Pfirsichsorten (Gelesen 44795 mal)

[Simmse]

Gestern hab ich meine 2 Primissima Delbard Bäume beerntet, die ersten Pfirsiche davon konnte ich schon am 6.Juni futtern.
Leider lag bei einem Baum der Großteil bereits am Boden und selbst am Waldrand gibts diese Nacktschneckenbiester, die wirklich alles attackieren müssen. Die Ernte ist allerdings eh überschaubar, da die Bäume noch sehr jung sind. Die Früchte sind im Vergleich zu den ersten Probierfrüchten letztes Jahr ziemlich winzig, Geschmack ist aber erstklassig.

[cydorian]

Frühsorten sind ja selten steinlösend, wie ist das bei denen?

[Simmse]

Die sind überhaupt nicht steinlösend, dafür kann man aber fast den Stein mitessen, so weich ist der noch ;D. Kein Scherz! Vielleicht liegts aber auch daran, dass sie wirklich sehr früh dran sind. Ansonsten soll das Hauptproblem sein (vor allem bei Regen), dass der Kern gerne mal aufspaltet und sich in Folge dann Ohrwürmer und anderes Getier einnistet. Bei mir war aber kein einziger Pfirsich aufgeplatzt, trotz ständiger Regengüsse in letzter Zeit. Die Bäume wachsen aber in ziemlich schwerem Lehmboden, vielleicht bei der Sorte ein Vorteil.

[Camelia]

Ich dachte immer, dass Amsden eine der frühesten Pfirsichsorten ist. Ist die Sorte auch resistent gegen die Kräuselkrankheit?

[Simmse]

Amsden soll erst im Juli reif werden, kann ich aber nicht wirklich beurteilen, weil ich die Sorte leider nicht habe. Der früheste Pfirsich ist, soweit ich weiß, Mayflower. Primissima Delbard soll wohl eine Selektion davon sein aus dem 19. Jahrhundert. Die Sorte ist bei mir außergewöhnlich resistent gegen allerlei Krankheiten, fast schon immun gegen die Kräuselkrankeit und Monilia (zumindest bis jetzt). Insgesamt wirklich äußerst gesunde Sorte. Jayhaven ist bis jetzt ebenso kerngesund, heuer dürfte es auch die erste kleine Ernte geben.

[HardyBerlin]

Habe den Pfirsich revita im Garten zu stehen. Leider sind durch spätfrost viele fruchtansätze abgefallen. Aktuell sind noch 3 Früchte dran.
Der Geschmack war letztes Jahr ok

[Simmse]

Zweite Pfirsichernte im Juni, diesmal die angebliche Pfirsichsorte Mayflower (Baumschule Ritthaler). Seit Tagen ess ich immer wieder welche direkt vom Baum, teilweise sind die Pfirsiche aber beim Kern aufgeplatzt (manchmal inkl. Schimmel) und beherbergen ab und zu den ein oder anderen Ohrwurm. Ansonsten war der Baum heuer ungewöhnlich kräuselfrei, Monilia Laxa war auch auch sehr gering ausgeprägt, Fruchtmonilia kommt grundsätzlich kaum vor. Der Erntetermin ist dieses Jahr deutlich früher, normalerweise sind sie um den 10.Juli reif.
Geschmack deutlich besser als bei Primissima Delbard, dazu sehr saftig, süß und stark duftend, aber leider auch nicht steinlösend.

[cydorian]

Trotz aller Behauptungen über Sorteneigenschaften hab ich noch keine Frühpfirsichsorte erlebt, die a) steinlöst und b) selten gespaltene Kerne hat.

Eben einen frühen roten Ingelheimer probiert. Angepickt, aber noch recht hart und unreif. Und trotzdem hat der schon mehr Aroma wie jeder Supermarktpfirsich.

[Simmse]

Favorita Morettini 3 gilt laut mehrerer tschechischer Baumschulseiten als früheste, zumindest teilweise steinlösende Sorte. Hier gibts einige Infos/Erfahrungswerte zu sehr frühen Pfirsichen https://www-zahrada-cz.translate.goog/forum/broskvone/velmi-rane-broskve-418189/?stranka=1&stranka_oblast=3&_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp

[Jost]

Bei mir in Tecklenburg Ledde steht der ussurische Pfirsich.
diese Sorte hat sehr hohe Resistenz gegen Taphrina deformans. . .
LG Jost

[cydorian]

Und welche Fruchtqualität hat der?

Habe gestern "Red Robin" geerntet. Alte Sorte, kräuselt kaum und zeigte sich auch gegen Monilia halbwegs robust. Grosse Früchte, weil geringer Behang. Aroma und Optik prima, aber viel Säure.

[Obstliebhaber]

Royal Glory. Vier Früchte überstanden den Spätfrost vom 21. April 2024.

