FormalesName der Sorte, alternative Namen: Muskat Blau, Muskat Bleu. Woher bekommt man sie? Überall. Wohl eine der am meisten angebotenen Tafeltrauben in Gartenmärkten und Rebschulen für private Endkunden. Verhältnismässig alt, gezüchtet in den 1930er Jahren in der Schweiz von einem privaten Züchter.
StandortKlimazone, klimatische Eigenheiten, Niederschläge: Hab die an mehreren Standorten zwischen 200und 500m Seehöhe Süddeutschlands.
Kleinklima am Wuchsort. Freistehend, überdacht, Gewächshaus, an einer Wand? Voll besonnt? Mehrere. Pergola Südseite Reihenhäuser mit voller Sonne, eine andere steht in luftfeuchter windarmer Lage, eine wächst an Südseite Hauswand.
Bodenart am Wuchsort, Düngung, Bewässerung: Alle Standorte haben eher arme und schwere Böden.
Wuchs und GesundheitWuchsstärke: Mittelmässig, auf schwachem Boden sogar nur schwach. Dann auch schnell Laubaufhellung wegen Stickstoffmangel. Braucht etwas besseren Boden oder Düngung.
Erfahrungen zur Frostfestigkeit, Holzreife: In den beschriebenen Lagen keine Frostprobleme, dort ausgesprochen frostfest. Wenn die Blüten wegen Frühlingsfrost abfrieren, gibt es kleinere Ersatztriebe, so dass die Ernte wenigstens nicht ganz ausfällt.
Verrieselung der Blüte: Stark. Aber auch lageabhängig. Oder vielleicht auch Klonabhängig. Die Pergolarebe verrieselt kaum. Windarme Lage von Vorteil.
Befall mit falschem Mehltau, Peronosphora: Bei starkem Befallsdruck werden die Blätter krank, die Beeren nur sehr selten.
Befall mit echtem Mehltau, Oidium: Noch nie beobachtet. Eine insgesamt sehr krankheitsfeste Sorte. Gehört zur Spitzengruppe der kaum anfälligen Reben.
Grauschimmel, Botrytis: Schwach bis nichtexistent. Durch den lockeren Audbau der Traube greifen schimmelnde Beeren auch nicht auf die ganze Traube über.
Stiellähme: Kaum, aber gegen Reifeende steigend.
Platzanfälligkeit: Auch das ist selten, kommt aber vor.
Frass durch Wespen, Vögel, Kirschessigfliege: Wie alle blauen Sorten wird sie eifrigst von Vögeln gefressen, Wespen gehen lange nur an verletzte Beeren, bevor sie auch unverletzte Beeren aufreissen. Für die Kirschessigfliege gehört sie leider zu den Lieblingssorten. Sobald die Beeren Färbung bekommen, unbedingt mit Organza-Beuteln schützen.
Robustheit Blätter und Triebe z.B. bei Hagel, Starkwind: Die Blätter sind nicht besonders gross, die Triebe nicht stark. Besser schnell festbinden, bricht leicht.
Andere Gesundheitsprobleme oder -stärken: Insgesamt eine gute Anfängersorte, weil sie in keinem Punkt grössere Probleme hat.
Trauben und BeerenErtrag: Untere Mitte.
Risiko für Ertragsüberlastung: Keines. Einfach wachsen lassen, kaum Aufwand mit Ausdünnen nötig. Zu kleine Blütenansätze trotzdem besser entfernen, dennwenn man sie mit Beuteln schützt wäre das zu viel Aufwand für die paar Beeren.
Reifezeit, auch relativ zu anderen Sorten: Anfang September im Weinbauklima. Sie färbt schon recht früh um, ist aber noch nicht reif.
Haltbarkeit: Kann (geschützt) lange hängen, verliert aber dabei stark an Aroma. Sie wird neutral und rosinenartig.
Grösse und Form der Trauben, Grösse und Form der Beeren: Sehr grosse Variabilität. An guten Plätzen bei voller Sonne bekommt sie je nach Jahr richtig grosse Trauben mit >1kg Gewicht und grossen Beeren um 8g. Die Beeren hängen dann dichter, aber kompakt wird die Traube niemals. An weniger guten Plätzen auf schlechtem Boden hat sie nur zottelige dünn besetzte Trauben mit wenigen mittelgrossen Beeren, die auch weniger Aroma haben. Die Sorte scheint ziemlich variabel zu sein, je nach dem wo sie wächst.
Farbe: Tiefblau. Beduftet. Schön.
Art der Haut Beeren: Mittel bis zart. Knackt wenig, wird bei Reife weicher.
Kerne. Störend? Viele Kerne, sehr störend. Gross und splitternd. Sind die Beeren auch noch klein, werden die Kerne zum totalen Spielverderber.
Fruchtfleischstruktur: Gleichmässig, weich aber nicht gelatinös.
GeschmackSüsse, Zuckergehalt: Reif wird sie sehr süss.
Säure: Noch etwas vorhanden, unterstützt die Süsse schön.
Aroma, freie Beschreibung: Kräftiges Muskataroma, das im Verlauf der Reife ansteigt und bei Überreife wieder verschwindet, was etwa zwei Wochen nach Reifebeginn der Fall ist. Neben dem Muskataroma finden sich noch andere untergeordnete Aromen, traubig, nach Pfirsich, Orangeat. Wenig Gerbstoffton trotz der kräftigen Farbe. Auch Schale ist lecker. Kaut sich nicht sauer oder bitter, sondern bekommt einen deutlichen Mandarinenton. Herrlich.
Einschätzung Aroma, Leckerfaktor: Sehr lecker, deswegen trotz der überaus störenden Kerne (wenigstens sind Kerne gesund) nach wie vor eine beliebte Sorte, die nicht ohne Grund überall verkauft wird und auch für den kommerziellen Tafeltraubenanbau empfohlen ist. Aber nur, wenn die Beeren eine vernünftige Grösse erreichen. Bei kleinen Beeren bleibt neben den vielen Kernen zu wenig essbares übrig.
Auch für Saft/Weinherstellung geeignet? Saft ist okay, aber weniger aromatisch wie der Beerengeschmack vermuten lässt. Wein nicht gut, nicht harmonisch.
Kulturführung, Sonstiges, Ergänzendes, Fazit, FotosIn Lagen und bei Kulturführung, in denen sie kleinbeerig bleibt, ist sie entbehrlich. Ansonsten ist sie ein Aromahammer, der im richtigen Reifestadium bei Verkostungen immer noch ganz vorne mitspielt und auch noch mit wenig bis gar keinem Pflanzenschutz auskommt. Wenn nur die Kerne weniger übel wären. Nichts für Leute, die keine Kerne mögen, gut für Leute die keinen Pflanzenschutz betreiben wollen und auf dieses kräftige Aromafeuerwerk stehen. Günstig bei dieser Sorte ist guter Boden, gute Versorgung mit Nährstoffen, volle Sonne. Sie wächst zwar überall und auch unter schlechteren Bedingungen, bringt aber dann nicht die Qualität die sie interessant macht.
An gutem Standort, die aussenliegenden Trauben schon von Vögeln angegriffen: