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Frust mit Rhododendren und neutralem Boden (Gelesen 9517 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft

Moderator: Conni

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ulho
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Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

ulho »

Hi,in einem kleinem Beet haben wir alle Pflanzen zusammengesetzt die einen sauren Boden haben wollen. Im Prinzip ist der Boden ein magerer Sandboden, allerdings ist durch den Hausbau und die vorherige Nutzung als Sportplatz (Asche) vieles durcheinandergeraten. Die Pflanzen kümmern und gehen der Reihe nach ein.Das Ergebnis einer Bodenanalyse sieht wie folgt aus:Bodenart: schwach lehmiger Sand, Humuszustand: mittelpH-Wert in CaCl2: 6.8 (Beurteilung: hoch)Phoshor (P2O5): 15mg/100g Boden (Beurteilung: niedrig)Kali (K2O): 4mg/100g Boden (Beurteilung: sehr niedrig)Magnesium (Mg): 3mg/100g Boden (Beurteilung: sehr niedrig)Schade ist, dass nicht wirklich der Kalkanteil im Boden bestimmt wurde. Die Messung pH-Wert in CaCl2 bedeutet wohl nur, dass nicht destilliertes Wasser sondern eine Lösung mit CaCl2 benutzt wurde (CaCl2 wirkt als sehr schwache Säure, der Wert mit destilliertem Wasser wäre dann noch etwas höher).Düngen soll man mit Nitrophoska perfekt und Kalimagnesia. Allerdings wurde auch die Empfehlung gegeben den Boden auszutauschen (hat sich dann die Düngeempfehlung nicht eigentlich erledigt?). Alternativ reichlich Torf einbringen.----Jetzt habe ich einen ganzen Sack von Fragen:- Worum benutzt man für die pH-Messung eine CaCl2 Lösung? (im Web steht man misst dadurch die effektive Protonenaktivität und nicht die aktuelle Protonenaktivität -- ich kann aber nicht behaupten, dass ich weiß, was das genau bedeuten soll)- Kann ich irgendwie abschätzen, wieviel Kalk wirklich im Boden ist? (z.B. könnte ich eine bestimmte Bodenmenge mit Essigsäure behandeln und sehen bei welcher Menge die Pufferfähigkeit des Kalks erschöpft ist und der pH-Wert deutlich absinkt -- ergibt das eine brauchbare Abschätzung?)- Ist eigentlich der hohe pH-Wert das eigentliche Problem für Rhododendren oder der Überschuss an Calcium?- Zum Ansäuern (bei Kalkstein sicher hoffnungslos, bei mageren Sand vieleicht möglich) werden anscheinend Schwefelverbindungen benutzt. Mikroben sollen daraus Schwefelsäure bilden die den pH-Wert absenkt und Kalk abbaut. Meiner Meinung nach müsste dabei Gips entstehen, das Calcium bleibt also im Boden (nur eben in einer anderen Form). Ausserdem belastet man dann den Boden mit übergroßen Schwefelmengen. Wäre dann nicht eher eine Behandlung mit Essigsäure sinnvoller? (dabei müsste leicht lösliches Calciumacetat entstehen welches ausgewaschen werden kann)Ulrich
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pearl
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Weinbauklima im Neckartal

Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

pearl » Antwort #1 am:

uiuiui, das ist so ziemlich die schwierigste Art sich dem Thema zu nähern. Einfach gesagt ist es so, dass man aus einem kalkhaltigen Boden keinen sauren machen kann, aber aus jedem sauren Boden im Handumdrehen einen kalkhaltigen.Es gibt Leute - und zwar welche, die ich kenne und deren Rhododendronpflanzungen mir vertraut sind - die schachten aus um Teichfolie zu legen und Rhodohum einzufüllen.Es ist auf lange Sicht nicht befriedigend. Versuch es mit Rosen.
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uliginosa
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

uliginosa » Antwort #2 am:

;D :D ;DIch habe mal gelesen, dass vielen kalkmeidenden Arten v.a. auch Humusarmut zu schaffen macht. Die wenigen kalkempfindlichen Gehölze, die ich habe, mulche ich mit geschreddertem Weihnachtsbaum oder Nachbars Thujaschnitt: Das wirkt der Humusarmut entgegen und Nadelbaumstreu macht langfristig den Boden sauer.Langzeiterfahrungen fehlen mir aber noch. 8) Ansonsten pflanze ich Rosen. ::)
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
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pearl
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

pearl » Antwort #3 am:

na ja, ich denke nicht, dass auf der Schwäbischen Alb durch Nadelstreu der Boden sauer werden kann. Nicht in ein paar Millionen Jahren.
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pearl
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

pearl » Antwort #4 am:

aber in Paderborn, da wird es wohl klappen mit der Nadelstreu. Ein sehr guter Anhaltspunkt ist überhaupt das eingehende Studium der Vorgärten. Wie sehen die Rhodos dort aus. Jeder pflanzt hier zu Lande Rhodos von den unaussprechlichen Anbietern in den Vorgarten mitten in den Rasen. Man erkennt ganz leicht, ob man in einer Rhodogegend wohnt wie ich. Hier gibt es riesige Exemplaren in großen Beständen. In Norddeutschland ist Hachmann, dort wachsen sie auch sehr gut. In Brandenburg auf den Torf Sand Kiefernnadelstreuböden sind sie nur von Wassermangel bedroht.Im Sauerland, da müsste es doch auch gehen.
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fars
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

fars » Antwort #5 am:

Viele Rhododendron-Sorten sind kalktoleranter als man gemeinhin glaubt. Inzwischen gibt es sogar Sorten, die auf kalktoleranteren Unterlagen gepropft werden (INKARHO-Hybriden), die den genannten pH-Wert locker wegstecken. Schwieriger wird es hingegen bei den anspruchsvolleren Wildarten.Den ganzen Bodenheckmeck würde ich vermeiden. Statt dessen einen etwas großflächigeren Bodenaustausch vornehmen mit Torf- oder Torfersatz (sehr gute Erfahrungen habe ich inzwischen mit Kokosfasern gesammelt), Nadelholzrinde (Hornspäne untermischen!) sowie saurem Lehm, der allerdings gut mit auflockerndem Sand vermischt werden muss. Dieses Substrat gewährt ein jahrzehntelanges gesundes Wachstum, das man durch pflanzengerechte Düngergaben unterstützen kann.Da Gartenböden dahin tendieren, zu versauern, arbeitet die Zeit sogar mit.
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pearl
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

pearl » Antwort #6 am:

Den ganzen Bodenheckmeck würde ich vermeiden.
völlig richtig.
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ulho
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

ulho » Antwort #7 am:

HiIm Web habe ich gelesen, dass Schlacke/Asche möglicherweise stark basisch ist (pH-Wert bis 12.5), das war mir vorher nicht bekannt. Bei unserem Grundstück (ehemaliger Sportplatz) ist zwar die Schlacke entfernt worden, aber ich kann mir vorstellen, dass durch Auswaschungen der Boden basisch geworden ist (leider haben wir keine Bodenanalyse machen lassen)Im Beet für die Rhododendren ist der vorgefundene Sandboden ziemlich mit dem angelieferten Mutterboden durchmischt worden (der Abwasseranschluss wurde an der falschen Stelle gesucht...). An anderen Stellen liegt der angelieferte Mutterboden etwas 30cm hoch auf dem Sandboden. An der Grenzschicht hat sich an einigen Stellen im Garten der Sand verfestigt (fühlt sich beim Graben an, als ob lauter Steine im Boden sind, holt man diese "Steine" aber heraus, lassen sich diese mit etwas Kraft zerdrücken). Ich habe lange gerätselt, woran das liegt. Mittlerweile vermute ich, dass die Säuren aus dem Mutterboden mit dem Basen aus dem Sand reagieren und die ausgefällten Reaktionsprodukte den Sand verkleben.Seit gut 2 Jahren benutzen wir Rindenmulch (Nadelholz) auf den Beet, der letzte Weihnachtsbaum ist auch dort beerdigt worden. Gedüngt haben wir (zurückhaltend) mit Rhododendrendünger. Beim Pflanzen habe ich Rhododendrenerde verwendet (aber nicht pur, sondern mit dem vorhandenen Boden gemischt). Das reicht bei uns anscheinend noch nicht. (in anderen Vorgärten wachsen auch Rhododendren)Wo bekomme ich eigentlich sauren Lehm und Kokosfasern zu einem vernünftigen Preis her?Ulrich
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pearl
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

pearl » Antwort #8 am:

die Säuren haben mit den Basen nicht reagiert. Es ist so, dass bindige Dinge, also Silikate jetzt im Boden vorhanden sind. Das ist das, was man mit Sandböden im Garten macht, man versucht sie bindiger zu machen. Lehm und Ton, Katzenstreu und Holzasche, so Sachen. Sehen die Rhododendren in Vorgärten sehr gesund aus, oder eher mit gelben Blättern?Moorböden sind arm oder frei von Silikaten. Sand selber ist neutral, es ist Quarz, also Siliziumoxyd.
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ulho
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

ulho » Antwort #9 am:

Mittlerweile haben wir auch die Bodenanalyse vom Gemüsebeet: pH-Wert 7.1 (!), sandiger Lehm, humusarm, hoher Phosphat-Wert (möglicherweise durch Pferdemist, den wir zum Düngen benutzt haben) sonst nährstoffarm.Da bei uns die oberste Bodenschicht, mit dem Sportplatzschotter abgetragen wurde, mussten wir Mutterboden anfahren lassen -- dabei waren die Lieferungen durchaus unterschiedlich.Gut möglich, dass die Erde im Gemüsebeet mit Mergel gemischt ist (kommt in der näheren Umgebung vor), gut möglich auch, dass ein Teil dieses Bodens ins Rhododendren Beet geraten ist. Die Rhododren in den Vorgärten sehen meiner Meinung nach gesund aus, wachsen aber nicht üppig (das mag aber auch daran liegen, dass hier viele Leute Blätter auf den Beeten als Unrat betrachten, dass sofort vollständig entfernt werden muss -- das macht den mageren Sandboden sicher nicht nährstoffreicher).
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ulho
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

ulho » Antwort #10 am:

Zwei Fragen möchte ich mal nachschieben:- gibt es organischen Dünger oder Mulchmaterial, welches überwiegend Kalium und Magnesium liefert (um eine Phosphorüberversorgung zu vermeiden).- eignet sich Rasenschnitt als Mulchmaterial fürs Rhododendrenbeet (pH-Wert) ?
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fars
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

fars » Antwort #11 am:

Ein pH-Wert von 7,1 ist tatsächlich recht hoch für Rh., gleichwohl bleibe ich bei meinem Vorschlag INKARHO-Hybriden zu wählen. Man darf allerdings bei den Sorten nicht zu anspruchsvoll sein.Ob man unter Rh. "aufräumt" ist eher eine Frage des ästhetischen Empfindens. Sofern man keine "Primadonnen" hat (gibt es sowohl bei den Sorten als auch Arten) bleibt sich das gleich. Die Laub- oder Mulchschicht beeinflusst deren Wachstum nicht so signifikant, dass man auf einen besenreinen Vorgarten verzichten sollte. Denn Rh. sind ausgesprochen genügsam. Dennoch plädiere ich für fast alle greifbaren Blattmassen unter Rhododendren, da sdie sich segensreich bei dem Erhalt der Bodenfeuchtigkeit und als Puffer bei Frösten auswirken.Gras würde ich allerdings nicht nehmen, das verklumpen kann und u.U. eine anaerobe Situation schafft. Zudem erhöht es vermutlich den pH-Wert. Zu deinen Düngerwünschen gibt es hier Berufenere. Schrei mal nach Günther.
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*Falk*
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

*Falk* » Antwort #12 am:

Versuchs mit Eichenlaubmulch + N oder gleich mit schwefelsaurem Ammoniak, den verwenden die Profis.http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ammoniumsulfat.jpg&filetimestamp=20080611133409
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Momo
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Re:Frust mit Rhododendren und neutralem Boden

Momo » Antwort #13 am:

Hallo,ich hatte vor Jahren auch sehr ungünstigen Boden für Rhododendren. Ich hab großzügig ausgetauscht, Rhododendronerde untergemischt, einmal pro Jahr mit Rhododvital behandelt und das kam raus ..
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