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Dürregejammer (Gelesen 769280 mal)

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hymenocallis

Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

hymenocallis » Antwort #495 am:

Bristlecone hat geschrieben: 24. Jul 2018, 09:53
Was die Waldbäume angeht: Gerade letzte Woche sprach ich darüber mit einem Mitarbeiter der FVA in Freiburg, der in der Forstwirt- und -wissenschaft im Südschwarzwald und in der Vorbergzone tätig ist.
Es herrscht Konsens unter den Forstleuten, dass keine heimische Waldbaumart hierzulande vom Klimawandel profitieren wird.
Da kommt noch etwas auf uns zu.

Sind denn die forstwirtschaftlich genutzten Wälder bei Euch tatsächlich hauptsächlich mit einheimischen Bäumen bepflanzt?
Hier wird aufgeforstet, was Ertrag bringt und deshalb wimmelt es von Neophyten - auch in den Wäldern.

Einheimisch ist relativ - während der Eiszeiten sahen die Wälder hier anders aus - in Warmzeiten ebenfalls. Klimatologisch sind wir nach wie vor in einer Zwischeneiszeit und weit entfernt von einer Warmzeit. Die Wälder sind im Klima-Optimum der Römerzeit war es wärmer und trotzdem ist in Mitteleuropa nicht der gesamte Wald verschwunden (außer dort, wo die Römer gerodet haben).
hymenocallis

Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

hymenocallis » Antwort #496 am:

Bristlecone hat geschrieben: 24. Jul 2018, 09:57
hemerocallis hat geschrieben: 24. Jul 2018, 09:51
kasi hat geschrieben: 24. Jul 2018, 09:02
hemerocallis hat geschrieben: 24. Jul 2018, 08:31
Gibt es in den Städten denn keine eigene Grundwasser-Versorgung?

Nein. Stuttgart z.B. wird mit Wasser aus dem Bodensee beliefert, aus Sipplingen. Das ist zum Ärger der Nutzer starkkalkhaltig. Hannover bezieht sein Wasser aus dem Südrand der Lüneburger Heide. Hildeheim hat das Glück ziemlichdicht am Harz zu liegen. Dort gibt es reichlich Trinkwassertalsperren.


Warum wird das Grundwasser nicht verwendet - ist das irgendwie verseucht oder verschmutzt?


Vielleicht, weil es nicht genug gibt?
Oder weil die Orographie im Untergrund es nicht zulässt?
Oder weil es zu kalkhaltig ist?


Was denn nun?

Wie haben sich die Menschen dort mit Wasser versorgt, bevor es Wasserleitungen in weit entfernte Gebiete gab?

Vielleicht wird es auch bloß nicht genutzt, weil die Versorgung mit Stadtwasser der Gemeinde Geld bringt? Hier im Wohngebiet meiner Eltern mußten die Hausbrunnen vom Hauswasser getrennt werden und der Stadtwasseranschluß war zwingend. Der Brunnen durfte nur noch zum Gießen benutzt werden - die neuen Siedler rundherum haben deshalb verständlicherweise keine mehr gebaut und die teueren Anschlußgebühre und die hohe Wasserrechnung in Kauf genommen.

(PS: zu kalkhaltig ist ein netter Witz - hier ist das Stadtwasser sehr kalkhaltig, zwischen 16 und 22° deutsche Härte).
Bristlecone

Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

Bristlecone » Antwort #497 am:

Es wimmelt bei euch von forstlich genutzten Neophyten?
Welche sollten das sein?

Hierzulande - nicht nur am Oberrhein - spielt als einziges nicht heimisches Gehölz die Douglasie eine etablierte Rolle.
Man könnte noch die Lärche hinzuzählen, wenn man den Begriff sehr weit fasst, denn die stammt entweder aus polnischen Herkünften (nicht aus den Alpen) oder ist hybriden Ursprungs (L. x eurolepis). Die spielt aber insgesamt kaum eine Rolle.

Derzeit versucht man, Herkünfte von Weißtannen (oder der nahe verwandten Abies boernmuelleriana) zu selektieren, die mit mehr Wärme und mehr Trockenheit besser zurechtkommen als die heimischen Herkünfte der Weißtanne.

