Tafeltraube - Sortenempfehlung gesucht (Gelesen 35153 mal)

[Dietmar]

@cydorianIch habe nicht alle Deine Sorten, aber zu einigen habe ich eigene Erfahrungen. Ich wohne ca. 10 km außerhalb des Weinbaugebietes in einer sehr sehr sommertrockenen Gegend.Bisher waren bei mir sehr pilzfest New York Muskat und eigentlich auch Glenora, aber letztere werde ich aus anderen Gründen schreddern (nur winzige Trauben und Beeren). Beide Sorte reagieren sehr empfindlich auf Magnesiummangel. Selbst Muskat Bleu hatte im Spätsommer trotz minimalem Spritzprogramm etwas Oidium. Jacobsberger und Lakemont sogar noch mehr. Letztere Sorte wird aber aus anderen Gründen ebenso geschreddert (zu verrieselungsanfällig, zu spät, zu kleine Beeren, Stiellähme, Platzbedarf für neue Sorte ...). Muskat Bleu hat bei mir noch eine Galgenfrist (verrieselungsanfällig, kleine Trauben und Beeren). Wahrscheinlich habe ich einen schlechteren Klon bzw. ein etwas weniger gutes Exemplar erwischt. Das war das einzige Mal, dass ich eine Rebe im Gartenmarkt gekauft habe und prompt damit reingefallen. Andere Klone bringen es zu deutlich größeren Trauben und Beeren und manche sind auch nicht so verrieselungsanfällig, z.B. Muskat Garnier.Granita kann nicht so schnell von Mehltau befallen werden, weil zu hart.

[Staudo]

Der Wein sollte soweit krankheitsresistent sein, dass ich auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichten kann.

Soweit zur Ausgangsfrage. Ich habe eine Phönix und eine Muscat Bleu. Phönix würde ich nicht wieder pflanzen, weil die Trauben zu dicht sind und sich bei beginnender Fäule gegenseitig anstecken. Außerdem sind die Beeren bei uns immer etwas madig und die Maden kriechen leicht von einer Beere zur anderen, was unangenehm ist. Gespritzt habe ich die Reben noch nie und ich werde es auch nicht tun. Die Rebstöcke bleiben so gesund, dass ich ernten kann. Ich überlege allerdings die Phönix zu roden und eine andere, lockerbeerige Sorte zu pflanzen.

[Dietmar]

@staudenmanigMeinst Du mit "madig" Gallmückenlarven?Phoenix neigt zum Platzen und damit zu Botrytis.Guckst Du hier:http://www.rebendoktor.de/output.phpbzw ... ?node=2921

[max.]

...Ich überlege allerdings die Phönix zu roden und eine andere, lockerbeerige Sorte zu pflanzen. ...

lockere trauben kannst du leicht selbst erzeugen, wenn du - in der nachblüte die gescheine schwach abstreifst, oder- bei schrotschußgröße der beeren die trauben halbierst.

[biggi67]

Hallo vor einigen Jahren haben wir uns über dieses Thema schon mal unterhalten. Schaut mal da:http://forum.garten-pur.de/index.php?bo ... start=0Ich hab mir damals 2005 bei Manfred Hans eine Lakemond bestellt. Die Trauben sind wunderbar. Ich spritze nicht, hatte aber letztes und dieses Jahr einen tollen Ertrag. Ich wohne zwar in einer wärmeren Gegend als du, muss aber sagen, dass die Traube sehr früh ausreifen. In den Weinbergen rund um unseren Ort waren die Trauben im Vergleich mind. 2 Wochen später reif. Es handelt sich aber um ne weiße Sorte. Manfred Hans hat die Traube übrigens noch. Ich hab zufällig vor ner Viertelstunde eine für einen Geburtstag bestellt und bin nur kurz hier, weil ich einer Forumsfreundin den Namen der Rebe versprochen hatte.

[Dietmar]

