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Sortenerhalt (Gelesen 33395 mal)
Moderator: cydorian
- thuja thujon
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Re: Sortenerhalt
Goldparmäne ist hier in der Gartenanlage auch noch vorhanden, mit (virusbedingtem) Besenwuchs, extrem Mehltau, so gut wie nicht lagerbar, schwierig vom Erntezeitpunkt in stressreichen Sommern, das Ende der letzten wenigen Bäume ist absehbar. Für mich keine Sorte, die ich für mich erhalten wollte. Eher was für Genbanken oder vielleicht kann die Küste noch was damit anfangen, als Ersatz für Cox Orange oder was auch immer.
Hier fragen wir eher wieder nach Ontario usw.
12-15€ die Flasche von dem Saft, ich persönlich würde nicht auf den Trend springen, wäre mir zu heiß. Wenns geht gut für den Bauern, obs der Sorte selbst hilft, ich weiß nicht. Weil sichs verkauft gesund spritzen und damit auch nutzen, ok, erhalten durch nutzen, aber die Kultur von den begeisterten Naturentdeckern scheint man damit nicht retten zu können.
Hier fragen wir eher wieder nach Ontario usw.
12-15€ die Flasche von dem Saft, ich persönlich würde nicht auf den Trend springen, wäre mir zu heiß. Wenns geht gut für den Bauern, obs der Sorte selbst hilft, ich weiß nicht. Weil sichs verkauft gesund spritzen und damit auch nutzen, ok, erhalten durch nutzen, aber die Kultur von den begeisterten Naturentdeckern scheint man damit nicht retten zu können.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Re: Sortenerhalt
J hat geschrieben: ↑28. Jan 2018, 09:44
ich beobachte grad die Entwicklung eines bereits gelaufenen Obstkartierungs Projektes hier in Westfalen. Es wurden nur Hotspots kartiert, und nicht überall. Und jetzt wird auf Teufel komm raus alles erhalten was irgendwie da ist. Taugt noch als Mostapfel also mit rein in die Sammlung. Das kann es auch nicht sein.
[/quote]
[quote author=JörgHSK link=topic=62350.msg3017193#msg3017193 date=1517150869]
ich habe mich glaube auch falsch ausgedrückt. Ich meine nicht die Mostäpfel an sich, oder dieses Projekt. Ich bin nur dagegen alles einzusammeln und zu erhalten, ohne vorher einen kritischen Blick darauf geworfen zu haben. Außergewöhnliche Gesckmacksnuancen, Krankheitresistenz, ich finde darauf sollte man schon etwas achten.
Diese Aussagen halte ich für nicht besonders klug. Es wurden und werden in diesem das Projekt „Erhalt genetischer Ressourcen im Obstbau in NRW" Obstarten verschiedener Couleur nach dem Gesichtspunkt "was ist noch da" gesammelt und gesichtet, und es wird versucht die aufgefundenen Regionalsorten, weil teilweise unbekannt, in Sortengärten zu erhalten.
Es würden ein erkleckerlicher Teil der Sortenvielfalt wegfallen, wenn nur überregionale Obstsorten oder Sorten erhalten werden, die außergewöhnliche Eigenschaften besitzen.
Es wäre wünschenswert, wenn sich wesentlich mehr Interessierte finden würden, die in den noch existierten Obstalleen oder Streuobstwiesen nach alten, fast vergessenen Regionalsorten schauen und helfen würden diese Sorten in ihrem Fortbestand zu sichern.
Aus diesem Grund ist der Vorschlag von mybee zu unterstützen, privat etwas unternehmen.
Gruß, Georg
Re: Sortenerhalt
Dieser Friesenheimer Eulenapfel, wie ist der so? Frühapfel oder lagerfähig? Wie schmeckt er? Braucht er warmes Pfälzer Klima oder würde er auch im kälteren Bayern gedeihen? :)
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Traue nicht dem Garten, in dem kein Unkraut wächst
Re: Sortenerhalt
Ich bin auch der Meinung, dass Mostäpfel wert wären, sie zu erhalten. Möchte dies hier in Österreich sogar auf die heute europaweit fast völlig verschwundenen Mostbirnen ausdehnen. Wir sollten nicht nur nach den heutigen Marktwünschen die Kriterien festlegen sondern auch nach dem genetischen Potential, das in diesen Urformen enthalten ist.
Auch wäre zu klären, was sind regionale Sorten. Das meiste sind ja Sorten, die im 19. Jahrhundert in Frankreich, England,Deutschland auch Amerika usw gezüchteten Sorten und von den damaligen Pomologen verteilt wurden.
