Es wird Zeit, diesen Thread wiederzubeleben, denn hier im Garten ist leider längst nicht alles Gold, was glänzt. Aus der Ferne mögen meine Beet noch recht vorzeigbar wirken, tritt man etwas näher heran, stockt einem jedoch der Atem. Praktisch alle meine Sonnenbeete wurden aufgrund der Nässe der letzten zwölf Monate geradezu von Unkraut überrannt, und es gab keine Möglichkeit, hier irgendwie einzugreifen, denn ich komme durch dieses Dickicht einfach nicht durch. Hier also die volle Ladung Gruselkabinett, sicher auch passend für den Gartenfrust-Thread, weil es schon nicht mehr "Schmuddelecken" sind, sondern großflächige Schmuddelbereiche...
Im Bild oben ein Ausschnitt aus dem kleinen Beet im Vorgarten. Teppich-Johanniskraut und Zypressenwolfsmilch haben meterlange Ausläufer gebildet, auch die Zaunwicke hat sich unbotmäßig ausgesät. Ich habe alle Ranken weggerupft, eine halbe Biotonne voll, aber das Zeug lässt sich natürlich nicht beirren und treibt sofort wieder aus. Hier hilft nur noch eine Komplettrodung mit sorgfältigem Ausgraben aller Wurzeln, später dann minutiöses Herausreißen sämtlicher Keimlinge.
Auch auf der anderen Seite des Wegs hat die Zaunwicke alles niedergedrückt. Der Lauch liegt mehr, als dass er steht, und die vielen Regenfälle haben den Spornblumen jegliche Standfestigkeit genommen. Ich hoffe, ich kann hier noch etwas retten, verschiedene sonnenliebende Stauden sind natürlich schon längst komplett überwuchert und ausgefallen. Ja, das hat man nun davon, wenn man den Empfehlungen folgt, möglichst trockenheitsresistente Arten zu pflanzen. ::)
Ein Sprung nach unten in den Garten, meine zugegeben schon immer etwas "wilde" Ecke mit Goldfelberich, Staudensonnenblume und Goldrute, im Frühling blühen hier die Hasenglöckchen. Bis zum Gewitterregen neulich standen die Stängel noch einigermaßen aufrecht, jetzt liegt alles am Boden. Stützen funktioniert hier nicht, alles liegt kreuz und quer. Immerhin, es blüht trotzdem leuchtend gelb fast den ganzen Sommer lang.
Ein paar Schritte weiter: Schachtelhalmurwald aus dem Kambrium. Hier haben im Frühling ein paar Iris geblüht, die restlichen Knospen sind komplett abgefroren. Auch hier überall Zaunwinde, eine Spornblume und eine Kronenlichtnelke versuchen tapfer, ihre Blütenstängel noch einigermaßen nach oben zu strecken. Die drei Stängel der Goldrute, die sich irgendwann dort am Zaun angesiedelt hat, sind dieses Jahr bereits zu einem dicken Horst gewachsen.
Nebenan der letzte der einst ein Dutzend Lavendel, welcher zaghaft noch einige Blüten durch den Schachtelhalmdschungel streckt. Die Fetten Hennen halten sich auch tapfer und können ihre Spitzen gerade so über das Dickicht strecken. Der restliche Lavendel hat schon letztes Jahr die Segel gestrichen, er war völlig überwuchert und ist schließlich jämmerlich ersoffen.
Am Beetrand erkennt man andeutungsweise noch weiße Spornblumen und rote Witwenblumen, ebenfalls völlig niedergedrückt von der Zaunwinden-Pest. Klar, irgendwie könnte ich hier durch einen Komplettrückschnitt noch ein wenig Ordnung schaffen, aber im Rest des Beetes sieht es leider nicht besser aus...
Das Laub der Pfingstrose hat leider einen gewaltigen Frostschaden erlitten und ist in großen Teilen braun-schwarz geworden. Die Blüten sind zum größten Teil einfach weggefault, weil es den ganzen Mai lang praktisch immer nur geregnet hat. Einzig die Taglilien blühen seit ein paar Wochen und sorgen für nette Farbtupfer im Beet. Die Margarite im Hintergrund liegt auch mehr, als dass sie steht, immerhin tut das der Blüte keinen Abbruch.
Ein Stück weiter sieht es um die mittlerweile abgeblühte Kniphofie marginal besser aus, das gelb blühende Johanniskraut ist aber sämtlichst durch ungeplante Sämlinge aufgekommen, und ein kleines übersehenes Goldfelberich-Würzelchen hat sich ebenfalls schon wieder zu einem dicken Horst ausgebreitet. Eigentlich liegt hinter diesem Dickicht meine schöne Trockenmauer, welche ich vor ein paar Jahren gebaut habe. Die Trittplatten mit dem Thymian sind ebenfalls komplett überwuchert worden.
Zwischen der auch nicht sonderlich aufrecht wachsenden Kugeldistel und der Stockrose die sich dort selbst angesiedelt hat, ist - ein Loch. Wobei man das Loch (was immer dort vorher stand) im Dschungel gar nicht mal so sichtbar ist, es ist nur dunkler und blütenärmer als der Rest. Struktur? Fehlanzeige, das ist einfach nur Chaos pur wie auch sonst überall.