Vorab die Sortenbeschreibung von Obstbaum Schreiber:
„Royal Glory reift mit oder 2 Tage vor Redhaven und hat beste Aussichten diesen im Anbau für den Großhandel zu ersetzen. Royal Glory ist sehr großfrüchtig, färbt sehr früh intensiv dunkelrot aus mit kräftig orange gefärbtem und festem Fruchtfleisch; sehr gute Transport- und Lagerfähigkeit; Geschmacklich hervorragend; sehr gut kernlösend;Im Vergleich zu Redhaven wächst Royal Glory kräftiger, setzt nicht so intensiv Blüten an und macht dadurch weniger Arbeit beim Ausdünnen; er ist so winterfrostfest wie Redhaven, etwas weniger blütenfrostfest und geringfügig robuster gegen Kräuselkrankheit.“

Beschreibung von Gräb gbr Gehölze und Obstbau (Auszug):
„Reifezeit: mittelfrüh, 4. Pfirsichwoche, ca. 6 Tage vor 'Redhaven'
Größe, Form: groß bis sehr groß, rundlich, leichte Seitennaht
Haut: wenig Bewollung, Schale nicht störend
Farbe: gelborange Grundfarbe, bis zu 80 % marmorierte, dunkelrote Deckfarbe
Fruchtfleisch: intensiv gelb, feine Textur, sehr saftig
Geschmack: würzig-süß mit intensivem Pfirsicharoma
Steinlöslichkeit: lösend.

Unser Eindruck:
Haut kaum bzw. spärlich bewollt eher glatt
Farbe der Schale ganzflächig dunkelrot
Farbe Fruchtfleisch, eher gelb nicht gelborange wie bei Redhaven
NICHT steinlösend
Sehr saftig
Sehr süß, bei geringer Säure
Aroma mittel
Fruchtgröße mittel bis groß

Die Unterlage ist lt. Obstbaumschule Schreiber Adesoto. Angeblich werden dort alle Pfirsichbäume auf diese Unterlage veredelt.

Mein Eindruck als längjähriger glücklicher (Pflanzer und) Besitzer eines Redhaven (auf St. Julien, glaube INRA) und eines Pfirsichbaums Kernechter vom Vorgebirge. (Leider beide wegen Verkauf vom Haus und Grundstück nicht mehr in meiner Obhut)
Geschmacklich kommt Royal Glory bei weitem nicht an Redhaven heran. Die Reife liegt mehrere Wochen vor Redhaven. Was ich zu sehr vermisse ist das würzige, markante Pfirsich-Aroma von Redhaven und dessen geniales Verhältnis von Zucker und Säure.
Zudem ein Witz: die angebliche Steinlöslichkeit von Royal Glory, diese ist praktisch nicht vorhanden. Im Gegensatz löste Redhaven bei uns immer, ausnahmslos, den Stein. Ganz selten waren gespaltene Steine. Dies aber vermutlich wetterbedingt.

Man kann deshalb und aus vielerlei anderen Gründen Royal Glory keineswegs mit Redhaven vergleichen. Das ist guten Gewissens unmöglich!
Der einzige Vorteil von Royal Glory scheint uns die glatte Schale zu sein. Die kann man mitfuttern. Auch dass das Fruchtfleisch weniger fasrig als bei Redhaven ist kann man als Vorteil von Royal Glory bewerten. Das wärs dann aber auch.
Das Aroma ist freilich ausgeprägter als beim durchschnittlichen Pfirsich aus dem Supermarkt. Aber wie man unschwer erkennen kann: Mein Favorit bleibt wegen der Aromaeigenschaften Redhaven. Sowieso habe ich bei Früchten vom selben Baum eine relativ große Bandbreite in der Intensität des Aromas erlebt. Bei jährlich bis zu 30 kg Ernte vom Pfirischbaum Redhaven war das ziemlich augenscheinlich.

Ich sehe deshalb die Aussage „Royal Glory reift mit oder 2 Tage vor Redhaven und hat beste Aussichten diesen im Anbau für den Großhandel zu ersetzen“ eher als Marketing-Gag an.
Anm.: Bei Redhaven ist die Lizenz bereits abgelaufen. Womöglich verspricht deshalb Royal Glory mehr Profit.

[cydorian]

Seit Jahren werden ständig Sorten als Red Haven Nachfolger angepriesen. Immer mit kommerziell interessanteren Eigenschaften. Längeres Shelf Life, höhere Erträge, noch etwas mehr Fruchtgrösse drauf... aber die Fruchtqualität erreichen sie nicht.

Red Haven hat halt auch so seine Probleme. Braucht guten Boden, hat viel Kräuselkrankheit, immer absterbende Äste. Zumindest in meiner Lage.

[Simmse]

Gestern gabs die allererste Kostprobe von meinem Jayhaven (veredelt auf Pfirsichsämling Montclar). Geschmack sehr gut, Konsistenz war eher mittelprächtig, nicht faserig aber pastösartig und trocken. Wahrscheinlich hab ich sie zu lang hängen lassen und es war ja auch die erste Ernte überhaupt, deshalb vielleicht noch nicht so aussagekräftig. Der lehmige Boden ist evtl. auch nicht so besonders gut geeignet, wenn man sich den bisherigen jährlichen Zuwachs anschaut. Ansonsten absolut problemlose Sorte bisher.

[rohir]

Gestern gabs die allererste Kostprobe von meinem Jayhaven (veredelt auf Pfirsichsämling Montclar). Geschmack sehr gut, Konsistenz war eher mittelprächtig, nicht faserig aber pastösartig und trocken. Wahrscheinlich hab ich sie zu lang hängen lassen und es war ja auch die erste Ernte überhaupt, deshalb vielleicht noch nicht so aussagekräftig. Der lehmige Boden ist evtl. auch nicht so besonders gut geeignet, wenn man sich den bisherigen jährlichen Zuwachs anschaut. Ansonsten absolut problemlose Sorte bisher.

Ist die Haut sehr pelzig? Hat er gekräuselt?