Ob die dann streng genommen noch "heimisch" sind

Das Problem: Für halbwegs verlässliche Prognosen braucht man einen Zeitraum von etwa 50 Jahren, und das möglichst nicht bloß von einer Anbaufläche.
Mit anderen Worten: Dem Forst läuft die Zeit davon.

Derzeit läuft es darauf hinaus, den Anteil der Douglasie im Forst zu erhöhen - was mit dem Bestreben nach einem "naturnahen" Wald kollidiert.
hymenocallis

Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

hymenocallis » Antwort #498 am:

Bristlecone hat geschrieben: 24. Jul 2018, 10:09
Es wimmelt bei euch von forstlich genutzten Neophyten?
Welche sollten das sein?[/quote]
Hier ist der Auwald voll mit Robinien, Douglasien gibt es auch aber relevant ist hier vor allem, daß es inzwischen riesige Fichten-Monokulturen gibt - in Regionen, in denen die Fichte natürlich nicht vorkommt. Wächst schneller und ist ertragreicher als das gemischte Kroppzeugs, daß zuvor 'von selbst' dort gewachsen ist.

[quote author=Bristlecone link=topic=63389.msg3131088#msg3131088 date=1532419799]Hierzulande - nicht nur am Oberrhein - spielt als einziges nicht heimisches Gehölz die Douglasie eine etablierte Rolle.
Man könnte noch die Lärche hinzuzählen, wenn man den Begriff sehr weit fasst, denn die stammt entweder aus polnischen Herkünften (nicht aus den Alpen) oder ist hybriden Ursprungs (L. x eurolepis). Die spielt aber insgesamt kaum eine Rolle.

Derzeit versucht man, Herkünfte von Weißtannen (oder der nahe verwandten Abies boernmuelleriana) zu selektieren, die mit mehr Wärme und mehr Trockenheit besser zurechtkommen als die heimischen Herkünfte der Weißtanne.

Ob die dann streng genommen noch "heimisch" sind

Das Problem: Für halbwegs verlässliche Prognosen braucht man einen Zeitraum von etwa 50 Jahren, und das möglichst nicht bloß von einer Anbaufläche.
Mit anderen Worten: Dem Forst läuft die Zeit davon.

Derzeit läuft es darauf hinaus, den Anteil der Douglasie im Forst zu erhöhen - was mit dem Bestreben nach einem "naturnahen" Wald kollidiert.


Naturnahe Wälder bringen zu wenig Geld - warten, bis die Natur das passende/klimataugliche Zeug von selbst ansiedelt will auch niemand. Aber ganz ehrlich - der Wald in Mitteleuropa ist Kulturlandschaft und kein Naturraum (bis auf die wenigen geschützten Urwälder in Nationalparks) - es schert sich doch auch niemand, daß der Lebensraum von zahlreichen Tieren und Pflanzen in landwirtschaftlich genutzten Regionen verloren geht (riesige Monokulturen, Glyphosat, ...) - warum sollte das beim Wald jemanden kümmern?
Witteke
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Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

Witteke » Antwort #499 am:

hemerocallis hat geschrieben: 24. Jul 2018, 09:51
kasi hat geschrieben: 24. Jul 2018, 09:02
hemerocallis hat geschrieben: 24. Jul 2018, 08:31
Gibt es in den Städten denn keine eigene Grundwasser-Versorgung?

Nein. Stuttgart z.B. wird mit Wasser aus dem Bodensee beliefert, aus Sipplingen. Das ist zum Ärger der Nutzer starkkalkhaltig. Hannover bezieht sein Wasser aus dem Südrand der Lüneburger Heide. Hildeheim hat das Glück ziemlichdicht am Harz zu liegen. Dort gibt es reichlich Trinkwassertalsperren.



Warum wird das Grundwasser nicht verwendet - ist das irgendwie verseucht oder verschmutzt?


Für Hamburg: Die Stadt steht ja fast komplett auf Wasser. Man kann im Hafenbecken schlecht nach Grundwasser bohren.

