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Jugendstil und Staudenverwendung (Gelesen 23171 mal)
Moderatoren: Nina, Conni, AndreasR
Jugendstil und Staudenverwendung
Seit langem bin ich großer Anhänger der Jugendstilepoche, die ja ungefähr vor 110 Jahren zwischen 1900 und 1920 stattfand. Während es in Wien, Prag, Riga, Palma, Barcelona etc. wunderbare, diese Stilrichtung prägende Gebäude zu bewundern gibt, interessiert mich vor allem, ob sich damals schon im Garten außer in den Ornamenten diese Richtung auch in der Pflanzenverwendung niederschlug. Die einzige Staudenverwenderin, die man ungefähr dem Jugendstil zuschlagen kann, wäre Gertrude Jekyll. Aber auf dem Kontinent? Ich suche nach Literatur, es gibt außer einem Artikel in der GP, der einige Gärten in Deutschland vorstellt, wohl kaum etwas. Kennt wer irgend etwas Spezielles in Richtung Jugenstil-Gartengestaltung und deren Pflanzen?Oder könnte man jegliche natürliche Staudenverwendung überhaupt als nachempfundener Jugendstil bezeichnet werden?
Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Interessant. Da habe ich vor langer Zeit einmal ein Museum in Frankreich besucht, wo war das... ???Ich kann mich da nur noch an die kurvenreichen Pflanzendarstellungen erinnern. Ich glaube, die Calla war da auch modern, und Rosen und Pfingstrosen.Der Link hier ist auch interessant. Da wird auch Gertrude Jekyll erwähnt, und Monet. Scheint Kapuzinerkresse da nicht auch jugendstiltauglich. ;)Interessantes Zitat: Die Ideen von W. Lange, G. Jekyll, Auguste Delaherche oder C. Monet hatten trotz verschiedener Stilausprägungen eine Gemeinsamkeit. Ihre Gärten besaßen ein strenges architektonisches Grundraster, in dem sich die Natürlichkeit der angeordneten Pflanzen üppig ausleben konnte - es herrschte eine "ordentliche Unordnung". Demnach reicht also nicht ein natürliche Staudenverwendung - es muß Ordnung in der Natur sein.
Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Mir fällt dazu die Villa Wachholtz in Neumünster ein. Der Garten wurde angeblich ziemlich orginalgetreu restauriert. Ob man von einem Jugendstil-Garten sprechen kann, kann ich leider nicht beurteilen aber das Gebäude ist dem Jugendstil zuzuordnen und der Garten wurde damals wohl schon passend dazu geplant. edit:..glatt vergessen: es gibt darin natürlich mehrere Staudenbeete. Ich glaube, dass nicht nur das Haus, sondern auch der Garten denkmalgeschützt ist.
Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Der Foerster-Garten in Bornim müsste doch ursprünglich auch um 1900 entstanden sein. Vielleicht gibt es noch alte Aufzeichnungen/Dokumente/Fotos/Pflanzlisten aus der Zeit?
- freitagsfish
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Re:Jugendstil und Staudenverwendung
wenn man sich die bildende kunst dieser epoche ansieht (auch die plakatkunst!), findet man ja eine fülle von pflanzendarstellungen. dabei gibt es offenbar gewisse vorlieben, wie z.b. iris.auf bildern der epoche, auch auf fotos, findet man oft sehr "verwunschen" bzw. "verwildert" aussehende gärten. nichts, was einen sehr aufgeräumten oder geradlinigen eindruck macht. fülle der natur, einbeziehung von wasser, eine gewisse transparenz sind impressionen, die im vordergrund stehen.ich würde mich am ehesten in der kunst- und kunsthistorischen literatur der zeit umsehen, als nach spezieller gartenliteratur zu suchen.
- SouthernBelle
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Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Ich hab da ein Bild von heinrich Vogeler vor Augen, der Eingangsbereich seiner Villa- und da sieht man einiges von dem Garten rundherum. Vielleicht mal Bilder aus der Zeit durchsehen?
Gruesse
- oile
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Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Hier gibt es ein paar Anregungen. Vom Zeitfenster her passt auch Max Liebermann dazu. Er hatte eine Villa am Wannsee, deren Garten sicher auch einiges des Zeitgeschmacks widerspiegelte.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.
Hände platt vom vielen Draufsitzen
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Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Die Liebermann-Villa und besonders der Garten sind ein Traum. Gibt auch ein Buch darüber, link stelle ich ein, wenn mir der Titel wieder einfällt.
Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Genau. Wenn ich mir die ganz alten Foersterkataloge und - bücher betrachte, dann haben die eine Stilrichtung, die dem Jugendstil sehr, sehr nahe kommen.Ansonsten danke für eure Beiträge!Der Foerster-Garten in Bornim müsste doch ursprünglich auch um 1900 entstanden sein. Vielleicht gibt es noch alte Aufzeichnungen/Dokumente/Fotos/Pflanzlisten aus der Zeit?
- freitagsfish
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Re:Jugendstil und Staudenverwendung
1910 wurde die gärtnerei von foerster in bornim eröffnet. vorher war er ja in berlin. jugendstil dürfte da in den letzten zügen gelegen haben...
- Gartenlady
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Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Ich habe in meiner Kindheit in einer Jugendstilvilla gewohnt. An Staudenbeete kann ich mich nicht erinnern, die wären auch nicht mehr authentisch gewesen, sehr gut erinnern kann ich mich aber an die Reihe Rotdornbäume mit kugeligen Kronen (zumindest habe ich sie so in Erinnerung), die entlang dem Jugendstileisenzaun wuchsen. Ich hätte jedes Jahr gerne Kränze aus den blühenden Zweigen gebunden, aber ich bin nie drangekommen Ebenso gut in Erinnerung ist mir der Silberahorn der Sorte ´Laciniatum Wieri´ viele Jahre lang war dieser Baum für mich der Inbegriff eines Ahorn. Und dann gab es noch eine mächtige Silberpappel, die jedes Jahr die ganze Umgebung in Watte gepackt hat. Sowohl die Silberpappel als auch der Ahorn fielen viele Jahre später einem Blitzschlag zum Opfer.
Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Genauso war es auch in unserem Garten. Authentisch erhalten. Die Hauptpflanzen waren Bäume: Rotdorn, Linden, Buche, Feldenbirne, Flieder etc., Aber auch Apfel und Birne als HST.Koniferen wie Thuja nicht als Hecke sondern als sol.und Juniperus etc.Gefolgt von Rosen.Stauden waren da nicht so gefragt. Einige Felbericharten, Porzellanblümchen, Iris.An Staudenbeete kann ich mich nicht erinnern, die wären auch nicht mehr authentisch gewesen, sehr gut erinnern kann ich mich aber an die Reihe Rotdornbäume mit kugeligen Kronen (zumindest habe ich sie so in Erinnerung), die entlang dem Jugendstileisenzaun wuchsen.
LG Margrit
"Willst du wertvolle Dinge sehen, so brauchst du nur dorthin zu blicken, wohin die grosse Menge nicht sieht" (Laotse)
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Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Ich denke auch, dass zumindest im deutschsprachigen Raum zur Jugendstilblütezeit nur weniges an Stauden vorhanden war, im Gegensatz zu England. Nur hatte der Jugendstil dort nicht seine typische Ausprägung. Man müsste mal in Wien nachforschen. Gehölzmäßig ist da sicher noch einiges zu erkennen. Dort sind Jugendstilvillen en masse zu finden. Allein die Zäune wären ein Vermögen wert, wenn diese abmontiert und verkauft würden. Das dachte ich neulich, als ich den fantastischen Zaun rund um den Türkenschanzpark sah! ::)Ich habe bei einem Antiquitätenhändler hölzerne Blumenkisten von 1910 liegen sehen. 14 Stück, anderthalb Meter lang, für 600 Euro! Sofort würde ich sie an unser Haus montieren, das Problem ist allerdings, dass unsere Fenster verschieden groß sind.
- Christina
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Re:Jugendstil und Staudenverwendung
In Darmstadt gibt es den Park Rosenhöhe er wurde im Jahr 1900 um einen Rosenpark erweitert. In direkter Nähe zu einigen sehr schönen Jugenstilhäusern.
Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern. (Sprichwort der Xhosa)
- Gartenlady
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Re:Jugendstil und Staudenverwendung
Die Mathildenhöhe in Darmstadt ist ein Gesamtkunstwerk des Jugendstil.In unserem Garten gab es auch Buchs, aber nicht streng in Form geschnitten, 2 symmetrisch angeordnete Sträucher im Eingangsbereich (ich glaube die leben immer noch).Unser Haus steht an einem Hang, aber der Garten ist weitgehend eben, das Gelände wurde meterhoch angeschüttet, was für ein Aufwand in damaliger Zeit. An der Talseite ein Zaun, Säulen zwischen den Eisenelementen, auf den Säulen Betonamphoren, aber was zur Zeit des Jugendstil darin gepflanzt war weiß ich natürlich nicht. (Eine der Amphoren steht jetzt bei mir im Garten und wirkt etwas deplatziert)