News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!
Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit? (Gelesen 22283 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, cornishsnow, cydorian, partisanengärtner, Conni, AndreasR
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Hallo Pimpinella,vielleicht ist ja dieser Link für deine Unterrichtsvorbereitung interessant:http://www.anstiftung-ertomis.de/opencms/opencmsGruß Ulli
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Das tut jeder Hauseigentümer. Sogar verfassungsmäßig garantiert. Ohen die Frage nach Angemessenheit.Da du keine Kinder hast und vermutlich nur mit einer Frau zusammenlebst, würde sich die Angemessenheit bei dir je nach Armutsstatus auf 1 Zimmer + Etagen-Klo + Gemeinschaftsküche begrenzen (Status China).Ex ante hat ja niemand das Recht, der Menschheit ein Stück Erde ganz zu entziehen.Zumindest moralisch nicht.
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Nee, das bestreite ich. Klar gibt es große und kleine Gärten, aber ein Garten an sich ist kein Luxus. Ok, ich fühle mich privilegiert, weil wir jetzt schön wohnen und Platz haben, aber ich finde nicht, daß ich der Allgemeinheit dafür irgend etwas schulde. Ob nun Schrebergärtlein (kann sich auch ein Hartz IV Empfänger leisten) oder eigenes Grundstück: es bedeutet in jedem Fall persönlichen Einsatz, Kosten, Zeit die man da reinsteckt. Die Allgemeinheit steckt in meinen Garten nichts rein, also hat sie in meinem Garten auch nichts verloren. So einfach ist das.Einige.Nur ist eine angemessene Wohnung ja nun kein Luxus, wie ein Garten. In vielen Gärten könnten zwei Familien wohnen.
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Ich denke nicht, dass Wohnen und Garten in dem Sinn vergleichbar sind.Gegen Abgaben auf Luxusvillen hätte ich allerdings nichts.
-
- Beiträge: 1304
- Registriert: 11. Apr 2005, 21:04
- Kontaktdaten:
-
Mizzitanta spinosissima var. splendens
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Aber würdest du gerne in der Miniwohnung wohnen und die Haferwurzel auf der Fensterbank ziehen?Können wir dann im übrigen mal diese Freizeitsozialismus-Diskussionen beiseite lassen und ein interessanteres Thema behandeln, als das, welches Anrecht die armen Massen an meinen Garten haben? Sonst artet das wieder zum Spam-Thread aus.Ich finde die Frage ja schon interessant, warum die Menschheit offensichtlich gärtnerischen Anlagen im öffentlichen Raum gewissen Respekt entgegenbringt. Hier in München gibt es an vielen Orten sehr schöne Gartenanlagen - aber die einzige, von der ich weiß, dass sie in größerem Stil dem Vandalismus unterliegt, ist die am Gärtnerplatz (aber das ist ein eigenes Thema). Auch die Detroiter Gärtner haben ja die Erfahrung gemacht, dass der Vandalismus zurückgeht, wenn die Grundstücke in Gärten verwandelt werden. Woran liegt das?
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Vielleicht sind Gärten einfach schön?Und auch lebendig.
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Vielleicht an einer Umzäunung?
