Welche Apfelsorten sind gut für kontinentales Klima in Polen? (Gelesen 6079 mal)

[Apfelfreund]

Geplant ist es in Ostpolen nahe der ukrainischen Grenze in etwa 500 m Höhe 40 Hochstammbäume zu pflanzen, die wenig Pflegeaufwand benötigen. Die Äpfel sollen im Spätherbst reifen und verkauft werden, eventuell auch vermostet. Der Boden ist steinig-lehmig.Mein Nachbar, er ist Pole, plant 35 Boskoop und 5 Cox Orange zu pflanzen. Ich habe da so meine Bedenken, Boskoop kommt aus Holland und ist doch eher was für maritime Gegenden, auch Cox Orange, der ist zudem noch sehr anspruchsvoll. Dort ist auch das Frühjahr 2 Wochen später als bei uns an der Nordsee und der Winter 2 Wochen eher. Gibt es unter uns nicht ein paar Mittelgebirgsler, die so ihre Erfahrungen hier kund tun können?

[landfogt]

also den cox kannste vergessen.würde dir vorschlagen ein obstbuch alter sorten zu holen.gibts manchmal sogar in der bibliotek.da benötigst du bestimmte sorten wie z.b.den kalten böhmer,das sind wirtschafts und tafeläpfel!heisst die sind nicht die aller aller besten, aber trotzdem gut im gechmack!hab einem bekannten mit gleichen bodenverhältnissen (schw.alb)einige solcher sorten rausgeschrieben.die sind auch in der blüte sehr frostunempfindlich und allgemein recht anspruchlos!dieser bekannter hat sich auch mein buch ausgeliehen,sonst hätte ich dir noch ein paar aufgezählt!gruss vom landfogt

[Isatis blau]

Boskoop wächst hier gut und maritim ist das Klima hier ganz sicher nicht. Wir liegen im Regenschatten vom Schwarzwald, dadurch ist es recht trocken. Die Höhe ist ähnlich, aber die Vegetationsperiode ist hier länger. Der Frühling kommt aus dem Südwesten. Der Boskoop wird bei mir im Oktober reif, ob der was wird, wenn er weniger Zeit hat, weiß ich nicht.

[cydorian]

In Ostpolen würde ich mir am meisten Sorgen um die Frostfestigkeit des Holzes der Sorten machen. Eine kürzere Vegetationszeit ist dagegen kein Problem, man konzentriert sich dann halt auf Sorten, die schneller reifen. Boskoop halte ich da für grenzwertig, Cox für unmöglich - zu holzfrostempfindlich.Probieren könnte man Sachen wie Jakob Fischer, Charlamowsky (kommt aus Russland), Danziger Kantapfel, Herzogin Olga, Prinz Albrecht von Preussen...

[Rieke]

Charlamowski haben unsere Nachbarn - mit Berliner Wintern kommt er zumindest zurecht. Ein hübsch aussehender Apfel, reift eher im Frühherbst, schmeckt nach nichts.

[cydorian]

Stimmt, edles Tafelobst ist er weniger. Aber er kommt mit kurzer Vegetationsperiode perfekt zurecht, ist sehr frosthart und da auch Saft entstehen soll, wäre er so oder so verwertbar.

[hargrand]

wie weit runter gehen da die Temperaturen?Jakob Fischer ist ne gute Idee

[HolzGarten]

hallo zusammen also ich hatte mich vor kurzen mal über die temperaturen in polen mit einem polnischen freund unterhalten und ersagt zu mir das man durch aus mit -10° in ostpolen mal rechnen kann ;)weiß ja nicht inwieweit das hier weiterhilft

[paulche]

hallo zusammen also ich hatte mich vor kurzen mal über die temperaturen in polen mit einem polnischen freund unterhalten und ersagt zu mir das man durch aus mit -10° in ostpolen mal rechnen kann ;)weiß ja nicht inwieweit das hier weiterhilft

Minus 22 Grad hatten wir 2009 im Lahntal - offiziell Klimazone 7 b. Da sollten ausgepflanzte Pflanzen in Ostpolen Minus 25 bis - 30 Grad tolerieren.

