Vielleicht doch, es gibt ja Gewächshäuser, Pergolen, Flecken mit gutem Kleinklima.Von meinen ersten gepflanzten Reben lebt alles noch und trägt auch gut. Das waren aber Sorten wie Boskoop Glory, die man heute nicht mehr schätzt. Der Hybridrebenmarkt war mal sehr übersichtlich. Erst seit der Tafeltraubenmarkt regelrecht explodiert ist und jeder Zufallssämling aus Hinter-Wladiwostok aus 2012 dann 2013 zu einer Sorte erklärt wird wie es scheint, häufen sich die Totalreinfälle.Der Markt ist einfach zu schnell. Es braucht Jahre, bis sich herumgesprochen hat, dass irgendwas in Wirklichkeit Schrott eines Möchtegernzüchters ist.Selbes Bild wie bei anderem Obst. 99% der Apfelmutanten und neuen Sorten sind tolle neue Wunderwerke, die trotzdem wieder verschwinden weil sie in der wirklichen Praxis nicht annähernd halten was sie versprechen.Was mich schon ziemlich ärgert ist, dass unverdrossen in Bau-und Gartenmärkten, ebenso in Gärtnereien und Baumschulen Rebsorten verkauft werden die in unserer Gegend nicht den Hauch einer Chance haben reif zu werden. Auch nicht in guten Jahren.
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Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen) (Gelesen 2312225 mal)
Moderator: cydorian
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Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Der Zentner (50 kg) ist eine Überschlagsrechnung. Etwa 25 Rebstöcke im besten Alter tragen noch, z.T. recht ordentlich. Ich habe mal 2 kg pro Rebstock gerechnet. Ein paar Reben sind noch relativ neu und tragen noch nicht. Die habe ich nicht mitgerechnet.Schwarze Mulchfolie habe ich schon mal getestet. Unter der Folie bildete sich ein Eldorado für Wühlmäuse und unter der Folie kann sie mein Katzer nicht jagen. Die Wühlmäuse haben sicherlich die Wurzeln der Reben angefressen und damit zum Erfrieren der Reben beigetragen, da die Reben dadurch geschwächt waren. Die positiven Effekte der schwarzen Mulchfolie wurden leider durch die negativen Effekte mehr als wettgemacht.Zu den osteuropäischen Sorten: Sicherlich sind nicht alle Sorten für unser Klima geeignet und ich habe den Eindruck, dass insbesondere Spätfröste (soll es in Osteuropa kaum geben) und das bei uns feuchtere Klima Ursachen dafür sind. Sicherlich gab es auch eine Goldgräberstimmung mit überspannten Erwartungen. Man darf auch die Anpreisungen der Rebschulen nur mit Vorsicht genießen, denn diese wollen ja verkaufen und preisen deshalb ihre Waren an. Das gilt für dt. Rebschulen genauso wie für osteuropäische. Ein Blick in polnische oder andere osteuropäische Weinforen bringt etwas realistischere Einschätzungen der Sorten.Generell möchte ich die osteuropäischen Sorten nicht abwerten. In Ungarn, Moldawien, der Ukraine und in Russland gab und gibt es große staatliche Rebenzuchtinstitute. In Westeuropa gibt es nichts auch nur annähernd vergleichbares. Aus diesem Grund liegen zwischen den besten osteuropäischen Sorten und den besten westeuropäischen Sorten Welten.Von den bisher bei mir gepflanzten westeuropäischen Reben (inkl. D) hat keine einzige überlebt. Jetzt habe ich nur noch osteuropäische und einige amerikanische Reben. Auch alle ungarischen und tschechischen Sorten haben bei mir nicht überlebt.Auch wenn es politisch nicht korrekt ist, aber hier bei mir ist es seit der Klimaerwärmung deutlich kälter und die Vegetationsperiode ist um mehr als 4 Wochen kürzer geworden. Früher reiften bei mir noch mittelspäte Sorten und dieses Jahr nicht einmal alle frühen Sorten. Bis vor etwa 6 ... 7 Jahren wuchsen bei mir im Garten noch mehrere Freilandpalmen und -bananen und Feigen und erforene Reben gab es nicht.
Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Darf man fragen (und kriegt Anwort ) welche Sorten Du jetzt hast?
Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Dieses Jahr hatte ich Calastra und Pieszna gerodet.Z.Z. habe ich:- Arkadia (eine hat bisher überlebt)- Frumoase Alba - Alexa (neu)- FVR 7-9 - Galachad (neu)- Festivee - Tigin (neu)- Kodrianka - Monarch (neu)- Timur (neu)- Wostorg (leider nicht so frostfest, dieses Jahr nichts getragen)- Glascha (neu)- New York Muskat- Muskat Letni (hat bisher überlebt, obwohl nicht so frostfest)- Ontario (neu)Die fett gedruckten Sorten haben bzw. tragen noch recht gut, allerdings wurden von den Frumoase Alba nur die 4 Stöcke an der Süd-West-Hauswand reif. Die im Freiland sind noch quietschsauer. Wenn noch ein paar warme Tage kommen, haben wenigstens Arkadia, Kodrianka und Festivee noch gute Chancen, da eigentlich relativ reif, nur an Zucker fehlt es noch. Die NYM war reif, hat aber wenig getragen, da weit zurück geschnitten. Diese Sorte schmeckt mir und meiner Frau nicht mehr allzu gut. Die NYM hat noch "Bewährung", solange ich keinen vernünftigen Ersatz gefunden habe. Ein großer Vorteil von NYM ist die hohe Pilzfestigkeit, bei mir war diese höher als bei Muskat Bleu. Letztere hatte ich gerodet, weil immer stark verrieselt und kaum etwas getragen, trotz geschütztem Standort an SW-Hauswand.Die Sorte mit den weitaus meisten Rebstöcken ist Frumoase Alba - schmeckt sehr gut, sehr frostfest, relativ große Trauben und Beeren und wenig pilzempfindlich - in der Vergangenheit immer reif geworden - braucht aber Minimalspritzprogramm. Da verschieden "gute" Standorte, unterschiedliche und damit lange Erntezeit.Kriterium für Reife: keine Apfelsäure mehr, nur noch Weinsäure - schmeckt man.Definition für neu: 1 bis 3 Jahre alt und noch nicht getragen
Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Da hast Du ja auch viele Osteuropäer, wie viele Stöcke pro Sorte hast Du gepflanzt? Bei mir ist es jeweils nur einer/Sorte.Wie schmeckt Dir Muskat Letnij? Meine trägt noch nicht, da erst im letzten Herbst gepflanzt.
Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Die Anzahl der Reben ist sehr unterschiedlich, aber es wurden immer mindestens 2 oder 3 Stück pro Sorte gepflanzt (außer Ontario und Muskat Letni). Von manchen Sorten sind dann einige oder alle Reben erfroren. Da ich in manchen Jahren bis zu 1/3 der Rebstöcke Verluste hatte und nicht immer anderer Ersatz da war, hatte ich dort zusätzlich Frumoase Alba geplanzt, so dass ich von dieser Sorte jetzt die meisten Rebstöcke haben - nie erfroren, immer getragen, schmeckt gut, nicht so wespenempfindlich - die Lieblingssorte meiner Frau.Bei einer Rebe pro Sorte ist das Ausfallrisiko im ersten Winter sehr hoch, da die Winter hier recht lang und kalt sind. Sachsen ist mittlerweile das kälteste Bundesland. Nur einige Regionen in Bayern sind kälter. Ich habe allerdings Platz für 30 bis 35 Rebstöcke - je nach Abstand.Muskat Letni hatte bei mir kleinere Trauben und Beeren als Frumoase Alba, aber etwas intensiveren Muskat-Geschmack und wird eher reif. Mir hat Muskat Letni ganz gut geschmeckt. Es war allerdings erst das erste Ertragsjahr.
Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Das erste Bild schaut ja übel aus, ist das Botrytis?Dafür sind die Trauben auf dem zweiten Bild um so schöner!
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Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Hmm. Waren einige Regionen Sachsens und auch Bayerns (nämlich die, die an Sachsen grenzen ) nicht schon immer die kältesten in Deutschland?da die Winter hier recht lang und kalt sind. Sachsen ist mittlerweile das kälteste Bundesland. Nur einige Regionen in Bayern sind kälter.
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Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Es hängt noch einiges, bei den neuerlichen Regenfällen ist nichts mehr geplatzt. Habe zwar geerntet, aber immer noch was hängen lassen um zu sehen wie sich die Früchte noch entwickeln.Suffolk Red ist sogar noch im rosa (reifen) Zustand gewachsen, hat eine herrliche Kombination aus Zucker und spielender Säure. Gutes Beispiel für einen leckeren Stil ganz ohne Muskat. Rosamena wird nicht mehr ganz reif (ist das nur ein anderer Name für Rhea?), Lakemont gut und selbst in so miesen Jahren absolut robust und platzfrei, aber dieses Jahr im Aroma etwas wässrig.Die übrigen Arkadia-Beeren sind jetzt fest schon penetrant süss, aber nicht wegen viel Zucker, sondern weil sich die Säure total abgebaut hat. Sie schmeckt jetzt nicht mehr neutral, sondern hat jetzt auch ein etwas fuchsiges Aroma bekommen. Zupft man Beeren, reisst das den Beerennabel mit heraus, ein Teil der Beere bleibt am Stilgerüst hängen.
Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Das ist ja das wichtigste überhaubt ,wo von jede Rebschule und der Züchter schweigt .Das erste Bild schaut ja übel aus, ist das Botrytis?Dafür sind die Trauben auf dem zweiten Bild um so schöner!
Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Da möchte ich widersprechen. Es geht ja nicht um Spezalitätengärtnereien, die dem anspruchsvollen Kunden eine pflegeintensive Besonderheit anbieten, sondern um Baumärkte und Gartencenter, die Massenware für den eher unbedarften Gartenbesitzer verkaufen.Bei uns - Norddeutschland/Hamburg - werden Reben im Gartencenter angeboten, nämlich jetzt, schön mit Trauben dran, und dann gerne Sorten wie Philipp oder Katharina. Meist steht gar keine Reifezeit dran, und selbst wenn "Mitte/Ende September" dran stünde, ist das mit Verlaub Verarsche, denn das mag fürs Weinbauklima, mit frühen mildem Frühling, heissem trockenen Sommer und Wärme bis in den Oktober hinein gelten, aber hier fängt der Sommer, wenn man Glück hat, Mitte Juni an und dauert, wenn man Glück hat, bis Ende August. Wenn man Pech hat, hat man im Mai 3 Wochen heißes Wetter und das war's für das Jahr (ok, da kann dann auch eine sehr frühe Traube nichts mehr reißen).Der normale Käufer (hier) denkt bestimmt nicht "huch, Traube, die setze ich mal lieber ins Gewächshaus". Steht ja auch nicht dran. Sondern "ach, kuck, das sind ja tolle Trauben! Die will ich auch!".Selbst wenn die Neuzüchtungen jetzt nicht das Gelbe vom Ei sind, man sollte schon beim Einkauf darauch achten, dass die Pflanzen in der Region, in der ich verkaufe, auch wachsen. Oder ich mache einen Hinweis daran, dass es ohne Gewächshaus nicht geht. Wer es dann versuchen will, kann ja gerne. Aber es gibt ja durchaus sehr frühe/frühe und bewährte Sorten. Die haben dann vielleicht nicht so eine lustige Form, dafür tragen und reifen sie.Vielleicht doch, es gibt ja Gewächshäuser, Pergolen, Flecken mit gutem Kleinklima.Was mich schon ziemlich ärgert ist, dass unverdrossen in Bau-und Gartenmärkten, ebenso in Gärtnereien und Baumschulen Rebsorten verkauft werden die in unserer Gegend nicht den Hauch einer Chance haben reif zu werden. Auch nicht in guten Jahren.
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Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
In der Beschreibung ihrer Waren sind Baumschulen und Gärtnereien traditionell sowieso grottenschlecht, dass sich der Kunde selbst informieren muss war immer und ist überall Standard. Grundsätzlich ist aber halt doch das Lokalklima entscheidend und macht allgemeine Beschreibungen schwierig. Meine Eltern haben eine 40 Jahre alte Rebe, die in deren Gegend eigentlich nicht wachsen dürfte. Sie wächst aber. Unter dem Glasdach einer Pergola. Die Trauben ganz oben an der Scheibe werden vier Wochen früher reif wie die von frei hängenden Zweigen und schmecken herrlich (allerdings mit unangenehmen Kernen trotz kleiner Beeren, alte Sorte eben).
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Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Wein ist eine mediterrane Pflanze. Außerhalb der Weinbaugebiete ist es schwierig. Wenn ich in Norddeutschland einen Weinstock kaufe, dann bekomm ich ich diesen Rat normalerweise mit. Ich wohne wenige km außerhalb des Maintales. Hier gibts traditionell keinen Wein, 8 km weiter sind die Weinberge, dort ist es wärmer und es gibt gute Tropfen.Bei uns höchstens mal so ein Sauerampfer direkt an der Südseite eines Fachwerkhauses. Mit den neuen Sorten aus Osteuropa/USA klappt es besser, die sind etwas robuster, aber sie können auch kein Wunder bewirken.Wenn ich Reben im Baumarkt kaufe, bin ich selber schuld. Baumärkte und Gartenmärkte kaufen oft vom Großhandel in großen Stückzahlen, da nimmt man was kommt. Wein blau und Wein grün, mehr braucht es nicht. Im Baumarkt gibts auch Feigen und Orangenbäumchen. Und Plantschbecken und Kloschüsseln. Kann man alles wunderbar dort kaufen ;)Am besten wäre, um Fehlkäufe zu vermeiden, einfach in den kälteren Gebieten überhaupt keine Weinstöcke zu verkaufen
LG aus dem südlichen Main-Viereck
Mediterraneus
Andere haben schließlich auch irgendeine Ahnung
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Re:Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Hallo,mehr braucht es aus Sicht des Baumarktes tatsächlich nicht. Der baumarkt will Umsatz machen, er verkauft irgendwelche Pflanzen in grossen Stückzahlen und fertig.Wenn das sogar mit ungeeigneten Sorten gelingt, warum sollte er sich dann noch mehr Mühe geben?Die ungeeignetenen Sorten sind sogar gut für den baumarkt: Die Chance ist hoch, dass die Pflanze versagt, und ein Teil der Kunden wird dann eine neue kaufen, das nächste mal vielleicht weiss statt blau oder andersrum...Aus dem gleichen Grund werden ja auch Frühlingsblumen im Baumarkt schon verkauft, während draussen noch ein halber Meter Schnee liegt. Wenn die dann erfrieren, gibt es doppelt Umsatz.Gruss.... Wein blau und Wein grün, mehr braucht es nicht....