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Bei Luxusvillen kann ich nicht mitreden, ich hatte noch keine. Ernsthaft: ob Grundbesitz legitim ist oder nicht, darüber kann man streiten. Früher habe ich eher so gedacht wie du, das ändert sich. Und zwar nicht, weil ich jetzt zu den glücklichen Haus- und Gartenbesitzern gehöre, sondern weil ich sehe, wie dieser gesichtslose Riesenwurm "Allgemeinheit" mit dem, was andere geschaffen haben, umgeht. Hübsche Parks mit Teich und Bepflanzung werden angelegt? Egal, drei Tage später ist das zerstört, zugemüllt und der Teich mit Bierflaschen und Plastiktüten zur Kloake umgestaltet worden. Da steht ein Gartenzaun? Egal, schnell mal mit dem Glitzerspray drüber. Der U-Bahnhof ist neu gestaltet worden? Egal, schnell in die Ecken pissen und die Sitzbänke mit Kaugummis zukleben. Und so weiter. Diese "Extremfälle" sind so alltäglich, daß das fast schon als normal zu sehen ist. Weiß ja nicht, wie das in der Schweiz ist, aber geh mal irgendwo in Brandenburg in den Wald oder in die "Natur" - Müllkippen, egal wo du hinschaust. Den Leuten ist immer nur das wichtig, wo sie selbst Energie und Geld reingesteckt haben, alles andere wird neidvoll registriert und oft genug kaputt gemacht. Edit: ihr seid zu schnell - meine Antwort bezieht sich auf Lehms Posting #33.
-
- Beiträge: 1304
- Registriert: 11. Apr 2005, 21:04
- Kontaktdaten:
-
Mizzitanta spinosissima var. splendens
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
(Antwort auf Lenchen) Nein, eben nicht. In Amerika gibt's eh sehr wenig Zäune, aber auch hier in der Stadt sind die zum Teil sehr prächtigen Anlagen frei zugänglich. Warum schneiden sich die Leute keinen Blumenstrauß? Wenn etwas anderes so frei zugänglich wäre, würden sich alle bedienen. Gibt es also die zivilisatorische Kraft des Gärtnerns und sollte man dann nicht mehr davon freisetzen?Ich wäre übrigens auch sehr an einer Garten-Pur-Samenbombenmischung interessiert. Was sollte hinein? Akelei, Linaria purpurea, Nigella damascena, Hesperis matronalis?
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Dass sich die Leute keinen Blumenstrauß schneiden liegt meiner Meinung nach noch am eher mangelnden Interesse an Pflanzen. Solange es ein Bund Blumen für 1.99 Euro bei Edeka um die Ecke gibt, würden nur die wenigsten die Schere bemühen und sich auch noch bücken ;)Und diejenigen, die wissen wieviel Mühe die Anlage und Pflege macht, lassen schon aus Respekt davor die Schere stecken......In Amerika gibt's eh sehr wenig Zäune, aber auch hier in der Stadt sind die zum Teil sehr prächtigen Anlagen frei zugänglich. Warum schneiden sich die Leute keinen Blumenstrauß? Wenn etwas anderes so frei zugänglich wäre, würden sich alle bedienen.
-
- Beiträge: 1610
- Registriert: 9. Jan 2006, 12:06
- Kontaktdaten:
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
ich seh das Ganze eher von meiner - zugegebenerweise sehr egoistischen - Warte. ;)Mein Garten und das Werkeln darin sind für mich der Ausgleich zu meinem stressigen Job. Wenn ich meinen Garten nicht hätt, wär ich ganz und gar unleidlich. Darunter hätte auch ein Teil der Allgemeinheit zu leiden.Somit bringt mein Gärtnern auch der Allgemeinheit was!!
Mit lieben Grüssen .... Donauwalzer
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Ich finde die Frage ja schon interessant, warum die Menschheit offensichtlich gärtnerischen Anlagen im öffentlichen Raum gewissen Respekt entgegenbringt. Hier in München gibt es an vielen Orten sehr schöne Gartenanlagen - aber die einzige, von der ich weiß, dass sie in größerem Stil dem Vandalismus unterliegt, ist die am Gärtnerplatz (aber das ist ein eigenes Thema). Auch die Detroiter Gärtner haben ja die Erfahrung gemacht, dass der Vandalismus zurückgeht, wenn die Grundstücke in Gärten verwandelt werden. Woran liegt das?
Zwei total gegensätzliche Beobachtungen, die sicherlich beide stimmen.Ich denke, man muss diesen gesichtslosen Riesenwurm mit Namen "Allgemeinheit" aufspalten um beide Beobachtungen erklären zu können.Mein Senf zu der Geschicht ist wie folgt:Die grosse Masse der Allgemeinheit hat in der Tat Respekt vor anderer Leute Arbeit, Mühen und vor dem materiallen Wert an sich. Die Mehrzahl von Indiviuen aus denen sich dieser Riesenwurm zusammensetzt geht also vorsichtig mit den Dingen um, die andere geschaffen haben.Und dann gibt es einige wenige, die aus welchen Gründen auch immer, entweder Spass an Zerstörung haben, sich einfach nicht kümmern oder eine coole "Ich scheiss drauf" Haltung an den Tag zu legen meinen.Diese wenige schaffen es aber leider, sehr sichtbare Spuren zu hinterlassen. Eine einzige Gruppe Halbstarker wird an einem Abend mit Biergenuss einen kleinen Park sehr ramponieren können, die Spuren sind sehr sehr sichtbar.So. Und wenn dann ein Park solche Spuren erst einmal aufweist, dann kommen die Trittbrettfahrer. Müll und Zerstörung haben eine eigene Dynamik. Niemand kommt auf den Gedanken, in einem picobello feingepflegten Museumsgarten eine Zigarettenkippe fallen zu lassen, ES SEI DENN es liegt schon eine Kippe dort. Die Anwesenheit einer einzigen Kippe legitimiert die Anwesenheit einer zweiten, und dritten, und vierten etc.Die Anwesenheit eines Kaugummiflatschens legitimiert den zweiten, das gleiche gilt für Müll und Zerstörung.Habt Ihr schon mal die Entstehung von wilden Müllkippen studiert? Sei es in einer dunklen Häuserecke in der Stadt oder im Wald, die Dynamik ist die gleiche und schlägt niemals fehl. Liegt erstmal ein Autoreifen irgendwo, kommen schnell Waschmaschine, Kleider, Matratze und Einkaufswagen dazu. Alle beschweren sich, niemand ist es gewesen, alle sind sich einig: Die Stadt muss aufräumen.(wer will kann meine Theorie selber im Experiment ausprobieren. Schmeiss ein Stück grösseren Schrott irgendwo hin, wo Du jeden Tag dran vorbeigehst oder fährst. Beobachte die Wachstumsdynamik der von Dir gestarteten wilden Müllhalde. Die Wachstumsrate steigt proportional zu der angesammelten Menge Müll, was bedeutet, dass Du Dich am Anfang etwas gedulden musst bis das zweite Stück Müll da ist. Zum Schluss wird sich fast stündlich was neues finden.).Die Moral von der Geschicht:Soll ein öffentlicher Raum vor Vermüllung, Vandalismus und Zerstörung geschützt werden, so muss jedes Kaugummipapir so schnell es geht aufgelesen werden, jede zertrampelte Pflanze sofort ausgewechselt werden und jedes Spraydosen-Gekritzel (tagging, nicht grafitti) sofort weggemacht werden. Nur so kann man den öffentlichen Raum erhalten. Und das kostet Geld, nämlich Lohnkosten.Meine Theorien begründen sich auf die Beobachtung der Praxis. Ich habe einen Sommerjob bei der Stadt.Nomadin hat geschrieben: weil ich sehe, wie dieser gesichtslose Riesenwurm "Allgemeinheit" mit dem, was andere geschaffen haben, umgeht. Hübsche Parks mit Teich und Bepflanzung werden angelegt? Egal, drei Tage später ist das zerstört, zugemüllt und der Teich mit Bierflaschen und Plastiktüten zur Kloake umgestaltet worden. Da steht ein Gartenzaun? Egal, schnell mal mit dem Glitzerspray drüber. Der U-Bahnhof ist neu gestaltet worden? Egal, schnell in die Ecken pissen und die Sitzbänke mit Kaugummis zukleben. Und so weiter.
