News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

Eichenkratt (Gelesen 3022 mal)

Bäume und Sträucher, Duftgehölze, Blütengehölze, Blattschmuckgehölze, Wildobst, Koniferen, Moorbeetpflanzen

Moderatoren: cornishsnow, AndreasR

Antworten
troll13
Beiträge: 14103
Registriert: 13. Feb 2007, 14:21
Kontaktdaten:

Eichenkratt

troll13 »

Mehr durch Zufall bin ich auf einen unter Naturschutz gestellten Niederwaldrest bei mir in der Gegend gestoßen.Es handelt sich hier um einen nahezu reinen Stieleichenbestand auf armem Sandboden mit einer Krautschicht, die offenbar hauptsächlich aus Heidelbeeren, Dryopteris, Moosen und wenigen Gräsern besteht. (so weit ich dies um diese Jahreszeit feststellen konnte.)Nun frage ich mich, ob man so eine "Kratteiche" nicht auch im eigenen Garten hinbekommen könnte. Woraus resultiert der malerische Wuchs mit den teilweise stark gedrehten Ästen?Ist es Genetik (siehe Suentelbuche), der arme Standort oder ist es einfach durch den Schnitt bedingt, weil die Pflanzen alle gleichzeitig auf den Stock gesetzt wurden und im Freistand eben keine kerzengraden Stämme ausgebildet werden?Gibt es vielleicht eine schwächer wachsende Eichensorte, die sich für einen solchen Gartensolitär besonders eignen würde.
Dateianhänge
Eichenkratt_2_800x600.jpg
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
Benutzeravatar
Gartenplaner
Beiträge: 20120
Registriert: 26. Nov 2010, 22:07
Wohnort: Süden Luxemburgs, ein paar Kilometer von der französischen Grenze
Region: „Gutland“, Süden Luxemburgs
Höhe über NHN: 274-281
Bodenart: „Töpfer“lehm
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C
Kontaktdaten:

Nitwit! Blubber! Oddment! Tweak!

Re:Eichenkratt

Gartenplaner » Antwort #1 am:

Im wiki-Artikel werden karge Böden und windexponierte Stellen als Teilerklärung angeführt.Bei den Eichen wird erwähnt, dass dort auch oft die Rinde zur Herstellung von Gerberlohe verwendet wurde - wenn die Rinde nicht komplett abgeschält wurde, könnte der Baum weitergewachsen sein, hat aber vermutlich durch Verwachsungen auf die Verletzung reagiert.Auch das auf den Stock setzen wird so eine verschlungene Wuchsform wohl begünstigt haben, es kamen ja dann viele Schosse aus dem Strunk und die strebten voneinander weg, um Lichtkonkurrenz zu vermeiden, könnte ich mir vorstellen.
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber

“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
Benutzeravatar
mentor1010
Beiträge: 897
Registriert: 23. Jan 2011, 11:53

Re:Eichenkratt

mentor1010 » Antwort #2 am:

MoinKennst Du den Ausdruck " Huteeiche "? Ich habe hier einen ähnlichen Standort auf einem aufgegebenen Truppenübungsplatz...dort stehen sogenannte Huteeichen die deinen sehr ähnlich sehen..das aussergewöhnliche Wachstum dort stammt durch die Beweidung mit Rindern die die Bäume einfach an/aufgefressen haben und der Baum mit dem Austrieb darauf reagiert..das war früher auf armen Böden eine gängige Beweidungsart und recht weit verbreitet...
Benutzeravatar
partisanengärtner
Garten-pur Team
Beiträge: 18986
Registriert: 27. Jan 2009, 08:22
Kontaktdaten:

Qualitatives Wachstum hat keine Grenzen. 6b

Re:Eichenkratt

partisanengärtner » Antwort #3 am:

Ich kenne zwei Huteichenwälder. Die zeichnen sich durch weitausladende Äste in bereits relativ geringer Höhe aus. Nach unten sind die wie abrasiert auf einer Ebene. Machen die Kühe.
Wer zuviel jätet raubt sich manche Überraschung.

