News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!
Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie? (Gelesen 19801 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, cornishsnow, cydorian, partisanengärtner, Conni, AndreasR
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
das hat mit Toleranz nicht viel zu tun. Auch nicht mit persönlichem Freiraum. Es ist eine bodenchemische Frage und zu der kann man nicht geteilter Meinung sein. Man kann Boden nicht ""ansäuern" und es gibt keine "sinnvolle Weise" das zu tun. Ganz einfach. Man kann spezielle Pflanzen in mehr oder weniger großen Containern und speziellen Substraten kultivieren. Das machen Alpingärtner gerne. Da gibt es Tröge und Tuffsteine und alte Tränken aus lokalem Gestein. Man kann ganze Gewächshäuser mit Konstruktionen versehen und mit Erdmischungen experimentieren. Ich kultiviere zum Beispiel Lewisien in saurem Substrat, das ich mir aus Farnlaub und Waldhumus herstelle und mit Granitsplit mische. Cornus kousa var. chinensis 'China Girl' blüht gerade in meinem Garten. Strotzend gesund, große glänzend grüne Blätter, große cremeweiße Blüten und letztes Jahr hatte sie auch diese wunderschönen himbeerroten Früchte. Wenn ich Laub und Blüte mit dem Gehölz gleichen Namens in einem Garten vergleiche, der mit Lösslehm gesegnet ist, dann ist eigentlich alles klar. Mit Flechten bewachsenes dünnes Gezweig, kleinste Blätter grauer ungesunder Farbe, kleine Blüten, keine Früchte ... So sieht eine Pflanze aus, die ums Überleben kämpft. Will ich mir das ansehen? Aber gut, man kann auch mit Bobby Car Rennen fahren. Wollen.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
— Robert M. Sapolsky
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Man kann sehr wohl, und ich habe…Zweifellos kommt es auf die jeweiligen Gartenverhältnisse an. Und zwischen nicht idealem Boden und völlig ungeeignetem Boden liegen Welten. Auch spielt die Topografie und das Umfeld des Gartens eine Rolle. Lassen sich Gartensenken ausnutzen? Wie ist die Himmelsausrichtung? Wie ist es um die nachbarschaftliche Bepflanzung bestellt?Der Boden meines Gartens weist überwiegend einen pH-Wert im neutralen Bereich aus. Das hat mich vor 15 Jahren nicht daran gehindert, in einem recht schattigen Bereich den Boden mit viel Torf und grobem Sand zu verbessern. Dort wird zudem alljährlich ein Großteil des Herbstlaubes ausgebracht.Dieses Areal hat sich zu einem kleinen Rhododendron-Wald entwickelt. Die Sträucher sind absolut gesund und fühlen sich offenbar recht wohl. Durch die jährlichen Laubgaben sind auch keine weiteren Torfzufuhren erforderlich.An anderen Stellen des Gartens nehme ich inzwischen Torfersatzsubstrate (u.a. auch Kaffeeprütt) mit ebenfalls besten Erfolgen. Als Gärtner darf man alles nicht so eng sehen. Getreu dem Bibelzitat „füllt die Erde und macht sie euch untertan“ (1 Mose 1.28)
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
oh-jewas hab ich wieder angestellt :-[mea cupa an die Haetschelgaertnerverzeiht mein Unverstaendniss
- Herr Dingens
- Beiträge: 3906
- Registriert: 18. Mär 2011, 18:02
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Hallo Bristle,was meinst Du, was ist stark verdünnte Schwefelsäure? Ich kann von 96% abwärts jede Verdünnung kaufen. Sollte ich z.B. 10%-ige kaufen, die ich dann wiederum auf 10% verdünne, wenn ich gerade richtig denke, müßte ich dann bei 1% sein. Oder muss man evtl. noch weiter verdünnen, hast Du Erfahrung?Dass ich den pH-Wert dann erst messen muss, ist mir klar, ist nur, damit ich weiß, was ich jetzt sinnvoller Weise kaufe.Essigessenz würde ich nicht nehmen, sondern, nach vorheriger Kontrolle des pH-Werts, sehr stark verdünnte Schwefelsäure. Die wandelt Kalk dauerhaft in Gips um, der pH-neutral ist.Und ich muss trotzdem noch mal fragen: wenn ich Pflanzlöcher mittels Taschen oder wie auch immer in ganz kleinem Rahmen sauer gemacht habe, wie erhalte ich den pH-Wert? Ist Essigessenz, spritzerweise in 10 L Gießwasser, eine Möglichkeit? Gießen tu ich eh nur mit reinem Regenwasser bzw. mit selbst geklärtem Abwasser, also von der Seite her droht kein Kalkeintrag.
Viele Grüße aus Nan, Thailand
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Mit welcher Verdünnung du gießt, hängt sehr stark davon ab, wieviel Kalk (und andere puffernde Bodenbestandteile) im Boden ist. Ich würde da vorsichtig beginnen.Ob du konzentrierte Schwefelsäure oder verdünnte (z.B. Batteriesäure) als Ausgangslösung verwendest, ist ziemlich egal. Du brauchst sowieso recht wenig von dem Zeug:Eine 10 %ige Schwefelsäure (100 g/l) hat einen pH-Wert von ungefähr 0, eine 1 %ige von 1, eine 0,1 %ige von 2, eine 0,01 %ige von 3 und eine 0,001 %ige (0,01 g/l oder 10 g pro Kubikmeter) einen pH-Wert von 4 - und sauer als pH-Wert 4 würde ich zum Gießen erstmal auch nicht nehmen, wenn es darum gehen soll, einen Boden im schwach Sauren zu halten.Frag mal knorbs, der wollte auch mit Schwefelsäure Versuche anstellen, ob er schon Erfahrungen hat.
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Den theoretischen Bedarf an Schwefelsäure könnte man aus dem Kalkgehalt des Bodens berechnen - ist aber vermutlich an der Grenze zum Unfug.Zu dünne Schwefelsäure dringt auch durch die erste oberflächliche Gipsschicht auf den Kalkbröserl (-brocken?) kaum mehr durch.Pi mal Daumen braucht man (sehr) ungefähr so viel Schwefelsäure wie eben Kalk ist, ich will da nicht zu sehr die Stöchiometrie strapazieren.Gefühlsmäßig ist 10%ige Säure zu stark, 0,001%ige zu schwach, es sollte beim Nachwässern (unbedingt notwendig) noch etwas freie Säure da sein. An sich ist der Boden kein Reagenzglas, da muß man sehr langsam und schrittweise vorgehen.Ein Ansatz: Da hab ich 800 Liter Boden mit einem Kalkgehalt von n Gramm, dafür muß ich 35 Liter xx%ige Schwefelsäure einmischen, und morgen in der Früh ist alles bestens - sowas ist sicher totaler Unsinn.
- partisanengärtner
- Garten-pur Team
- Beiträge: 18986
- Registriert: 27. Jan 2009, 08:22
- Kontaktdaten:
-
Qualitatives Wachstum hat keine Grenzen. 6b
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Ich finde es immer wieder interessant wenn ich in einem Kalkgebiet in der freien Natur Stellen finde die durch ihren Bewuchs zeigen das dort der Oberboden einen niedrigen PH Wert hat. Oberflächlich angesäuert halt.Wenn ein geschickter Gärtner sowas in seinem Garten fertig bringt ist das ein interessantes Ergebnis.Übergangszonen sind nun mal die artenreichsten Biotope.Wenn das den Gartenfundis nicht gefällt könne sie es ja in ihrem Garten mit der natürlichen Sukzession versuchen.
Wer zuviel jätet raubt sich manche Überraschung.
Axel
Axel
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Okay, hab jetzt nicht alles gelesen - also verzeiht wenn es dopplungen gibt!Tip aus der Gärtnerei: Zum blau färben von klassischen Hortensien (bei nem pH von 4,0 -4,5) haben wir Alaun verwendet (Kalialaun) Ist länger her, gabs damals (lach. ich werd alt) in der Apotheke. Einfach ab spätes Frühjahr dünn bis satt über den Wurzelbereich gestreut und der normale 6 bis 7 pH geht entsprechend runter!Gibts auch bei Google: http://www.hortensie.net/Pflege/Hortens ... aerben.php
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Morgen - sehen wir dann.
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Als bekennender Gartenfundi frage ich mich dann jedoch, wieso es diese Standorte mit saurem Oberboden auf eher kalkhaltigem Untergrund gibt und fange nicht an, im Chemiebaukasten zu kramen. :-XVielleicht kann ich ja, wenn ich verstanden habe, wieso säureliebende Pflanzen dort gedeihen, auch im Garten mit einigermaßen "natürlichen" Mitteln solche Standorte schaffen.Im übrigen wundere ich mich, wie groß die Standortamplitude von Pflanzen ist, die eigentlich eher kalkhaltigen Böden bevorzugen. Dabei brauche ich hier sich leicht blaufärbende Hortensiensorten im Freiland nicht einmal mit zusätzlichen Aluminiungaben versorgen.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Schaut einmal in den Hortensiethread, wo Moreno fragt, wieso sich auf seinem kalkhaltigem Boden eine Hydrangea macrophylla blau färbt.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Schön geschrieben Troll... :)ich frage mich dann immer ob diese Säuregaben vor dem Pflanzen oder auf die Wurzeln gegeben werden....schüttel. da wirkt Round ab auch...
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Der pH Wert ist von vielerlei Faktoren abhängig, vorhandener Boden, Auswaschungen, Einträge..etc, läßt sich aber leicht der aktuelle Wert mit nem Teststreifen feststellen.Ging ja auch nur indirekt ums färben von Hortensien - eigentlich ja um eine partielle Absenkung des pH-Wertes, das geht halt am besten über Freisetzung von Ionen. genauer gesagt Wasserstoff-Ionen. (okay, ist Chemiebaukasten - aber Boden ist nunmal 'ne Menge Chemie!)Wenn eine pflanze entsprechende Bedingungen braucht kann man sie ihr geben!
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Morgen - sehen wir dann.
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Roundup beeinflußt den pH-Wert wohl eher nicht. Glyphosat zerfällt in CO2, Ammonium und Phosphat...
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Morgen - sehen wir dann.
- partisanengärtner
- Garten-pur Team
- Beiträge: 18986
- Registriert: 27. Jan 2009, 08:22
- Kontaktdaten:
-
Qualitatives Wachstum hat keine Grenzen. 6b
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
Der Nadelstreu einer Fichte oder Kiefer kann durchaus solche Effekte hervorrufen. Vor allem wenn eine dickere Schicht Rohhumus dort entstanden ist.Das saure Zeug zersetzt sich auch ziemlich langsam.Dann gibt es natürlich noch natürliche Schwefelverbindungen die gelegentlich anstehen.Auch der natürliche anthropogene Einfluß ist in letzter Zeit nicht zu vernachlässigen.Diese Spezies spielt mit allem möglichen rum, ohne das man das vorhersagen könnte.
Wer zuviel jätet raubt sich manche Überraschung.
Axel
Axel
Re:Boden ansäuern, sinnvoller Weise wie?
dmks..das meinte ich im übertragenden Sinne