Wir haben glücklicherweise einen Hausbrunnen und trotz der Nähe zu Hamburg und zur Heide gibt es NOCH kein Problem mit dem Grundwasser. Aber so langsam wird es ein zeitliches Problem: den Garten einmal rund rum wässern braucht schon so seine 1,5 bis 2 Stunden, dann muss ich noch meine Pferde inzwischen zufüttern, da auf der Weide so absolut gar nichts mehr wächst. Ich versuchs "positiv" zu sehen: Bei der Hitze und einem Schlafzimmer unterm Dach kann man eh nicht schlafen... :P
Hawu
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Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

Hawu » Antwort #500 am:

Witteke hat geschrieben: 24. Jul 2018, 10:25
Für Hamburg: Die Stadt steht ja fast komplett auf Wasser. Man kann im Hafenbecken schlecht nach Grundwasser bohren.


;D Hamburg ist schon ein wenig größer als die Hafenbecken.
Ein Teil des Wassers kommt aus der Nordheide. Es gibt aber auch in Hamburg einige Wasserwerke, die aus div. Brunnen den Großteil des Trinkwassers fördern.
hymenocallis

Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

hymenocallis » Antwort #501 am:

Ganz ehrlich - mit den Hamburgern hab ich wirklich kein Mitleid - ich war gerade dort und kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.

In einer Stadt mit über 42.000 Millionären leben 270.000 Menschen unter der Armutsgrenze. Protz und Pomp an jeder Straßenecke - egal ob Innenstadt oder Hafencity und als krönender Größenwahn die Elbphilharmonie mit gigantischen 789 Millionen Euro Baukosten.

Wassermangel ist dort kein Problem - eher Geiz und Gier.

(PS: Viele Obdachlose und zahlreiche Pensionisten, die von der Rente nicht leben können und Touristen um die Plastik-Getränkeflaschen bitten, damit sie sich etwas dazuverdienen können - das hab ich bisher in keiner europäischen Großstadt in dem Ausmaß gesehen)
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Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

RosaRot » Antwort #502 am:

hemerocallis hat geschrieben: 24. Jul 2018, 10:01
(PS: zu kalkhaltig ist ein netter Witz - hier ist das Stadtwasser sehr kalkhaltig, zwischen 16 und 22° deutsche Härte).


Wir haben 18°, kommt also auch in D vor, so eine Härte. Das aber nur nebenbei. ;) Das hiesige Wasser kommt aus städtischen Tiefbrunnen, schon seit langem.

Uff, jetzt hast Du's den Hamburgern aber gegeben, hemerocallis. Wer bekommt die nächste Keule? Wo wart Ihr noch hier in D?
Viele Grüße von
RosaRot
hymenocallis

Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

hymenocallis » Antwort #503 am:

RosaRot hat geschrieben: 24. Jul 2018, 11:05
hemerocallis hat geschrieben: 24. Jul 2018, 10:01
(PS: zu kalkhaltig ist ein netter Witz - hier ist das Stadtwasser sehr kalkhaltig, zwischen 16 und 22° deutsche Härte).


Wir haben 18°, kommt also auch in D vor, so eine Härte. Das aber nur nebenbei. ;) Das hiesige Wasser kommt aus städtischen Tiefbrunnen, schon seit langem.

Uff, jetzt hast Du's den Hamburgern aber gegeben, hemerocallis. Wer bekommt die nächste Keule? Wo wart Ihr noch hier in D?

Es hieß ja, daß das Grundwasser angeblich wegen zu hoher Härte nicht genutzt werden kann - was ich nicht verstehe. Wird ja auch hier genutzt trotz Härte.

PS: Ich war schon in einigen deutschen Regionen - abgestoßen hat mich bisher noch nichts in dieser Dimension - meist sind wir sehr freundlich aufgenommen worden und haben unsere Zeit dort genossen. Probleme gibt es überall, aber wie man damit umgeht, entscheidet.
Bristlecone

Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

Bristlecone » Antwort #504 am:

hemerocallis hat geschrieben: 24. Jul 2018, 11:09
RosaRot hat geschrieben: 24. Jul 2018, 11:05
hemerocallis hat geschrieben: 24. Jul 2018, 10:01
(PS: zu kalkhaltig ist ein netter Witz - hier ist das Stadtwasser sehr kalkhaltig, zwischen 16 und 22° deutsche Härte).


