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Frage zu Glyphosat (Gelesen 772336 mal)

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Staudo
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Re: Frage zu Glyphosat

Staudo » Antwort #2475 am:

MarkusG hat geschrieben: 20. Jul 2017, 07:23dass Glyphosat einfach für viele ein Symbol ist.


Genau. Ich empfinde den massenhaften Maisanbau oder wie gleich nebenan das intensiv bewirtschaftete Grünland viel scheußlicher als ein in Herbstfärbung versetztes Getreidefeld im August. Wobei ich die Bauern verstehe, habe selbst mal industrielle Pflanzenproduktion studiert. Sie wollen von ihren Feldern leben und das möglichst gut. Auch die allerwenigsten Angestellten verzichten auf die nächste Gehaltserhöhung oder spenden sie komplett für den Naturschutz. ;)


Sieh an, die Katrin denkt ähnlich.
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neo

Re: Frage zu Glyphosat

neo » Antwort #2476 am:

Martina777 hat geschrieben: 20. Jul 2017, 06:53
"Wer eine Diskussion gewinnt, hat einen Gesprächspartner verloren."


Ich empfinde die Glyphosatdiskussion nicht mehr als wirkliche Diskussion, dabei entsteht ja nichts Neues mehr, verhärtete Fronten.
Wie könnte man den Einsatz von Herbiziden inkl. Glyphosat dezimieren? Welche Formen der unterschiedlichen Unkrautbekämpfung könnten sich sinnvoll gegenseitig in der Zukunft ergänzen? Sollte man nicht in diesem Sinne kooperieren und die Ressourcen von beiden Seiten, Gegnern und Befürwortern nutzen? Aber im Moment geht`s ja um alles oder nichts und im Dazwischen scheint Leere zu herrschen.
Die Anwendung von Glyphosat ist ja heute schon unterschiedlich. Beispiel Schweiz, Zitat aus NZZ-Artikel "Verführerisches Gift", 25.10.16

"...In vielen Ländern der EU werden die Kulturpflanzen kurz vor der Ernte mit Glyphosat abgespritzt. Das beschleunigt die Reife, verhindert die Verunreinigung des Kulturgutes durch Unkräuter und erleichtert dadurch die Ernte. In der Schweiz ist diese Praxis aber verboten. Das Gesetz lässt nur eine Stoppelbehandlung nach der Ernte zu. Die Kulturpflanze kommt dadurch nicht direkt in Berührung mit dem Herbizid..."

Geht doch. :D (In Deutschland scheint diesbezüglich etwas schiefgelaufen zu sein? Siehe Seite 10.)
http://www.svgw.ch/fileadmin/resources/svgw/web/Wasser-Eau/Pestizid-Reduktionsplan_DE.pdf
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thuja thujon
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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #2477 am:

In Deutschland ist die Vorerntebehandlung auch seit Jahren verboten. Die Kulrurpflanzen kommen hier ebensowenig mit Glyphosat in Kontakt.

Ausnahme: wenn das Unkraut im Weizen eine Ernte unmöglich macht, darf noch sikkiert werden (zB Matten an Klettenlabkraut verstopfen den Mähdrescher). Wenn es auf einem Schlag soweit kommt, ist vorher schon alles schief gelaufen. Ich habe noch nie einen solchen Acker gesehen.
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neo

Re: Frage zu Glyphosat

neo » Antwort #2478 am:

thuja hat geschrieben: 20. Jul 2017, 08:32
In Deutschland ist die Vorerntebehandlung auch seit Jahren verboten.


Gut. Wieviel Reduktion mag noch drinliegen, auch im Sinne der Landwirschaft?
Ich habe verstanden, dass Glyphosat nicht das "schlimmste" Mittel ist das es gibt. Aber jeder Input produziert einen Output, was man zwar erforschen kann, aber da jegliches Leben auch ein Stück weit unberechenbar bleibt eben nicht zur Gänze.
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Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #2479 am:

Na ja, siehe in Agrar heute: Spätanwendung von Glyphosat im Getreide: Das sind die Regeln

Von völligem Verbot ist da nicht die Rede.

@Neo: Ließen sich die hier in den letzten Beiträgen angesprochenen Probleme, also die zunehmende Verarmung der Kulturlandschaft, tatsächlich lösen, wenn man über mehr odder weniger Glyphosateinsatz diskutiert?
Oder ist das nicht vielmehr genau die Scheindiskussion, die den Blick auf die tatsächlichen Probleme verstellt?

Es ist noch nicht so lange her, dass Naturschutzverbände den Einsatz von Glyphosat in Natur- und Landschaftsschutzgebieten für bestimmte Zwecke nicht a priori verdammten, z.B. bei der Bekämpfung der Stockausschläge und der Wurzelbrut von Robinien in nährstoffarmen Trockenrasen u. Ä.
Das war vermutlich tatsächlich ein vernünftiges Einsatzgebiet. Klar, geht auch anders, mit Ringeln zur richtigen Zeit und mechanischer Bekämpfung. Ist aber personalintensiver und kostet mehr Geld - und an beiden hat der Naturschutz nicht gerade Überfluss.

