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mein neuestes antiquarisches Gartenbuch (Gelesen 101892 mal)
- Kasbek
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Gestern nacht zu lesen angefangen: „Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Kaukasusländern von der unteren Wolga über den Manytsch-Scheider bis zur Scheitelfläche Hocharmeniens“ von Gustav Radde – nicht das Original von 1899 (recht preisintensiv), sondern ein Reprint von 1976 (auch selten aufzutreiben, aber Anfang des Jahres hatte ich mal Glück und hab' ein Exemplar für nur 10 Euro erbeutet :D). Bin noch nicht übers Vorwort hinaus, aber das verspricht interessante Lektüre (und wimmelt von Namen, die dem Liebhaber der west- und zentralasiatischen Flora ein wissendes Nicken entlocken, weil diese Leute oft als Namenspatrone für Pflanzen gewählt wurden: Boissier, Schmalhausen, Unger-Sternberg, Regel undundund :D).
Wer Saaten sät, wird Ernten ernten. (Sander Bittner)
- Kasbek
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Ist es ;) Man muß hier und da natürlich intensiver mitdenken, da erstens die Pflanzennamen taxonomisch auf dem Stand des späten 19. Jahrhunderts sind (wobei man sicher nicht alle erschließen muß, zumindest ich für meine Zwecke nicht ;)) und zweitens sich auch so mancher Ortsname geändert hat. Zarizyn etwa heißt mittlerweile ja nicht mal mehr Stalingrad, sondern Wolgograd, während Wladikawkas eine interessante Entwicklung über Dsaudshikau und Ordshonikidse genommen hat, heute aber wieder Wladikawkas heißt wie schon zu Raddes Zeiten ;)
Wer Saaten sät, wird Ernten ernten. (Sander Bittner)
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Vor drei Wochen lektüreseitig fertiggestellt, hier nun endlich mal noch paar Worte. Der positive Eindruck hat sich bestätigt, das Ganze ist für denjenigen, der sich im kaukasischen Umfeld ein bißchen auskennt, hochinteressant. Zudem sind die Schilderungen historisch wertvoll, weil Radde das Gebiet bereist hat, als es die ganzen grusinischen Teeplantagen noch nicht gab, statt dessen der heute fast ausgestorbene kolchische Urwald kilometerweit wucherte, die Sümpfe der Rioni-Ebene noch nicht trockengelegt waren und statt der Kurortkette von Suchumi bis Sotschi auch noch alles mit dichtem Wald bewachsen war, der nur dort, wo bis zur Zwangsauswanderung die Tscherkessen gesiedelt hatten, ein bißchen gelichtet worden war. Das Kapitel über die Waldschädlinge im Transkaukasus zählt Dutzende verschiedene Borkenkäfer und so manches andere gefräßige Etwas auf, und der Autor hat einerseits vieles von dem, was er beschreibt, mit eigenen Augen gesehen (im späten 19. Jahrhundert ja ein logistisch nicht einfaches Unterfangen, wenn man eine Fläche von Tausenden Quadratkilometern unterschiedlichster phytogeographischer Zuordnung und mit so mancher wegetechnischer Herausforderung, ob nun im Sumpf, im Urwald, in der Steppe/Halbwüste oder oben in den Bergen, zu untersuchen hat) und ist andererseits gut vernetzt, was die Arbeiten der Kollegen betrifft, die er auch jeweils ordentlich quellenseitig angibt.