Wir haben 18°, kommt also auch in D vor, so eine Härte. Das aber nur nebenbei. ;) Das hiesige Wasser kommt aus städtischen Tiefbrunnen, schon seit langem.

Uff, jetzt hast Du's den Hamburgern aber gegeben, hemerocallis. Wer bekommt die nächste Keule? Wo wart Ihr noch hier in D?

Es hieß ja, daß das Grundwasser angeblich wegen zu hoher Härte nicht genutzt werden kann - was ich nicht verstehe. Wird ja auch hier genutzt trotz Härte. P


Das hab ich auch nicht geschrieben.
Es gab (gibt?) im Fränkischen Gegenden, in denen das Leitungswasser sogar um die 40 Härtegrade aufwies.

Aber vielleicht ist es für eine Großstadt einfacher, kostengünstiger und sicherer, auf eine stabile Wasserversorgung zu setzen, die von weiter weg kommt.

Und was Hamburg angeht: Oh ja, dazu fiele mir noch mehr ein. Z. B. das unsägliche Verhalten der Hamburger Bürgerschaft während der letzten Choleraepidemie.

Aber ich wüsste nicht, was das in der hiesigen Debatte zu suchen hätte.

Ich schließe auf Platt: Dat givt Lüüd, de sünd so klook, de künnt Kattenschiet in Düstern rüken.
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Mottischa
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Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

Mottischa » Antwort #505 am:

Bristlecone hat geschrieben: 24. Jul 2018, 11:20
hemerocallis hat geschrieben: 24. Jul 2018, 11:09
[quote author=RosaRot link=topic=63389.msg3131117#msg3131117 date=1532423152]
[quote author=hemerocallis link=topic=63389.msg3131083#msg3131083 date=1532419313]
(PS: zu kalkhaltig ist ein netter Witz - hier ist das Stadtwasser sehr kalkhaltig, zwischen 16 und 22° deutsche Härte).


Aber vielleicht ist es für eine Großstadt einfacher, kostengünstiger und sicherer, auf eine stabile Wasserversorgung zu setzen, die von weiter weg kommt.

Ich schließe auf Platt: Dat giv Lüüd, de sünd so klook, de künnt Kattenschiet in Düstern rüken.


;D

Joa und weil Hamburg sein Wasser von außerhalb bezieht, hatten wir schon Wasserknappheit in den liefernden Regionen..
Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann, ohne dabei glücklich zu sein. (Fjodor Dostojewskij)
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M
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Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

M » Antwort #506 am:

Etwas o.t. zur Perfektion der Bewässerung.

Ich habe hier ein neues Phänomen.

An Stellen die gewässert werden kommen Wühlmäuse.
Ich hatte 4 Gurken nachgekauft, da unsere nicht so in die Gänge kamen.
Diese mussten natürlich gewässert werden.
Naja sie sind alle weg.
Unsere heißgeliebten Krähen waren es nichteindeutig Löcher.

Ebenso an einem neu gepflanzten Apfelbaum und diversen anderen Stellen.
Ungegossene Stellen sind unberührt :o
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Magnolienpflanzer
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Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

Magnolienpflanzer » Antwort #507 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Dat giv Lüüd, de sünd so klook, de künnt Kattenschiet in Düstern rüken.
Gibt es eine deutsche Übersetzung für diesen Satz? ;D ;D ;D
Ich will kein wärmeres Klima, sondern robustere Pflanzen!

Mir ist egal, wie wenig Frost in einem Klima herrscht, ist der Sommer sehr heiß, ist das Klima für mich keineswegs mild!
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Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

RosaRot » Antwort #508 am:

Bristlecone hat geschrieben: 24. Jul 2018, 11:20
Ich schließe auf Platt: Dat giv Lüüd, de sünd so klook, de künnt Kattenschiet in Düstern rüken.


;D
Viele Grüße von
RosaRot
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Re: So viel kann doch keiner gießen... Dürregejammer

Bristlecone » Antwort #509 am:

Magnolienpflanzer hat geschrieben: 24. Jul 2018, 11:33
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Dat givt Lüüd, de sünd so klook, de künnt Kattenschiet in Düstern rüken.
Gibt es eine deutsche Übersetzung für diesen Satz? ;D ;D ;D


Kannst du googeln. :)
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