Axel
troll13
Beiträge: 14103
Registriert: 13. Feb 2007, 14:21
Kontaktdaten:

Re:Eichenkratt

troll13 » Antwort #4 am:

Hier in Nordeutschland gibt es wohl auch den Ausdruck "Stühbusch" für diese Form des Niederwaldes.In diesem Waldstück gibt es auch Exemplare, die noch wesentlich ausladender sind. So wie es ausschaut, wurde dieser Niederwald jedoch seit sehr langer Zeit nicht mehr "gehutet". Auch ältere Spuren von Schnittmaßnahmen konnte ich nicht entdecken.Es handelt sich hier durchweg um mehrstämmige, offenbar sehr alte Exemplare oder einstämmige Naturverjüngung, die allerdings auch diesen bizarren Wuchs aufweisen.Für meine Gartenidee habe ich gestern noch etwas gegooglet und bin dabei auf zwei Möglichkeiten gestoßen. Einmal könnte man sich Quercus robur 'Tortuosa' als mehrstämmigen Solitär selbst erziehen. Den Schnitt nehmen Eichen vor diesem Hintergrund offenbar nicht so krumm.Zum anderen ist mir Quercus prinoides aufgefallen, eine strauchförmig wachsende Eichenart aus Nordamerika, die auch von sich aus diesen knorrigen Wuchs ausbilden könnte.Leider gibt es nur wenige aussagekräftige Fotos von diesen beiden Pflanzen.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
enigma

Re:Eichenkratt

enigma » Antwort #5 am:

Wenn es auch nicht-heimische Eichen sein dürfen, könntest du auch nach Quercus marilandica und Q. stellata schauen. Letztere kann zwar in ihrer Heimat ein großer Baum werden, braucht dazu aber nach Angaben in "Native Trees for North Americam Landscapes" eher Jahrhunderte als Jahrzehnte.Oder wie wäre es mit Quercus pubescens, der Flaumeiche? Zwar nicht ganz einheimisch, aber immerhin ein "Mitteleuropäer".Auch die südwesteuropäische Q. pyrenaica kenne ich aus den Pyrenäen als buschigen Strauch.
Benutzeravatar
Zwiebeltom
Beiträge: 6741
Registriert: 12. Feb 2009, 08:55

Re:Eichenkratt

Zwiebeltom » Antwort #6 am:

Falls es gar keine Eiche sein muss, hätten Nothofagus noch solche bizarren Wuchsformen.
Das Leben ist kein Ponyschlecken.
Benutzeravatar
JörgHSK
Beiträge: 914
Registriert: 4. Jan 2008, 18:20
Region: Mittelgebirge
Höhe über NHN: 200
Bodenart: lehmig-humos
Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C

Südhang des Haarstranges-200m Blick ins Sauerland

Re:Eichenkratt

JörgHSK » Antwort #7 am:

Sandboden, = Nährstoffarm das sagt schon vieles, nach vielen Jahren und Jahrzehnten der Übernutzung und dem auf den Stock setzen da fangen die irgendwann an so zu wachsen.Ich kenne hier ähnliche Niederwald Beispiele, aus dem Sauerland, auf nährstoffarmen trockenem Kieselschiefer, aber dann gleich 15 ha...
tiarello
Beiträge: 2185
Registriert: 5. Aug 2005, 20:42
Kontaktdaten:

Re:Eichenkratt

tiarello » Antwort #8 am:

Um eine Eiche zu einem mehrstämmigen Strauch zu "erziehen", habe ich im Herbst 2012 einen Heister gepflant und ihn sofort auf etwa 40 cm gekappt. Bisher hat er mit einem starken Seitenaustrieb reagiert, den ich demnächt etwas ausdünnen werde. Insgesamt erwarte ich eigentlich keinerlei Schwierigkeiten, so einen Mehrstämmer zu ziehen.Allerdings wird es wohl in naher Zukunft kaum zu solch schönen Wuchsformen, wie bei den Kratteichen kommen. Diese knorrigen und scheinbar gedrehten Formen kommen meiner Meinung nach allein durch die spezielle Art der Kultur zu Stande. Ich erkläre mir das aus der starken Konkurrenz zwischen den einzelnen Hauptästen. Das führt zu gelegentlichem Absterben, dadurch zu partiellen Auflichtungen, in deren Folge wieder neue Seitenäste stärker gefördert werden. In der Summe ergeben sich so häufige Wechsel der Wuchsrichtung, die dann das "urige" ausmachen. Magere Nährstoffverhältnisse mögen dem Absterben von Astpartien zwar förderlich sein, an "Mangeldeformationen", die direkt zu solchen Wuchsformen führen glaube ich aber nicht.
troll13
Beiträge: 14103
Registriert: 13. Feb 2007, 14:21
Kontaktdaten:

