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Apfelsortenwahl: Bitte um Rat (Gelesen 8154 mal)
Moderator: cydorian
- Zuccalmaglio
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Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
@querkopf,"schwerer Boden", sprich hohe Schluff- und Tonanteile, bedeuten meist auch schlechte Durchlässigkeit. Aber eben nicht immer. Wie sieht das bei dir aus? Die Negativkorrelation zwischen schwerem (schlecht durchlässigem/durchlüfteten) Boden und Krebs ist m.E. signifikant.Andererseits sind selbst stärker krebsanfällige Sorten in meinem stark durchlässigem sandigem Lehm ohne Krebs. Im Zweifel wäre ich bei deinem Boden aber auch vorsichtig, zumal bei Hochstamm.Dülmener Rosen "tropft" sehr stark. D.h., das ein gut Teil der Früchte schon vor der Reife unten ist. Durch eine offene, windige Lage wird das noch verschärft. Auf Hochstamm bzw. Sämlingsunterlage dürfte die Alternanz deutlich, wenn veilleicht auch nicht vollständig sein.Früchte von Martini habe ich lediglich einmal bei einer Sortenausstellung gesehen. Und da waren sie sehr von Rußflecken befallen. Zu Adams Parmäne kann ich nichts sagen. Im Hartmann wird von "mürbe werdend" berichtet. Das wolltest du aber gerade doch nicht.
Tschöh mit ö
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Saartal, WHZ 7b, 245m ü. NN, toniger Lehmboden
Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
Hallo, Zuccalmaglio,danke für die Boden-Überlegungen. Und eine Frage dazu: Wirken sich die Bodenverhältnisse bei Halb- oder Hochstämmen stärker aus als bei kleineren Formen oder auf schwächer wachsenden Unterlagen? Und wenn ja, warum ist das so?Staunass ist der Boden hier zwar nicht, aber die Durchlässigkeit hält sich denn doch in Grenzen; es dauert, bis größere Regenmengen versickert sind. Vor allem der Unterboden - in dem man ja nur selten rumbuddelt, in den aber Baumwurzeln nun mal reinmarschieren - ist bei Trockenheit eine arg feste Angelegenheit, bei Nässe klebriger gelber "Batsch": sehr tonig (mit 15-50 cm humosem Lehm als Oberboden drauf). Deshalb meine Vorsicht, wenn ich bei irgendeiner Sorte lese, sie sei anfällig für Krebs und/ oder Monilia (Letztere ist hier bei Kirschen ein Kapitel für sich). Ich möchte es dem neuen Baum einfach nicht unnötig schwer machen .Der geplante Standort ist nicht allzu windexponiert, Nachbars Garagenwand und eine Hangstützmauer bieten obenrum Schutz. Trotzdem danke für den Hinweis drauf, dass der Dülmener "tropft". An sowas muss man also auch denken, wieder was gelernt ...Wenn ein Apfel im Lager "mürbe" wird, hab' ich nix dagegen. Vorausgesetzt, er bleibt dabei halbwegs saftig. Nur "mehlig" - also mürbe und trocken - sollte er nicht werden. (Knackigkeit ist ja für sich allein noch kein Qualitätsmerkmal, man denke bloß an die garantiert knackigen, garantiert aromafreien 'Granny Smith'-Äpfel aus dem Supermarkt ...)@Maronifan:Danke für den Link. Listen ohne Kommentare zu den Sorten helfen mir allerdings im Moment noch nicht so sehr - aber das kann sich ändern, wenn es nach dem Auswählen ans Einkaufen geht . Schöne GrüßeQuerkopf
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
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Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
Hallo Querkopf,wenn ich nur eine Apfelsorte pflanzen dürfte, würde ich den Berlepsch nehmen. Auch wenn es ihn hier im Rheinland zu kaufen gibt, sind die eigenen noch viel besser. Als Herbstapfel Alkmene.Aus Deiner Liste kenne ich nur den Dülmener von Nachbarn in Münster, er schmeckte schon wirklich lecker apfelig und süßsauer. Soweit ich weiß, ist er aber eher für kühlere Gegenden günstig und nicht sehr lagerfähig.Schönen GrußRalf
Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
Hallo Querkopf. Ich würde mir am besten den Rat bei den Gartenbauvereinen in deiner Region holen. Die wissen wie aufpfropfen funktioniert. Haben den regionalen "Überblick" und wissen oft am besten was geht und was nicht. Diese Leute kennen die Gegebenheiten vor Ort.
- Zuccalmaglio
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Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
@Querkopf,im allgemeinen sagt man, dass die schwächeren Unterlagen grundsätzlich empfindlicher gegenüber biotischen und abiotischen Schadeinflüssen sind. Je schwächer, desto anspruchsvoller.In der Tendenz ist das sicher richtig. D.h. aber nicht, dass es für Einzelgeschehen auch mal Ausnahmen geben wird. Z.B. die mittelstarken MM-Unterlagen, die blutlausresistent sind oder die in der Literatur beschriebene gute Feuerbrandtoleranz von M7.Möglicherweise wird dies von stark wachsenden Unterlagen aus einer Sämlingspoulation auch erreicht. Gesichert ist das aber nicht, da es sich im Ergebnis immer um neue genetische Kombinationen handelt, wenn diese auch in der Praxis relativ einheitliche Ergebnisse zeitigen.Auf meinem anderen Obststück mit schwerem, stauenden Lehm haben Bäume auf schwachen (M26), mittleren (MM111) und Sämlingsunterlagen Krebs bekommen. Mein "Bauchgefühl" ließe mich allerdings bei problematischen Böden eher auf die Sämlingsunterlagen vertrauen.Ich denke auch, es ist beim Krebs primär eher eine Frage der Sorte als der Unterlage.So wie du deinen Boden beschreibst, wäre ich bei der Sortenwahl eher vorsichtig als mutig. Leider gibt es zu Adams Parmäne kaum Literaturhinweise. Insofern kann dich nur der Versuch kluch machen. Die von Ralf empfohlenen Berlepsch und Alkmene schmecken mir auch sehr, sehr gut. Sie sind aber für eher schwere Böden leider überhaupt nichts.Noch mal zu Martini als mögliche Alternative gerade auch wegen seiner beschriebenen Krebsfestigkeit: Diese pilzbedingten Rußflecken waren eine Einzelbeobachtung. M.W. ist diese Anfälligkeit für Rußflecken umso höher, je luftfeuchter der Standort, insbesondere im Spätsommer und Herbst ist. Das kann bei dir ja ganz anders sein.Wobei zu hoffen bleibt, das hinsichtlich Krebsfestigkeit nicht einer beim anderenabgeschrieben hat.
Tschöh mit ö
Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
Ich hab mich ein bißchen mit Apfelbäumen beschäftigt, als wir unsere Zwetschge fällen mussten. Dabei stieß ich auf den Pomologen Eckart Brandt (boomgarden.de). Ich hab mir von ihm Beratung geholt; er fragte nicht nur nach dem Boden, sondern auch nach dem vorwiegenden Verwendungszweck, und empfahl mir dann Sorten. Erstaunlich fand ich dabei die Erkenntnis, dass es alte Apfelsorten gibt, die für spezielle Verwendungszwecke gedacht waren, wie eine Sorte, die man in einer bestimmten Region zur Beimischung an Wurstsorten nahm. So speziell zu denken, wäre mir vorher gar nicht in den Sinn gekommen.Bei mir fiel die Wahl damals auf den Berlepsch und den Altländer Pfannkuchenapfel (toller Apfelkuchen-Apfel!), weil der Finkenwerder Herbstprinz grad nicht zu kriegen war. Letzterer steht bei unseren Nachbarn seit vielen Jahren, trägt sehr gut und ist immer noch gesund.
Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
Hallo Zuccalmaglio,ich habe ein wenig Zweifel, dass der Einfluss von Bodentypen auf einzelne Edelsorten so groß sein kann. Sollte nicht eigentlich die Unterlage einen viel größeren Einfluss auf die Verträglichkeit mit einzelnen Bodentypen haben als die Edelsorte? Was kann eine aufveredelte Sorte noch vom Boden merken? Ich vermute fast, dass zB klimatische Parameter wichtiger sind. Man müsste mal schauen, wie solche Urteile eigentlich entstanden sind.Schönen GrußRalf
- Zuccalmaglio
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Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
@Ralf,die genauen Zusammenhänge weeiß ich auch nicht.Ich vermute, durch die Nässe/schlechte Durchlüftung ergibt sich eine Minderung der Vitalität/der "Abwehrkräfte". Und das beschränkt sich dann eben nicht nur auf die Unterlage. Dann hat es der Krebs bzw. Pilz leichter.
Tschöh mit ö
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Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
Hallo, Zuccalmaglio,
eben, das sehe ich genauso.... So wie du deinen Boden beschreibst, wäre ich bei der Sortenwahl eher vorsichtig als mutig. ...
Ooch, über diese Sorte kriege ich schon noch was raus, bis zur Entscheidung ist ja noch viel Zeit ...@Sarzine: Eckart Brandts Boomgarden-Projekt ist mir geläufig, ich bin schon vor einigen Jahren bei meiner ersten Apfel-Recherche drüber gestolpert. Leider ist er für mich zu weit weg, er beschränkt sich bei seiner Arbeit ja sehr konsequent auf den norddeutschen Raum.... Leider gibt es zu Adams Parmäne kaum Literaturhinweise. ...
Das wusste ich, wenigstens grundsätzlich (aber keine Ahnung, welche Sorte konkret wofür gebraucht wurde): Ich bin in Niedersachsen aufgewachsen mit Nebenerwerbslandwirten in der Familie, bei denen Streuobstwiese und Hausschlachtung selbstverständlich waren. Doch diese landwirtschaftlichen Flächen hat längst der Bauboom gefressen. Und die zugehörige Obstsortenkenntnis gleich mit .Berlepsch etc. kommt aus den schon genannten Gründen nicht in Frage, leider: sehr schwerer Boden. @Ralf: Vielleicht hast du ja Recht mit deiner Skepsis gegenüber Literaturangaben. Vielleicht müsste man einfach ausprobieren. Aber da ich nur einen Baum pflanzen kann - mehr Platz ist halt nicht -, leiste ich mir solche Experimente lieber nicht. @Gartenfex: Gartenbauvereine habe ich schon mal abgeklappert. Mit, milde gesagt, mäßigem Erfolg. Aus drei Gründen: 1. ist die regionale Geologie sehr "kleinteilig", schon wenige Kilometer entfernt gibt es ganz andere Böden; 2. hat längst nicht jeder Verein im engeren Umkreis einen Obstfachmann - ist halt keine Obstbaugegend; 3. ist bei lokal für gut befundenen Bäumen die Sorte oft unbekannt und der Bestimmungsehrgeiz begrenzt - reicht für die Baumbesitzer ja auch, wenn sie wissen, dass z. B. der Rote vorn links gut schmeckt und sich so und so lange lagern lässt und der Grüne hinten rechts eher ein Fall für die Saftpresse ist... Schöne GrüßeQuerkopfSarzine hat geschrieben:... Erstaunlich fand ich dabei die Erkenntnis, dass es alte Apfelsorten gibt, die für spezielle Verwendungszwecke gedacht waren, wie eine Sorte, die man in einer bestimmten Region zur Beimischung an Wurstsorten nahm. ...
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
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Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
Hallo Querkopf, hab gerade das ganze Wochenende mit meinem Vater zusammen Äpfel geerntet und gemostet und kann mich nur dem ersten Post anschließen: Mehrsortenbäume sind klasse, vor allem wenn man nicht (so wie wir) eh Platz für 30 Bäume hat. Bei uns sind aus normalen Apfebäumen meistens aus folgenden Gründen Mehrsortenbäume geworden:- der gekaufte Baum war nicht die Sorte, die er hätte sein sollen- der Baum wurde so groß, das man von der - eigentlich guten, erwünschten - Sorte nicht so viele auf einmal brauchen kann, bzw. haben wir z.B. von den Klaräpfeln nur einen Ast aufveredelt, denn die werden so schnell kaputt, dass man davon keinen ganzen Baum brauchen kann. - irgendein Baum wurde alt, und die Sorte sollte erhalten bleiben- die Unterlage hat durchgetrieben und sich als ganz brauchbar entpuppt (so kamen wir zu Jakob Lebel). Wenn ich mir für meinen Garten einen wünschen dürfte, dann wären da drauf: Cox Orange (sehr süß, sehr aromatisch, hält gut bis Weihnachten, muss sehr luftig geschnitten werden), Kronprinz Rudolf (klasse Tafelapfel, ; rotbackig, kein vorschmeckendes Aroma, saftig und zart, hält ca. bis Januar im Keller). und als Winterapfel Boskop. Cox Orange wächst bei meinem Vater (Franken) auf lehmigem Boden. Dieses Jahr hab ich ihn alleine geschnitten, hab wohl etwas zu wenig rausgeschitten, er hing knallevoll (ca. 80 Kilo), hatte aber einige faulige drin. Boskop wächst da auch, ist gesund und geduldig. Kronprinz Rudolf wächst bei mir (Oberösterreich) gegenüber auf ebenfalls relativ lehmigem Boden, wird ziemlich stiefmütterlich behandelt (alle drei bis vier Jahr mal geschnitten) und wirkt trotzdem gesund und munter, steht aber von der Lage her sehr optimal luftig an einer südseitigen Böschung.
Re:Apfelsortenwahl: Bitte um Rat
Daraus wurde dann leider nichts. Ich konnte keine mehr bekommen, nur noch anschauen. Die letzten 2 Wochen wurde hier auch schon durch die Stadtgärtner geernet (und die haben sie unter sich verteilt, bis auf die Kiste für die Apfeltage). Heute war ich noch mal da, außerhalb des Trubels, habe bei der Nachernte mitmachen können und habe den Chef befragt. Er lobte Adams Parmäne gleichfalls, die Sorte würde sich aber allenfalls bis Weihnachten halten, dann würde er mürbe und auch an Saft verlieren.Allerdings liegen die Äpfel bei den Herrschaften im Kühlen in Kisten, aber nicht in erdfeuchten Kellern. Da ließe sich also sicher noch Lagerzeit herausholen.Neuentdeckung für mich: Kanada-Renette, eine leckere Wintersorte (schon jetzt lecker ). Laut Petzold anspruchsvoll an Klima und Boden. Mal sehen, wie sich die ergatterten Probe-Exemplare in 1, 2 Monaten machen. GenussR soll 12-3 sein. Hat mich ein bissel an Zabergäu erinnert.GrußAyamoIn der Kolonie Alexandrowka steht zb auch Adams Parmäne. Ich versuche, welche zu bekommen und einen Lagertest machen zu können.
Im schlechtesten Raum/ pflanz einen Baum/ und pflege sein!/ er bringt dir's ein. (J. L. Christ) (Stimmt das wirklich?)