hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Die Winzer sind gezwungenenweise viel grüßeren Spritzhobiker und waren nicht in der Lage Alles retten, haben Spritz Fachkenntnis und bessere Zugang zum besseren Spritzmitteln.
Ich kann natürlich nicht für die Mehrzahl der Profi-Winzer sprechen, nur einzelne Gespräche.
In Sachsen ist man mit Spritzen besonders vorsichtig geworden, da mal geringe Rückstände eines bei Wein nicht zugelassenen Spritzmittels gefunden wurden. Die Konzentration lag viel niedriger als die zulässige Konzentration in Apfelsaft, aber trotzden mussten zig Hektoliter Wein vernichtet werden.
Darüber hinaus sind die Spritzmittel und die Arbeitskosten zum Spritzen ein erheblicher Kostenfaktor, noch dazu, weil einige Winzer das Spritzen als Fremdleistung vergeben. An den Enden einiger Reihen stehen Rosen als "Pilzsensor"=Zeigerpflanze, da die betreffenden Rosensorten ein bis zwei Tage eher Pilzbefahl zeigen als die Reben. Dann muss man aber umgehend spritzen. Meines Erachtens nach funktioniert die Zeigerpflanze Rose aber nur bei Oidium zuverlässig, nicht bei Pero und Botrytis. Dieses Jahr war es etwas feuchter als sonst, so dass Pero das Problem ist. In Zeiten langanhaltender Trockenheit ist Pero bei etwas pilzfesteren Sorten kein Problem, aber der erste längere Regen kann das Blatt wenden. Viele Winzer pflegen das Prinzip Hoffnung, dass es schon nicht so schlimm wird. Aber wenn es dann feuchteres Wetter gibt, dann haben diese Winzer eben doch nicht vorbeugend gespritzt, dafür aber Geld gespart.
Wer z.B. Regent und andere etwas pilzfestere Sorten anbaut, hat sich zu sehr auf die Werbung verlassen. Bei entsprechender Witterung und großem Pilzdruck von Nachbarn kommt eben auch Regent und Co. nicht ohne ein minimales Spritzprogramm aus.
Im vergangenem Jahr gab es im sächsischen Weinbaugebiet nach einer längeren Regenphase kurz vor der Lese große Probleme mit Botrytis. Auf vielen Lagen drohte Totalausfall und so musste eine Notlese gemacht werden. Es hatten aber nur die Winzer dieses Problem, die nicht gegen Botrytis gespritzt hatten. Dabei hätten es diese Winzer besser wissen müssen, denn sie haben langjährige Erfahrungen, den Befähigungsnachweis für Pflanzenschutzmittel und damit den Zugang zu Profimitteln. Aber der Geiz war stärker und so waren sie auf die Nase gefallen.
Ich hatte mit Switch und Teldor gespritzt und keinerlei Probleme. Switch gibt es in D nur gegen Befähigungsnachweis, aber Teldor gibt es frei zu kaufen. In Austria gibt es auch Switch frei zu kaufen.
Nun habe ich ja viel pilzfestere Rebsorten als die europäischen Rebsorten bei den Winzern, so dass kleinere Nachlässigkeiten nicht so stark bestraft werden. Als Hobbyanbauer habe ich aber das Problem, geeignete Zeiten für das Spritzen zu finden, weil ich tagsüber arbeiten gehe. Es darf beim Spritzen der Wind nicht zu stark wehen, es darf nicht regnen und bei systemischen Mitteln sollte es auch in den kommenden 6 Stunden nicht regnen, bei Kontaktmitteln noch länger. Die aktuelle Witterung kann also den besten Spritzplan infrage stellen.
Gegen Pero kann ein Hobbywinzer ohne Befähigungsnachweis wenigstens Phosfik gegen Pero spritzen. Phosfik gibt es noch frei zu kaufen und außerdem sind diverse Spurenelemente wie z.B. Bor und Eisen enthalten. Phosfik wirkt systemisch und ist deshalb in längeren Regenzeiten besser als ein Kontaktmittel, welches abgewaschen werden kann.