Re:Eichenkratt

troll13 » Antwort #9 am:

Ich vermute leider auch, dass es Jahrzehnte braucht um solch imposante Eichensolitäre aus Quercus robur zu ziehen. Egal auf welchem Boden.Daher darf es eben auch eine Sorte oder fremdländische Spezies sein, wenn sie von sich aus diesen knorrigen Wuchs zeigt.Mein Schattengarten ist vermutlich sowieso schon das "Legoland" unter den Waldgärten. Da spielt 100 % Authentizität nicht so eine große Rolle. ;)Mit so einem Eichensolitär könnte man vielleicht noch einen besonderen Akzent setzen. Ich denke da z.B. an eine kleine "Wiese" aus Deschampsia flexuosa, in der eine nachempfunden "Kratteiche" stehen soll.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
Benutzeravatar
Starking007
Beiträge: 10813
Registriert: 24. Jan 2005, 19:10
Kontaktdaten:

Alles im gruenen Bereich!

Re:Eichenkratt

Starking007 » Antwort #10 am:

Oft haben Baumschulen mal so einen "Krüppel" übrig und günstig abzugeben!!!
Gruß Arthur
troll13
Beiträge: 14103
Registriert: 13. Feb 2007, 14:21
Kontaktdaten:

Re:Eichenkratt

troll13 » Antwort #11 am:

Ich werde erst einmal bei Herrenkamper Gärten und dem Baumschulgarten Enneking vorbeischauen und gucken, was sie so stehen haben oder mir raten können.So etwas ist bei mir oft erst einmal nur eine Idee, die dann für einige Zeit in der Hinterkopfablage verschwindet, um dann irgendwann wieder hervorgeholt zu werden.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
Benutzeravatar
woelfie
Beiträge: 166
Registriert: 4. Feb 2005, 17:02
Kontaktdaten:

Keep on cycling

Re:Eichenkratt

woelfie » Antwort #12 am:

Mehr durch Zufall bin ich auf einen unter Naturschutz gestellten Niederwaldrest bei mir in der Gegend gestoßen.Kein Antwort, Troll sondern eher die Frage, wo der Kratteichenbestand zu finden ist? GPS ist toll, eine ungefähre Beschreibung hilfreichDank von woelfie
troll13
Beiträge: 14103
Registriert: 13. Feb 2007, 14:21
Kontaktdaten:

Re:Eichenkratt

troll13 » Antwort #13 am:

Hallo woelfie,um diesen speziellen Eichenkratt zu finden, brauchst du nur "Deblinghausen, Liebenauer Weg" bei Google Maps einzugeben. Deblinghausen ist ein Ortsteil der Samtgemeinde Steyerberg im mittleren Niedersachsen.Und wenn du dich für landschaftliche Besonderheiten interressierst und ohnehin in der Nähe sein solltest, wenige Kilometer westlich gibt es einen Eichen-Hülsenwald mit den dichtesten Ilexbeständen, die ich kenne.
Dateianhänge
Stieleichen_Hulsenwald_1_800x600.jpg
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
troll13
Beiträge: 14103
Registriert: 13. Feb 2007, 14:21
Kontaktdaten:

Re:Eichenkratt

troll13 » Antwort #14 am:

Im Inneren dieses kleinen Waldstücks herrscht eine geradezu "mystische" Stimmung. Hier muss ich bei anderen Lichtverhältnissen noch einmal Fotos machen.Wegbeschreibungen gebe ich bei Bedarf gerne.
Dateianhänge
Stieleichen_Hulsenwald_5_800x600.jpg
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
Antworten