Auch wäre zu klären, was sind regionale Sorten. Das meiste sind ja Sorten, die im 19. Jahrhundert in Frankreich, England,Deutschland auch Amerika usw gezüchteten Sorten und von den damaligen Pomologen verteilt wurden.
Re: Sortenerhalt
Urmele hat geschrieben: ↑31. Jan 2018, 05:34
Dieser Friesenheimer Eulenapfel, wie ist der so? Frühapfel oder lagerfähig? Wie schmeckt er? Braucht er warmes Pfälzer Klima oder würde er auch im kälteren Bayern gedeihen? :)
So wie ich das sehe ist das ein Sämling. Wie soll er Dir da diese Frage beantworten? Der Baum ist doch sehr wahrscheinlich noch nie in Bayern gewachsen/probiert worden. Wenn Du ihn Dir holst und probierst kannst Du uns in ein paar Jahren sicher sagen ob er das Klima dort verträgt!
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Re: Sortenerhalt
thuja hat geschrieben: ↑31. Jan 2018, 00:09
Weil sichs verkauft gesund spritzen und damit auch nutzen, ok, erhalten durch nutzen, aber die Kultur von den begeisterten Naturentdeckern scheint man damit nicht retten zu können.
Schon recht, aber früher war die Sortenentwicklung auch häufig von wirtschaftlichen Erwägungen getragen - damals in regionalen oder gar lokalen Märkten - ohne die heutigen Transport- und Aufbewahrungsmöglichkeiten. Die Naturentdecker hat es natürlich auch früher gegeben, aber bei weitem nicht alles war Idealismus.
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Re: Sortenerhalt
Egal was der Antrieb war - es gab ihn und es gab den kulturellen und gesellschaftlichen Kontextdieser Kultur. Der ist weg. Und jetzt hoffen wir, dass die übriggebliebenen Museumsstücke noch ein bisschen länger da sind. Gut, nur zu.
Re: Sortenerhalt
Laut meinen alten Gartenbüchern wurde vor allem Masse produziert. Eventuell wurde noch Rücksicht auf gute, bei Bäckern gefragte Küchenäpfel und Lagerfähigkeit gelegt. Alles übrige war nachrangig. Die Früchte wurden in Eisenbahnwaggons gekippt und mit allen denkbaren Transportschäden auf dem Markt verkauft.
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Re: Sortenerhalt
80% des Obsts wurden nicht verschickt, sondern vor Ort verbraucht. Äpfel umherzufahren war vor allem eine Erscheinung schlechter Jahre, wenn Ernten klein ausgefallen sind und woanders hoch. Tafelobst wie Mostobst, bei dem es damals wie heute keine Rolle spielt ob es angeschlagen ist. Manche Gegenden haben sich aber früh auf Export spezialisiert und da spielten so wie heute transportfestigkeit sehr wohl eine Rolle. Beispiel Tirol südlich der Alpen ab 1881, als die Bahn nach Meran verlängert wurde. Wisst ihr, was die häufigste Sorte vor gut hundert Jahren war? Champagner Renette! Bleibt kleinkronig, windfest, Frucht festes Fleisch, sehr gut transportfähig, im Lager aussergewöhnlich gut haltbar. Heute auf der Rote Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland.
Masse und Erträge spielten zu allen Zeiten eine Rolle. Aber erst diese breite, tief verwurzelte Basis macht auch die Spitze und die Entwicklungsdynamik möglich. Es gab eben auch Luxus, Spitzenpreise für exklusive Sorten und eine unglaubliche Zahl pomologischer Enthusiasten.
Masse und Erträge spielten zu allen Zeiten eine Rolle. Aber erst diese breite, tief verwurzelte Basis macht auch die Spitze und die Entwicklungsdynamik möglich. Es gab eben auch Luxus, Spitzenpreise für exklusive Sorten und eine unglaubliche Zahl pomologischer Enthusiasten.
- Waldmeisterin
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Re: Sortenerhalt
thuja hat geschrieben: ↑31. Jan 2018, 00:09
Goldparmäne ist hier in der Gartenanlage auch noch vorhanden, mit (virusbedingtem) Besenwuchs, extrem Mehltau, so gut wie nicht lagerbar, schwierig vom Erntezeitpunkt in stressreichen Sommern, das Ende der letzten wenigen Bäume ist absehbar. Für mich keine Sorte, die ich für mich erhalten wollte.
