. Mai 2005, 14:11
von Pimpinella
Kaiserkron und Päonien rotDie müssen verzaubert sein... wenn sie gleichzeitig blühen! Tun meine jedenfalls nicht - oder habt ihr so frühe Päonien?

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 29. Mai 2005, 14:26
von riesenweib
p. tenuifolia könnte sich ausgehen...

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 29. Mai 2005, 14:51
von Hortulanus
Kaiserkron und Päonien rotDie müssen verzaubert sein... wenn sie gleichzeitig blühen! Tun meine jedenfalls nicht - oder habt ihr so frühe Päonien?
Wer Gedichte zerpflückt, sollte keine lesen.Das böhmische DorfPalmström reist, mit einem Herrn v. Korf,in ein sogenanntes Böhmisches Dorf.Unverständlich bleibt ihm alles dort,von dem ersten bis zum letzten Wort.Auch v. Korf (der nur des Reimes wegenihn begleitet) ist um Rat verlegen.Doch just dieses macht ihn blaß vor Glück.Tiefentzückt kehrt unser Freund zurück.Und er schreibt in seine Wochenchronik:Wieder ein Erlebnis, voll von Honig!

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 31. Mai 2005, 09:52
von callis
Ich würde hier gerne einen Goethe-Text abdrucken, kann aber aus Copyrightgründen nicht, weil der Herausgeber hier im Internet ('mein' Goethe liegt in Berlin ;)) die Rechtschreibung modernisiert hat und daher ein neues Copyright beansprucht.Aber schaut mal in den Vierten Akt des frühen, weitgehend unbekannten Goethe-Dramas 'Der Triumph der Empfindsamkeit', wo die englische Landschaftsgärtnerei aufs Korn genommen wird. Köstlich. Auch der Zweite Akt ist sehr witzig, wo Merkulo erklärt, welche Naturrequisiten immer mitzuführen sind, wenn der Prinz auf Reisen geht.Interessante Ausführungen zu Goethes und Kants Empfindsamkeitskritik finden sich hier.

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 31. Mai 2005, 09:57
von thomas
Interessante Hinweise, Callis (allerdings Hegel statt Kant).Von Kant fällt mir jetzt nur ein (entfernt) botanischer Satz ein:"Aus so krummem Holze als wie der Mensch geschnitzet ist, kann nichts Gerades wachsen."Kategorischen GrußThomas

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 31. Mai 2005, 10:38
von callis
Natürlich Hegel, Thomas ;). Danke für die Korrektur. Ästhetik war ja, so weit ich weiß, kein Hauptthema bei Kant, oder? In Philosophie bin ich nur wenig bewandert.

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 31. Mai 2005, 10:45
von thomas
Aussagen zur Ästhetik behandelt Kant immerhin in einer seiner großen Vernunft-Kritiken, nämlich in der Kritik der Urteilskraft, wo es um das 'interesselose Wohlgefallen' am Schönen geht.Lieben GrußThomas

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Verfasst: 31. Mai 2005, 11:22
von Pimpinella
Wer Gedichte zerpflückt, sollte keine lesen.
Du musst aber fiese Deutschlehrer gehabt haben.