Ich vermute, wer heute versucht, in einer Naturschutzorganisation in der Richtung Vorschläge zu machen, wird sofort rausgeworfen.
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Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #2480 am:

neo hat geschrieben: 20. Jul 2017, 08:43
Aber jeder Input produziert einen Output, was man zwar erforschen kann, aber da jegliches Leben auch ein Stück weit unberechenbar bleibt eben nicht zur Gänze.


Das gilt auch für Pflügen, von Hand jäten, mit Plane abdecken, beweiden oder einfach alles wachsen lassen. Produziert alles einen Output, der nicht in allen Folgen genau vorhersagbar ist.

Mit anderen Worten: "Solange wir nicht ausschließen können, dass der Einsatz von XY nicht vielleicht doch zu Z führen könnte, muss das Vorsorgeprinzip gelten und der Einsatz verboten werden." So die Forderung bei Glyphosat (Bisphenol A, Parabene, Handystrahlen, Impfstoffen - die Liste ließe sich je nach Stoßrichtung nahezu beliebig ergänzen. Hab aber noch nie gehört, dass etwa das Pflügen verboten werden soll, weil es noch nicht in allen seinen Folgen erforscht worden ist und Restrisiken nicht ausgeschlossen werden können.)


P.S. Diese - nicht auf Glyphosat beschränkte - Forderung des "Solange nicht ausgeschlossen werden kann, dass ..." ist eine Pervertierung des Vorsorgeprinzips.
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thuja thujon
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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #2481 am:

bristlecone hat geschrieben: 20. Jul 2017, 08:44
Na ja, siehe in Agrar heute: Spätanwendung von Glyphosat im Getreide: Das sind die Regeln

Von völligem Verbot ist da nicht die Rede.
Verboten ists dann, wenn es nicht erlaubt ist. Ob man das Verbot nenenn will, bleibt jedem selbst überlassen.
Fakt ist jedenfalls, dass es nur erlaubt ist G. einzusetzen, wenn die Körner schon so reif sind, dass sie den Wirkstoff nicht mehr wirklich aufnehmen können, die maschinelle Ernte unmöglich ist und wenn der Bauer nun Restfeuchte im Kern gemessen hat darf er bestimmte Unkrautnester auf dem Feld behandeln. Es bleibt ihm verboten, das ganze Feld zu spritzen.

Viele Leute haben bei dem Thema noch die Kampagnen-Bilder im Kopf. Die vermittelten, es wäre gängige Praxis.
Allerdings: praktisch hat Sikkation keine große Verwendung. Immer mehr Landwirte/Betriebe verstehen immer mehr von ihrem Handwerk, wenn nicht Naturkatastrophen den Weizen lagern lassen oder das Wetter nicht extrem ungünsting für zB Zwiewuchs ist, wird nicht sikkiert. Es vergehen praktisch Jahre, bis mal ein Landwirt mit gepflegten Beständen darüber nachdenkt, sowas zu machen.
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Re: Frage zu Glyphosat

neo » Antwort #2482 am:

bristlecone hat geschrieben: 20. Jul 2017, 08:44
Oder ist das nicht vielmehr genau die Scheindiskussion, die den Blick auf die tatsächlichen Probleme verstellt?[/quote]

Da gebe ich dir recht, dass zumindest ein wesentlicher Teil der Problematik ausgeblendet wird.

Und betr. z.B. Pflügen ist auch ein Input; sicher, es wird dabei aber kein Wirkstoff von aussen eingebracht, das macht schon einen Unterschied finde ich.
Ich bin für Reduktion in einem vernünftigen Sinn, so viel wie unbedingt nötig, so wenig wie möglich.

[quote author=thuja thujon link=topic=31295.msg2916441#msg2916441 date=1500534643]
Allerdings: praktisch hat Sikkation keine große Verwendung.. Es vergehen praktisch Jahre, bis mal ein Landwirt mit gepflegten Beständen darüber nachdenkt, sowas zu machen.


Dann kann man das aber auch gleich ganz Sein lassen. ;)





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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #2483 am:

neo hat geschrieben: 20. Jul 2017, 08:43Gut. Wieviel Reduktion mag noch drinliegen, auch im Sinne der Landwirschaft?[/quote]Das hängt unter anderem davon ab, ob kleine Betriebe auch auf konservierende Bodenbearbeitung im Sinne des Umweltschutzes umsteigen.

Prinzipiell sollte man sich aber die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, wenig bedenkliche Mittel durch problematischere Mittel zu ersetzen.
Nach EU-Recht sollte das andersrum passieren, ein problematisches PSM soll durch ein weniger problematisches ersetzt werden. Humusverlust und Dieselverbrauch sind allerdings keine PSM. Es ist also fraglich, ob der größere Nachteil rechtlich überhaupt als Nachteil gewertet wird.