Viele Tabellen und Statistiken reichern die verbalen Schilderungen an, und nur die Bilder können heutigen Reproansprüchen nicht so richtig genügen, wobei ich nicht einschätzen kann, ob die im Originaldruck von 1899 besser waren und die Grieseligkeit dem Reprint von 1976 zuzuschreiben ist (es sind etliche Aufnahmen von Vittorio Sella drin, und der gehörte im späten 19. Jahrhundert zu den Besten seiner Zunft, wird also wohl kaum schlechte Vorlagen geliefert haben). Von den 500 Seiten sind die letzten 50 (!) mit dem Register der Pflanzennamen bestanden, was für die enorme Dichte von solchen im Text spricht, der aber dennoch über weite Strecken noch vernünftig lesbar ist, sofern man darauf verzichtet, all die Namen (die natürlich nur bedingt auf heutigem taxonomischem Stand sind) in die heutigen zu „übersetzen“, was für den Wissenschaftler nötig und nützlich ist, für den Hobbybotaniker aber eher nicht.
Kurz und gut – ein Buch nur für einen überschaubaren Leserkreis, aber der wird viel Freude dran haben.
Das Ganze ist übrigens in eine von Adolf Engler und Oscar Drude herausgegebene Reihe namens „Die Vegetation der Erde“ integriert und stellt Band III derselben dar. Die scheint recht umfangreich zu sein; der 1923 erschienene Band „Die Pflanzenwelt der bolivischen Anden und ihres östlichen Vorlandes“ von Theodor Herzog beispielsweise trägt die Bandnummer 15. Es gibt auch nicht nur deutschsprachige Bände, sondern etwa auch „The vegetation of New Zealand“ von Leonard Cockayne als Band 14 in Englisch. Also weiterer Stoff für die Sammler historischer botanischer Abhandlungen ;)
Viele Tabellen und Statistiken reichern die verbalen Schilderungen an, und nur die Bilder können heutigen Reproansprüchen nicht so richtig genügen, wobei ich nicht einschätzen kann, ob die im Originaldruck von 1899 besser waren und die Grieseligkeit dem Reprint von 1976 zuzuschreiben ist (es sind etliche Aufnahmen von Vittorio Sella drin, und der gehörte im späten 19. Jahrhundert zu den Besten seiner Zunft, wird also wohl kaum schlechte Vorlagen geliefert haben). Von den 500 Seiten sind die letzten 50 (!) mit dem Register der Pflanzennamen bestanden, was für die enorme Dichte von solchen im Text spricht, der aber dennoch über weite Strecken noch vernünftig lesbar ist, sofern man darauf verzichtet, all die Namen (die natürlich nur bedingt auf heutigem taxonomischem Stand sind) in die heutigen zu „übersetzen“, was für den Wissenschaftler nötig und nützlich ist, für den Hobbybotaniker aber eher nicht.
Kurz und gut – ein Buch nur für einen überschaubaren Leserkreis, aber der wird viel Freude dran haben.
Das Ganze ist übrigens in eine von Adolf Engler und Oscar Drude herausgegebene Reihe namens „Die Vegetation der Erde“ integriert und stellt Band III derselben dar. Die scheint recht umfangreich zu sein; der 1923 erschienene Band „Die Pflanzenwelt der bolivischen Anden und ihres östlichen Vorlandes“ von Theodor Herzog beispielsweise trägt die Bandnummer 15. Es gibt auch nicht nur deutschsprachige Bände, sondern etwa auch „The vegetation of New Zealand“ von Leonard Cockayne als Band 14 in Englisch. Also weiterer Stoff für die Sammler historischer botanischer Abhandlungen ;)
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- Waldmeisterin
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
kein antiquarisches Gartenbuch, dafür ein antiquierter Gartenbuchschrank :D
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Da passt noch eine Menge hinein! :D
Viele Grüße von
RosaRot
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Schönes Teil! :D
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Der lief mir bei den Kleinanzeigen über den Weg, zu einem Zeitpunkt, zu dem ich noch gar nicht wusste, dass ich einen Gartenbuchschrank brauche :P
Bücherregale, in die noch was reinpasst, gab's hier schon lange nicht mehr. Ich fürchte, dieser hier wird ganz schnell ebenfalls voll werden ;)