[HolzGarten]

und schon wurde man eines besseren belehrt ^^das zeigt besser einmal mehr nachfragen bevor man was sagt :)Aber danke >paulche<

[Violatricolor]

Minus 10 Grad - das ist ja nun wirklich ein Klacks.Also, bei mir stehen beide Sorten im Garten und gedeihen prächtig, ich finde, Dein Freund kann sie ohne weiteres pflanzen.Klar, die Boskopäpfel reifen spät. Ich lasse sie so lange wie möglich am Baum reifen, und manchmal pflücke ich sie kurz vor Weihnachten. Da haben sie auch schon Frost abbekommen, aber das macht dem Apfel nichts.Er und der Cox, das sind meine Lieblingsäpfel, von jeher.

[Zuccalmaglio]

500 m im Kontinentalklima, dazu mit dem gewünschten geringen Pflegeaufwand sind schon ein Wort.Neben der Frosthärte sind deshalb allg. Robustheit (insbes. wg. Schorf u. Krebs) sowie Starkwüchsigkeit gefragt.Hinsichtlich der Ausreifemöglichkeiten kann ich das Klima dort kaum einschätzen, vermute aber, das Sorten die hier später als Anfang Oktober reifen, dort eher fehl am Platz sind.Mir hier aus der Region bekannte Regionalsorten, die Starkwüchsigkeit, Robustheit und Frosthärte vereinen und für die Mittelgebirgslagen des Bergischen Landes und der Eifel bis ca. 400 m in jedem Fall geeignet sind, wären Eifeler Rambur, Rhein. Seidenhemdchen und Luxemburger Triumph (oder ersatzweise Luxemburger Renette). Vom Rhein an aufsteigend sind sie aber erst A 10 bis M/E 10 baumreif.Ob die dort noch ausreifen würden?Der Literatur nach könnten z.B. die folgenden irgendwann im September reifenden Sorten die Kriterien erfüllen:Sonnenwirtsapfel, Fießers Erstling, Schöner aus Wiedenbrück, Josef Musch und Maunzenapfel, wobei ich mich beim letzteren hinsichtlich der Reife nicht mehr genau erinnern kann. Selbst kenne ich die Sorten aber nicht.Boskop hat schnell Frostrisse, auch wenn die dann nicht so schnell verkrebsen wie bei manch andererSorte. Cox Orange geht gar nicht (Frost, Krankheiten, zu schwachwüchsig). Prinz Albrecht wäre mir für die Obstwiese in so einer Lage auch zu schwachwüchsig, für Streuobst auch ein wenig zu fäulnisanfällig.

[cydorian]

Wenn man sich Klimatabellen von Städten in Ostpolen ansieht, merkt man schnell dass Winterfrost das Hauptroblem ist. Selbst in normale Jahren (z.B. letztes Jahr) geht es z.B. in Städten wie Bialystok locker mal auf -30°C runter. Dabei liegt das nur auf 150m und nicht auf 500m. Selbst in optimaler Winterruhe gibt das Schäden. Weitere Probleme kann es durch die lange gefrorenen Böden geben, so dass auch Frosttrockniss entsteht.So oder so sollte man so ein Projekt nicht am Schreibtisch planen. Wenn dein Nachbar dort Äpfel pflanzen will, soll er doch mal hingehen und sich ansehen, welche Sorten in der Gegend etwas geworden sind.

[RosaRot]

Wer in Ostpolen an der ukrainischen Grenze Äpfel pflanzen möchte könnte sich z.B. auch russische Apfelsorten informieren, die sollten dort auch wachsen und sind ganz sicher auf Winterhärte getestet. Die stehen meist auf russischsprarchigen Seiten, aber vielleicht ist dies hier interessant:Link

[partisanengärtner]

Wenn man diese Sorten durchliest, werden die Bemerkungen meiner Schrebergartennachbarn über Obst im allgemeinen verständlich. Sie stammen aus Rußland und meinten zu meinen wenig geschmackvollen Apfelsorten die ich übernommen habe: Sie wären dort froh gewesen wenn überhaupt was dran war das wie Apfel aussieht.Solche harten Äpfel werden nicht oft auch noch eine weinige oder sonstwie exotische Geschmacksnoten entwickeln. Da kann ich schon das Verlangen verstehen bessere Äpfel dort anzubauen.Ich würde auf jeden Fall auf die dortigen Unterlagen zurückgreifen und einfach gutschmeckende Sorten als Reiser auf solche Unterlagen veredeln. Am besten ein paar Mehrfruchtbäume mit bis zu 10 Sorten je Baum. Was dann nach ein paar Jahren als gut zu beurteilen ist kann man dann zum Ertrag auf solche Unterlagen als Einzelfruchtbäume veredeln. Mit unseren Unterlagen wird es sicher schwierig.