[quote author=neo link=topic=31295.msg2916442#msg2916442 date=1500534972]Dann kann man das aber auch gleich ganz Sein lassen. ;)
Den reifen Weizen statt ernten unterzupflügen zieht weitere Bekämpfungsmaßnahmen nach sich. Es ist auch nicht sinnvoll, Essen, was die Qualitätskriterien erfüllt, auf dem Acker verrotten zu lassen.
Ein Landwirt, der in einer solchen Situation seinen Weizen drauf stehen lässt handelt noch fahrlässiger als ein Hobbygärtner, der nach dem Winter die Vorjahrestomaten in den Stangen belässt und dort seine neuen dran hochranken lässt.
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Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #2484 am:

hat geschrieben: 20. Jul 2017, 09:16
Ich bin für Reduktion in einem vernünftigen Sinn, so viel wie unbedingt nötig, so wenig wie möglich.


Das geht in Richtung ALARA-Prinzip: "As low as reasonably achievable", gilt im Strahlenschutz.

Was "vernünftigerweise erreichbar" ist: Darüber muss immer wieder neu debattiert werden.
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Re: Frage zu Glyphosat

partisanengärtner » Antwort #2485 am:

Ein renommierter Markenmehlproduzent war nicht bereit zu garantieren das kein Sikkationsgetreide verwendet wurde. Glyphosatfrei geht also nicht.
Da muß man halt Bio kaufen.
Der Anteil bei der Produktion hier ist in Deutschland ja wieder gestiegen. Mittlerweile sind das 6,5 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche.
Wer zuviel jätet raubt sich manche Überraschung.

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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #2486 am:

bristlecone hat geschrieben: 20. Jul 2017, 09:30
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Dann kann man das aber auch gleich ganz Sein lassen.

Das seh ich auch so.
Wer in so einer Situation das letzte aus seinem Acker rausholen will, was noch geht, wird aber leider auch zum letzten Mittel greifen.
Man sollte den Weizen vom Feld holen, dass die Fruchtfolge eingehalten wird. Dass er nicht geerntet wird, ist keine Lösung.
Ich ernte meine Kartoffeln auch wenn sie Löcher von Schnecken drin haben. Ich lasse sie deswegen nicht im Boden. Das hat nichts mit Profitgier zu tun.
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Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #2487 am:

Einfach das Getreide unterpflügen, wo es platt liegt, wäre keine Option?


Grüne fordern Aus für umstrittenes Herbizid Glyphosat
"Die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt fordert das Aus für Glyphosat: 'Die andauernde Krebs-Debatte, das dramatische Insektensterben und ein undurchsichtiger Filz zwischen Herstellern und Behörden haben das Vertrauen der Menschen in die Zulassungsverfahren verspielt,'"

Analog wäre wohl das:

"Die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel fordert das Aus für die Flüchtlingsrettung: 'Die andauernde Kriminalitäts-Debatte, die dramatische Zunahme an Ausländern und ein undurchsichtiger Filz zwischen so genannten Hilfsorganisationen und Behörden haben das Vertrauen der Menschen in das Asylverfahren verspielt'" :-X

So, jetzt dürft ihr mich hauen. Aber das eine ist so populistisch wie das andere.
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Re: Frage zu Glyphosat

MarkusG » Antwort #2488 am:

Katrin hat geschrieben: 20. Jul 2017, 07:43
MarkusG hat geschrieben: 20. Jul 2017, 07:14
Wenn alles früher genauso war wie heute, woher kommt dann der Artenschwund bei den Insekten?


Ich weiß nicht, wie es bei euch in der Landschaft aussieht. Hier ist für den Artenschwund, der massiv ist, vor allem der Rückgang blütenreicher Wiesen zu sehen und hier sind zwei Veränderungen ausschlaggebend: Das Silieren von Wiesenschnitt (seit ca. den 80er-Jahren, verbunden mit sehr früher Mahd im April) und die Aufforstung von nicht mehr genug ertragreichen Wiesen in Hanglagen zu Wald (seit den 50er/60er-Jahren, massive Verluste an Magerwiesen). Spritzmittel spielen hier eine kleinere Rolle.


Danke Katrin für Deine Beschreibung. Ich wäre froh, wir hätten Wiesen, von Aufforstung ganz zu Schweigen. Aber Deine Beschreibung für Eure Gegend klingt nachvollziehbar.

Gruß
Markus
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Re: Frage zu Glyphosat

MarkusG » Antwort #2489 am:

Hallo zusammen,

ich wollte noch anfügen, dass ich die zwei Tage für mich viel gelernt habe und mich bei meinen Mitdiskutanten bedanken. Ich sehe jetzt schon klarer, dass Glyphosat nicht der eigentliche Gegner ist.

Ich sehe aber auch, dass viele Menschen seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten auf wirkliche Agrarreformen warten, die wiederholt an dem Einspruch von Agrarindustrie und Bauernverbänden, bei denen ich mir nicht immer sicher war, ob sie wirklich im Sinne der Bauern agieren, gescheitert sind. Das macht hilflos und wer sich hilflos fühlt, handelt weniger vernünftig. Irgendwie geht es dann nur noch darum, es "denen da oben" zu zeigen. Darin liegt dann wohl der Sinn in der Glyphosatstimmungsmache. Auch wenn ich jetzt weiß, es ist Quatsch, kann ich mich noch nicht so ganz von dieser emotionalen Reaktion freisprechen.

Gruß
Markus
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