So unterschiedlich sind die Geschmäcker ;)
Goldparmäne ist der Apfel meiner Kindheit. Der Weg zur Schule führte an Streuobstwiesen (heute eine Neubausiedlung :'() vorbei, Äpfelklauen war im Herbst beliebter Zeitvertreib, Goldparmäne mein absoluter Favorit.
Im Herbst habe ich nun eine gepflanzt, keine Ahnung, wie die sich hier machen wird. Stadtklima in Leipzig ist ja doch was anderes als das im Stromberg. Und vor allem bin ich gespannt, ob die immer noch so paradiesisch schmeckt wie 1978.
Patriotismus ist auf Kartografie und Zufall basierende Esoterik.
Re: Sortenerhalt
Waldmeisterin hat geschrieben: ↑31. Jan 2018, 12:24
So unterschiedlich sind die Geschmäcker ;)
Goldparmäne ist der Apfel meiner Kindheit. Äpfelklauen war im Herbst beliebter Zeitvertreib, Goldparmäne mein absoluter Favorit.
Im Herbst habe ich nun eine gepflanzt, keine Ahnung, wie die sich hier machen wird. Stadtklima in Leipzig ist ja doch was anderes als das im Stromberg. Und vor allem bin ich gespannt, ob die immer noch so paradiesisch schmeckt wie 1978.
Gerade bei Goldparmäne kommt es sehr auf die Unterlage an! Wenn Du den auf einer anderen Unterlage als Hochstamm gekauft hast, wirst Du wahrscheinlich enttäuscht sein!
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Re: Sortenerhalt
was es alles gibt :o
Aber es ist ein Hochstamm, soll ja schließlich ein ordentlicher Baum werden :D
Aber es ist ein Hochstamm, soll ja schließlich ein ordentlicher Baum werden :D
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Re: Sortenerhalt
@ cydorian
Nicht zu vergessen der Weiße Winterkalvill, der damals auch unter anderem bei Meran angepflanzt und für viel Geld verkauft wurde.
Ein modernes Beispiel für eine von einem Liebhaber geschaffene Sorte, die es auf den Markt geschafft hat, ist der Berleis. Das Beispiel zeigt aber auch, wie aufwendig das heute geworden ist. Die Zeiten, in denen man geschaut hat, was in der Hecke aus dem Trester wächst, sind lange vorbei. (Das ist nicht abwertend gemeint, meine Vorfahren haben das auch noch praktiziert.)
Nicht zu vergessen der Weiße Winterkalvill, der damals auch unter anderem bei Meran angepflanzt und für viel Geld verkauft wurde.
Ein modernes Beispiel für eine von einem Liebhaber geschaffene Sorte, die es auf den Markt geschafft hat, ist der Berleis. Das Beispiel zeigt aber auch, wie aufwendig das heute geworden ist. Die Zeiten, in denen man geschaut hat, was in der Hecke aus dem Trester wächst, sind lange vorbei. (Das ist nicht abwertend gemeint, meine Vorfahren haben das auch noch praktiziert.)
- thuja thujon
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Re: Sortenerhalt
Für den Privatgebrauch ist Marktwert doch unerheblich.
Ich pflanze bei mir die Bäume an, die ich haben will, aus was für Gründen auch immer. Dabei ists unerheblich, ob sie gut verkauft werden können.
Wenn man heutzutage die Äpfel so gut wie ausschließlich kauft und nicht selbst produziert, darf man sich über komische Entwicklungen eigentlich nicht wundern.
Der Selbstversorgungsgrad ist das, was sich die letzten 2-3 Generationen geändert hat. Dabei ist das Wissen um den Anbau und die Sorten verloren gegangen, deswegen werden heute die ungeeigneten Sorten aus dem Gartencenter gepflanzt und sich hinterher gewundert, warum manche Bäume größer werden als andere und warum die Bäume im Garten ganz anders aussehen als die Zeichnungen in den Schnittbüchern.
Ich pflanze bei mir die Bäume an, die ich haben will, aus was für Gründen auch immer. Dabei ists unerheblich, ob sie gut verkauft werden können.
Wenn man heutzutage die Äpfel so gut wie ausschließlich kauft und nicht selbst produziert, darf man sich über komische Entwicklungen eigentlich nicht wundern.
Der Selbstversorgungsgrad ist das, was sich die letzten 2-3 Generationen geändert hat. Dabei ist das Wissen um den Anbau und die Sorten verloren gegangen, deswegen werden heute die ungeeigneten Sorten aus dem Gartencenter gepflanzt und sich hinterher gewundert, warum manche Bäume größer werden als andere und warum die Bäume im Garten ganz anders aussehen als die Zeichnungen in den Schnittbüchern.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität