hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Wir haben ja gelernt die ost europ.Sorten länger anzuschneiden ,warum werden die Triebe einmal auf 5-6 Augen und dann auf 2 Augen angeschnitten? hat das was mit der Traubenzone ,also wo sich die Trauben später bilden zu tun?
Deine Frage kann man auf verschiedene Art und Weisen verstehen.
1. Bogreben- oder Kordonerziehung - Die Entscheidung darüber ist abhängig von der Sorte und von der Erziehungsphilosophie - das soll ein andere beantworten. In 80 ... 90 % der Fälle ist bezüglich Sorte im Freiland die Bogrebenerziehung möglich und besser. Dies trifft nicht oder weniger auf Weinbäumchen und die Erziehung vor Mauern oder von Pergolas zu.
2. Ich beziehe Deine Frage mal auf die Bogrebenerziehung. Diese erfolgt mit Hilfe eines sogenannten Spaliers aus Weinbergpfählen o.ä. mit gespannten Drähten. Der unterste Draht sollte sich in einer Höhe von 60 cm befinden, darüber alle 30 cm weitere Spanndrähte. Bei der Bogrebenerziehung giebt es zwei Varianten: a) eine Bogrebe (schwach wüchsige Sorten und Jungreben) und b) je Seite eine Bogrebe. Bei der Bogrebenerziehung wird eine kräftige und stammnahe Fruchtrute des Vorjahres auf 5 ... 8 Augen geschnitten. Die Bogrebe wird vorsichtig gebogen (in Suchfunktion nach Knirscheln suchen) und an den 60 cm-Draht geheftet. Alle anderen Ruten könnten bei der Bogrebenerziehung weg, aber leider steckt hier wieder der Teufel im Detail, denn man muss auch an das nachfolgende Jahr denken. Dazu wird eine andere kräftige stammnahe Fruchtrute des Vorjahres auf 2 Augen geschnitten. Daraus entstehen 2 Fruchtruten, von denen eine die Bogrebe des kommenden Jahres wird. Eine dieser beiden Ruten ist Reserve, falls die erste Rute bei Biegen (Knirscheln) bricht. Bei sehr wüchsigen Sorten schneidet man auf je eine Bogrebe nach links und rechts und zwei kurze Stücke mit nur 2 Knospen (= Augen=> Zapfen).
Wovon hängt ab, wie lang eine Bogrebe sein soll? Je nach Art ist der Abstand zwischen zwei Knospen unterschiedlich groß, also wird die Rute bei gleicher Knospenzahl mal länger oder kürzer. Wieviele Knospen pro Bogrebe sein sollen, hängt ab:
- vom Alter der Rebe (Jungreben weniger Knospen)
- von der Wüchsigkeit der Sorte: je wüchsiger, desto mehr Knospen bzw. Augen
- von der Höhe des Spaliers, z.B. Spalierhöhe (oberster Draht) = 2,1 m --> 5 Augen, Spalierhöhe 1,8 m: 8 Augen
Pro Traube sollte man ca. 40 Blätter (ohne Geiztriebe) haben und das bedeute ganz grob, dass eine Ertragsreduzierung erforderlich ist, damit die Trauben und Beeren groß und aromatisch werden und sich die Reifezeit nicht verzögert. Das bedeutet bei einer erwachsenen Rebe mit einer Bogrebe maximal 5 Trauben zu belassen und bei 2 Bogreben entsprechend mehr. Wird eine Sorte am betreffenden Standort nicht immer reif, dann lieber auf 3 Trauben pro Bogrebe reduzieren. Bei jungen Reben noch stärker reduzieren.
Die Ertragsreduzierung tut zwar etwas weh, aber was nutzt Euch eine große Zahl von kleinen Trauben mit kleinen Beeren, die wässrig schmecken und eventuell gar nicht ausreifen?