Noch einmal zur Sortenfrage:Blau und kernlos: - Venus (relativ frostfest, gute Pilzfestigkeit, leichter Erdbeergeschmack - trotzdem die beste blaue kernlose, die in Deutschland angeboten wird)- Primus (sehr früh, Beeren ca. 3...4 g (relativ groß für kernlose), pilztolerant, von Botrus)- Millenium (früh, Beeren ca. 2,5 ... 3 g, größere Traube als Primus, von Botrus)- Artemis (früh, von Jäger)Die letzten 3 "weißen" Sorten hatten bei der Verkostung auf dem Tafeltraubentag die Nase weit vorn.- New York = Lakemont ist eine kernlose Sorte der ersten Generation und ist eigentlich "überholt". Außerhalb der Weinbaugebiete reift diese Sorte erst Mitte/Ende September, manchmal erst Anfang Oktober, also recht spät. Die Trauben sind relativ groß, die Beeren jedoch recht klein (ca. 2 g). Der Geschmack ist gut. Die Pilzfestigkeit ist, was die Trauben betrifft recht gut, aber die Blätter werden recht oft im Herbst befallen. Große Nachteile von Lakemont sind:- große Neigung zum Verrieseln, d.h. sehr blühempfindlich- Neigung zur Stiellähme und damit Abbruch des Reifeprozesses- manche Reben tragen erst nach 4 bis 5 Jahren das erste malAlle anderen kernlosen Sorten haben irgendwelche gravierenden Nachteile.Für Kinder könnte noch Himrod interessant sein, aber Erwachsene mögen den Gummibärchengeschmack nicht so.Es gibt zu den kernlosen Sorten interessante Alternativen. Einige Sorten haben nur weiche rudimentäre Kerne. Da empfehle ich Arkadia (früh - Anfang ... Mitte September, sehr große Trauben - bis 1 kg, sehr große Beeren - bis ca. 15 g) und Juliane (ähnlich, aber noch etwas besserer Geschmack). Juliane kann allerdings nicht allein stehen, denn diese Sorte ist rein weiblich und braucht einen Befruchter, z.B. Arkadia. "Amerikaner" sind als Befruchter nicht geeignet.Guckst Du hier:http://www.lwg.bayern.de/gartenbau/obstbau/27960/Obwohl diese Sorten recht pilztolerant sind, kommst Du um ein minimales Spritzprogramm nicht herum (Netzschwefel, Kupfer)

[Ramona]

Hallo,erstmal vielen Dank an Euch für die sehr hilfreichen Antworten! Ich lag leider mit einer Erkältung flach und komme daher erst jetzt dazu, hier zu lesen und zu schreiben.Wie ich bereits schrieb, will ich mich nicht zwangsläufig komplett ums spritzen drücken, Netzschwefel und Kupfer sind okay, chemisch-synthetische Mittel kommen für mich aber nicht in Frage.Eine Frage schwirrt mir aber noch im Kopf, was ist ein Foxton? Wonach schmeckt die dann? Uns allen hier in der Familie gefällt halt der Geschmack und die Konsistenz der Crimson sehr gut, sie ist so herrlich knackig und hat ein tolles Aroma.Ein paar Leute in der Nachbarschaft haben ebenfalls Weinreben... ich muss mal direkt nachfragen, mit welchem Aufwand das dort verbunden ist, da die Sommer hier doch einigermaßen verregnet sein können.LG Ramona

[mime7]

Eine Frage schwirrt mir aber noch im Kopf, was ist ein Foxton? Wonach schmeckt die dann? LG Ramona

Der Foxton wird sehr individuell wahrgenommen. Es gibt sogar Leute, die das gar nicht schmecken oder sogar mögen.Trauben mit leichtem Foxton schmecken intensiv, fruchtig, erdbeerig oder himbeerig. Das mögen viele sehr gern, z.B. Venus oder Himrod. Bei diesen Sorten fällt mir kein Fuchs-Aroma auf.Trauben mit starkem Foxton schmecken angeblich nach Fuchs. Da ich noch nie nen Fuchs aus der Nähe getroffen hab, kann ich das nicht beurteilen. Ich würde sagen, sie schmecken so, wie ein lange nicht gebadeter und dann nass gewordener Hund riecht. Jeder, der gerne seinen Hund ableckt, kann sich auch eine Amerikanerrebe in den Garten stellen (z.B. Isabella), oder aber Uhudler trinken.GrussGruss.

[trauben-freund]

@ ramonawenn du kupfer und schwefel einsetzt kannst du ruhig mal Flame oder Kischmisch ausprobiern, die gehen in die richtung crimson.ansonsten die bereits erwähnten Primus (resistent) oder Artemis, die mir persönlich noch einen tick besser schmeckt als primus aber etwas empfindlicher ist.