Noch ein Iris-Beet, garniert mit Schachtelhalm, Kleiner Braunelle, Kriechendem Hahnenfuß, Löwenzahn, und wenigstens ein paar hübschen blauen Blüten von Triteleia 'Königin Fabiola'. Hier hatte ich letzten Herbst den Rasen abgestochen, um dort Randsteine zu verlegen, aber davon ist absolut nichts mehr zu sehen, es sind Millionen von Unkrautsamen gekeimt und haben alles mit einem grünen Teppich überzogen.
Ein weiteres Stück Beetrand, ebenfalls komplett überwuchert. Man kann die Stauden (Rudbeckien, Taglilien, Astern, Akeleien) immerhin noch erahnen. Zwischen Hemerocallis und Phlomis/Rudbeckia liegt übrigens eine 48x24 cm große Trittplatte. Wer's nicht glaubt, vergleiche mit
diesem Foto, aufgenommen im Oktober 2022.
Hier ist noch so ein Loch im Beet, ursprünglich standen da mal mehrere herrliche Sonnenbräute, die in den trockenen Jahren natürlich umgehend verstorben sind. Dieses Jahr wären sie sicher wieder herrlich, aber so liegen ringsherum nur massenhaft Sämlinge der Mazedonischen Witwenblume. Ein paar Montbretien haben auch überlebt und blühen gerade sehr hübsch, die Bergflockenblumen blühen dieses Jahr seit Mai fast ununterbrochen. Standfest ist hier sonst natürlich auch nichts, wie sollen sich die mannshohen Stauden im Morast der letzten Monate auch halten können?
Etwas weiter unten hat sich die Zaunwinde geradezu explosionsartig vermehrt und die Clematis montana am Zaun völlig überdeckt. Der Schachtelhalm tut sein übrigens, zu dieser amorphen Masse beizutragen, einzig die Rudbeckien wachsen fast mustergültig aufrecht. Mein Miscanthus 'Morning Light' will hingegen einfach nicht in die Pötte kommen, irgendwie habe ich mit Miscanthus generell kein Glück, das bleiben immer mickrige Horste, während andere Leute verzweifelt versuchen, ihnen Einhalt zu gebieten.
Schließlich noch ein Blick auf meinen Mini-Teich. Die letzten Jahre war er im Sommer immer fast ausgetrocknet - Wasser nachfüllen war eine reine Sisyphus-Arbeit und irgendwann nicht mehr praktikabel. Dieses Jahr ist der Wasserstand konstant hoch, aber der Bewuchs um den Teich herum ist auch hier zu einem Urwald geworden, so dass man die Wasserfläche gerade noch so erahnen kann, wenn man nach den runden Seerosenblättern sucht. Der Fächerahorn sah nach dem Spätfrost fürchterlich aus, immerhin ist er wieder ein wenig ausgetrieben, und nach Ausputzen der vertrockneten Zweige und Blätter sieht er wieder einigermaßen passabel aus. Vor allem das Fingerkraut ist hier eine enorme Pest, die meterlangen Ranken wachsen natürlich auch in den Teich hinein und setzen sich zwischen den Steinen am Ufer fest.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass ich so langsam einfach nicht mehr weiß, wie es mit dem Garten weitergehen soll. Die Bäume und Sträucher ringsherum werden immer höher und sorgen für eine einseitige Beschattung (den Rest der Zeit knallt aber die Sonne drauf), der Boden ist entweder wochenlang ausgetrocknet, so dass die Stauden nur kniehoch werden, oder monatelang dauernass, so dass alles mannshoch wird und umkippt, es sind Milliarden von Unkrautsamen im Boden, die bei feuchtem Wetter sofort keimen, so dass man mit dem Jäten nicht mehr hinterher kommt, und hat man einmal durchgejätet, ist ein paar Wochen später trotzdem wieder alles voll. Selbst meine großzügigen Trittplatten finde ich im Sommerhalbjahr kaum noch, und gegen den Dschungel kann ich nicht ankämpfen, so viel Zeit, Kraft und Muße habe ich nicht.
Die Schattenbeete sind im Vergleich dazu nahezu wartungsfrei, in Trockenzeiten muss ich hier halt gießen, aber das erscheint mir immer noch einfacher als alles andere. Sie haben auch den großen Vorteil, nicht so tief zu sein, dass man evt. erforderliche Jätarbeiten von den Wegen aus erledigen kann, denn wenn alles triefend nass ist, kann man auch nicht wirklich auf den Trittplatten arbeiten, man versinkt dadurch zwar nicht gleich im Matsch, aber es nützt ja nichts, wenn man keinen Schritt vorankommt, weil alles zugewachsen ist. Der Boden müsste theoretisch kräftig abgemagert werden, aber wie? Ich kann hier leider schlecht tonnenweise Lehm weggraben, also bleibt nur, Sand und Kompost einzuarbeiten, damit die Zeit, in der ich den Boden wenigstens ein bisschen bearbeiten kann, etwas ausgedehnt wird. Aber dazu müsste das Wetter auch etwas besser mitspielen, über Jahre hinweg konnte ich teils wochenlang am Stück arbeiten, aber im letzter Zeit ist es entweder ständig zu nass oder zu trocken...