Bücherregale, in die noch was reinpasst, gab's hier schon lange nicht mehr. Ich fürchte, dieser hier wird ganz schnell ebenfalls voll werden ;)
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- Kasbek
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Eine unangenehme Stunde habe ich angenehmer gestalten können, indem ich mal wieder „Das Rätsel der blauen Scalare“ von Heinz Glade gelesen habe, erschienen 1966 im Buchverlag Der Morgen (das war einer der Buchverlage der LDPD). Der Untertitel lautet „Von Fischen und Züchtern“, und es handelt sich um eine Art Essaysammlung zu allen möglichen Themen rund um die Aquaristik und deren Geschichte seit dem 19. Jahrhundert, inclusive der gesellschaftspolitischen Verantwortung der Aquarianer in der DDR und der fortschrittlich-demokratischen Bestrebungen des Vaters der deutschen Aquaristik, Emil Adolf Roßmäßler ;D Marx und Engels kommen erst auf S. 59 vor, Lenin noch viel später (und auch nur im Kontext der Nennung einer Leninstraße); das Ganze ist unterhaltsam und gleichermaßen informativ geschrieben und zudem auch fachlich weitgehend korrekt, wenngleich natürlich taxonomisch auf dem Stand der 1960er. Zudem werden frühe Naturschutzgedanken transportiert, zu einer Zeit, als man in der DDR Kleingewässer noch völlig sorglos zu Mülldeponien umfunktionierte. Ein größerer Komplex innerhalb des Buches widmet sich auch Wasserpflanzen im allgemeinen und speziell der Geschichte der berühmten Wasserpflanzengärtnerei Barth in Dessau.
Kuriosum: Die Bebilderung hat mit dem jeweiligen Text wenig bis nichts zu tun – es wird beispielsweise eine größere Anzahl Meerwasserfische abgebildet, aber um Meerwasseraquaristik geht es im ganzen Buch nicht. Süßwasserfische und Pflanzen gibt es natürlich auch etliche im Bild, aber nur in den seltensten Fällen die, um die es in den Texten geht. Keine Ahnung, was sich der Bildredakteur dabei gedacht hat oder ob er einfach nichts anderes an Motiven zur Verfügung hatte.
Kuriosum: Die Bebilderung hat mit dem jeweiligen Text wenig bis nichts zu tun – es wird beispielsweise eine größere Anzahl Meerwasserfische abgebildet, aber um Meerwasseraquaristik geht es im ganzen Buch nicht. Süßwasserfische und Pflanzen gibt es natürlich auch etliche im Bild, aber nur in den seltensten Fällen die, um die es in den Texten geht. Keine Ahnung, was sich der Bildredakteur dabei gedacht hat oder ob er einfach nichts anderes an Motiven zur Verfügung hatte.
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Einen weiteren antiquarischen Bücherschrank benötigen wir auch! In den letzten Tagen war ich erstmal aber sehr erfolgreich im Finden antiquarischer Gartenbücher. Ich hatte statt links zu suchen nun Fotos gemacht und bleibe dabei.
Im Sozialkaufhaus, in das ich aussortierte Kleidung brachte, fand ich diese hier.
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"Der andere könnte recht haben."
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Und
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Auch von dort, aber als Anregung für den Gatten gedacht, doch mal wieder in der Werkstatt mit Holz zu arbeiten. Ein konkretes Ziel verfolge ich nicht. :)
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Ebenfalls
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Gestern entdeckten wir ein Antiquariat in Lüneburg, ohne website, und wurden beide fündig. Nun kann ich auch "den Bärtels" zitieren ;D ;). Den Preis von 20 Euro fand ich für dieses sehr gut erhaltene Exemplar günstig. Beginnen werde ich mit den Pinien.
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Re: mein neuestes antiquarisches Gartenbuch
Den Anfang wird aber dieses Büchlein machen, schon die ersten Zeilen über die schrullige Kleidung der Gärtner in Kew Gardens fand ich herrlich. Außerdem freue ich mich auf eine gedankliche Reise zu englischen Gärten.
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