[Dietmar]

Im Prinzip hat mime7 alles Wesentliche zum Foxton gesagt.In sehr kleinem Umfang ist dieser insbesondere bei Kindern und manchen Frauen durchaus erwünscht, insbesondere bei denen die Geschmacksnerven durch American Food abgestumpft bzw. "modifiziert" sind. Je nach Ausprägung erinnert das Aroma an Erdbeeren, Gummibärchen, Himbeeren (Himrod), schwarzen Johannisbeeren (Alden) bzw. ist undefiniert (unnatürlich) fruchtig.Bei stärkerem Foxton (Tessinaroma ... ) ist der Geschmack eher muffig, schleimig, pfeffrig und bitter - eben "würg", wobei die Empfindsamkeit der Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Das kann bis hin zu allergieähnlichen Reaktionen und akutem Brechreiz und Durchfall reichen.Das Wissen darum schreckt Gourmets auch von Sorten ab, die nur einen leichten Foxton haben. Im Prinzip haben Gourmets nicht gegen fruchtige Aromen, z.B. Orangen, Ananas, Kiwi, Sauerkirschen, Vanille, Schokolade, um nur einige zu nennen, aber alles, was nur geringfügig an die eingekreuzten Foxreben erinnert, löst bei Gourmets regelrechte Würg-Attacken aus. Das liegt m.E. nicht primär am Aroma, sondern den biochemischen "Begleitstoffen", die viele Menschen bei schwachem Foxton nicht bemerken, die aber bei Feinschmeckern zu Ekelanfällen führen. Hier definiere ich Gourmets nicht als kulinarische Snobs, die von Austern, Trüffeln und Kaviar leben, sondern als Menschen, die den natürlichen Geschmack lieben und die die Wucht künstlicher Aromen ablehnen, wie diese heutzutage viele Konserven, Getränke, Süßigkeiten und vieles andere überfluten.Besonders ekelhaft ist Foxton, wenn man aus solchen Sorten Wein keltert. Man kann diesen durch Belüftung zwar etwas schwächen, aber dann schmeckt der Wein nur noch nach nichts.

[Ramona]

Oha,ich habe mir gestern noch gedacht, damit wird doch nicht gemeint sein, dass sie nach Fuchs schmecken... aber wenn sie so schmecken wie Füchse riechen, brauche ich die auch nicht im Garten Zumal ich mir einbilde, noch recht feine Geschmacksnerven zu haben.So dann werd ich mich jetzt mal zu den einzelnen Sorten noch etwas begoogeln und dann eine Entscheidung treffen. Vielleicht werdens auch gleich 2 Reben LG und vielen Dank nochmal,Ramona

[Dietmar]

Hallo Ramona,viel Spaß beim Googeln. Ich kann Dir aber nur empfehlen, nicht den Sortenbeschreibungen und Bildern von Gartenversendern und Gartenmärkten zu vertrauen. Auch Rebschulen, die viel seriöser sind, wollen ihre Reben verkaufen. Die realistischsten Meinungen hört man von neutralen Personen bzw. Stellen, die kein Vermarktungsinteresse haben, also z.B. LWG Bayern, Erfahrungsberichte in Foren usw.. Wenn Du möchtest, kannst Du ja hier im Forum mal fragen, welche Erfahrungen es zu Deinen Favoriten gibt, möglichst vor dem Kauf.Wenn Du nicht so weit entfernt wohnen würdest, wäre ein Besuch zum Tafeltraubentag in Veitshöchheim bei Würzburg im Herbst jeden Jahres ideal, um sich durch Ansehen und Kosten vieler verschiedener Sorten eine eigene Meinung zu bilden.

[tinker]

Hallöchen Ramona ich lese erst jetzt deinen Beitrag also wir haben " Boskoop Glory" und sind begeistert sie schmecken lecker süß .Unsere rankt an der Südseite vom Haus .Grüßchen von Marina

[JG]

Hallo, ich hole diesen Thread mal hoch, weil ich selbst auch eine Empfehlung für eine Tafeltraubensorte gebrauchen könnte. Ich wohne in Rheinland-Pfalz, nicht direkt im Weinbaugebiet aber relativ nah davon, vielleicht haben wir's hier im Durchschnitt ein paar Grad kälter. Der Rebe hätte ich ein Stückchen Süd-West-Wand zu bieten, mit fast den ganzen Tag Sonne. Ich hätte gerne eine leckere weisse Sorte, die möglichst pilzresistent ist. Relativ späte Reife ist mir ganz recht (sofern ihr jetzt nicht sagt dass das vom Klima her nicht geht) weil ich noch weitere Obstbäume und -büsche pflanzen will deren Reifezeit wohl eher im Hochsommer (also August) liegt. Und wenn nicht alles gleichzeitig reift, umso besser. Ich habe zwar schon eine ganze Weile rumgegoogelt, aber es ist wirklich schwer sich einen guten Überblick zu verschaffen.Wäre also sehr dankbar für eure Empfehlungen!

[Mediterraneus]

Frumoasa alba. Kann ich uneingeschränkt empfehlen.