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
quote author=Pimpinella link=board=35;threadid=26444;start=0#msg706360 date=1214725890]Glaubt man den Berichten (auf Englisch), ist der zivilisatorische Effekt dieser Gärten enorm.
[Zweifellos. Andernfalls wären die adeligen Gärten und Parks nach den jeweiligen Revolutionen dem Erdboden gleichgemacht und die Bäume zu Brennholz verarbeitet worden (was nach Kriegen aus der Not heraus ja auch geschehen ist).Gärten befrieden. Und wo kein Raum oder Geld für den eigenen Garten vorhanden ist, übernimmt das "Öffentliche Grün" die Funktion als Seelenbalsam. Das war zu allen Zeiten so, wie es auch der "Osterspaziergang" berichtet:"Denn sie sind selber auferstanden:Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,Aus der Straßen quetschender Enge,Aus der Kirchen ehrwürdiger NachtSind sie alle ans Licht gebracht.Sieh nur, sieh! wie behend sich die MengeDurch die Gärten und Felder zerschlägt..."Auf der Werteskala des Erstrebenswerten steht das Eigenheim bei nahezu allen Völkern an oberster Stelle. Somit auch absolut überwiegend die Sehnsucht nach dem eigenen Garten. Dass dieser sehr unterschiedliche Funktionen haben kann, versteht sich von selbst.Die Politik ist folglich gut beraten, jenseits aller Siedlungsproblematik ausreichend Bau- und Gartenland zur Verfügung zu stellen oder aber genügend Grünflächen in Ballungsgebieten auszuweisen. Auch keine neue Erkenntnis. Als die Stadt Frankfurt/Main ihre Festungswälle geschliffen hat, entstanden daraus öffentliche Parks. Das wohlhabende Bürgertum war sich also der sozialen Funktion von Parks sehr wohl bewusst.Je mehr Privatgärten vorhanden sind, desto geringer das Interesse am Öffentlichen Grün. Ich mache das gerne an den Friedhöfen fest. Dörfliche Friedhöfe sind von wenigen Ausnahmen abgesehen meist eine trostlose Angelegenheit. Alles was "Laub macht", also die gebohnerten Grabsteine verschmutzen kann, wird vermieden. Große Städte hingegen haben oft wunderschöne Friedhof-Parks mit herrlichem Baum- und Strauchbestand. Die Trostlosigkeit des Öffentlichen Grüns in meiner Kleinstadt, zu der mein Wohn-Dorf zählt, ist kaum zu überbieten. Und das, obwohl ein großer Gärtnereibetrieb die Bepflanzung verantwortet.
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Das war nun eine so unnötige wie unfreundliche Zurechtweisung. Die begrenzte Teilhabe der Allgemeinheit an privaten Gärten ist ein interessanter Aspekt des Themas. Wie wir gesehen haben gibt es verschiedene Formen, wie das möglich ist. Auch das Ausmass kann variieren. Aber Privateigentum verpflichtet eben schon, und Gärten sind zunehmend Luxus. Lange nicht immer ist ein Garten zudem "verdient" in dem Sinne, dass das Geld zu seinem Erwerb im Schweisse des Angesichts im Stollen erarbeitet wurde. Oft wird geerbt, und oft noch werden Gärten auch für wenig Geld erstanden, das auch mal aus Börsengewinnen stammt, und erfahren kurz darauf eine Wertsteigerung, weil die Gegend zum Baugebiet wird. Bei solchem "unverdientem" Luxus sehe ich erst recht die erwähnte moralische Verpflichtung, denen, die keinen Garten haben (können), etwas zurückzugeben.Können wir dann im übrigen mal diese Freizeitsozialismus-Diskussionen beiseite lassen und ein interessanteres Thema behandeln, als das, welches Anrecht die armen Massen an meinen Garten haben? Sonst artet das wieder zum Spam-Thread aus.
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Was hast du gestern Abend gegessen oder getrunken, Lehm?